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Die Leiche im rosa Nachthemd

Die Leiche im rosa Nachthemd

Titel: Die Leiche im rosa Nachthemd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. A. Fair
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— weshalb haben Sie vorhin gesagt, Sie hätten mich gewarnt?«
    »Weil ich es nicht gern habe,
wenn man mich kaltstellt.«
    »Wer stellt Sie denn kalt?«
    »Sie.«
    »Das kapiere ich nicht.«
    »Keine Ausflüchte, Donald...« Sie
redete sich regelrecht in Zorn. »Mrs. Lintig ist in eine große Sache
verwickelt. Alle möglichen Leute interessieren sich plötzlich für sie. Wenn Sie
mich nicht ins Vertrauen ziehen wollen — also, kurz und gut, ich habe Sie
gewarnt.«
    »Wie wär’s denn mit ein paar
nützlichen Tips?« fragte ich.
    »Kommt drauf an. Wollen Sie mir
nicht sagen, wo Sie sich das blaue Auge geholt haben?«
    »Ich bin Charlie begegnet«,
sagte ich.
    »Charlie?«
    »Ja, Sie wissen doch... Ihr
Freund. Er hat mir übelgenommen, daß ich Sie ausgeführt habe.«
    »Ach so.« Sie senkte die Augen
und verbiß sich mühsam ein Lächeln. »War er eifersüchtig?«
    »Sehr.«
    »Haben Sie zuerst
zugeschlagen?«
    »Er war schneller.«
    »Und wer hat die Oberhand
behalten?«
    »Die Sache war sozusagen mit
einem Schlag erledigt.«
    »Ich muß doch mal ein ernstes
Wort mit Charlie reden«, sagte sie. »Er hat sich doch wohl hoffentlich nicht
weh getan?«
    »Ich denke nicht. Es sei denn,
daß er sich an meinem Schädel die Faust verrenkt hat. Wie steht’s jetzt mit
meinen Tips?«
    »Was wollen Sie wissen?«
    »Habt ihr bei der Polizei einen
Bullen, etwa einsachtzig groß, etwa vierzig Jahre alt, Gewicht zwei Zentner,
schwarze Haare, graue Augen, Muttermal auf der rechten Wange. Ein Kerl wie ein
viertüriger Kleiderschrank und bösartig wie ein gereiztes Känguru. Er heißt
nicht vielleicht zufällig Charlie — oder?«
    »Bedaure. Das
Durchschnittsalter unserer Ordnungshüter liegt bei sechzig Jahren. Befördert
werden sie nur, wenn sie politisch richtigliegen. Ihre Hauptbeschäftigung
besteht darin, ortsfremden Touristen Bußgelder aus der Tasche zu ziehen, mit
denen sie ihr Gehalt ein bißchen aufbessern. Haben sie das blaue Auge einem
Bullen zu verdanken?«
    »Wenn ich das wüßte...Ich
überlege mir, ob ich die Annonce wieder zurückziehen soll.«
    »Schon zu spät. Hier ist Ihre
Post.«
    Sie schleppte ein verschnürtes
Bündel Briefe an.
    »Ach, du ahnst es nicht! Mir
haben wohl sämtliche Einwohner eures lieblichen Städtchens geschrieben?«
    »Es sind nur 37 Briefe«, sagte
sie. »Das ist noch gar nichts. Eine Annonce in der Stimme lohnt sich eben!«
    »Ich brauche eine Sekretärin«,
sagte ich. »Sie müßte zwei- oder dreiundzwanzig sein, braune Augen und
kastanienfarbenes Haar haben und gern und oft lachen.«
    »Und müßte vermutlich ihren
Chef anbeten«, ergänzte sie.
    »Natürlich.«
    »Ich kenne niemanden, der alle
diese lobenswerten Eigenschaften in sich vereinigt. Aber ich kann mich ja mal
umhören. Wie lange bleiben Sie, Donald?«
    »Das kommt auf Charlie an. Ich
könnte einen Zweistundenjob gebrauchen.«
    »Als was?«
    »Als Vertreter der Stimme.«
    »Hm. Gesucht wird fixer Junge,
sechsundzwanzig oder siebenundzwanzig Jahre alt, Größe einsfünfundsechzig,
hübsches, dunkles, welliges Haar, nette Augen — eins davon blau angelaufen.
Aber er müßte für die Zeitung arbeiten. Und nicht für seine eigenen Interessen.«
    »Sie sind mit dem Chefredakteur
verwandt?«
    »Ja. Er ist mein Onkel.«
    »Schönen Gruß von mir. Sagen
Sie ihm, Sie hätten einen Reporter eingestellt.« Ich ging zur Tür.
    »Daß Sie uns keine
Verleumdungsklage einhandeln!«
    »Keine Angst.«
    »Sie wollen zu Mrs. Lintig?«
    »Allerdings.«
    »Als Reporter der Stimme?«
    »Erraten.«
    »Ich glaube nicht, daß Onkel
sehr begeistert davon sein wird.«
    »Tut mir in der Seele weh. Dann
hab’ ich also in Oakview außer Charlie noch einen Feind.«
    »Wollen Sie Ihre Post nicht mitnehmen?«
    »Jetzt nicht. Ich schaue später
noch einmal herein. Die Person, die ich vorhin so plastisch beschrieben habe,
könnte nicht zufällig Hilfssheriff bei euch sein, was?«
    »Nein. Die tragen doch
Texashüte. Unsere Hilfssheriffs sind sehr nett.«
    »Der Kerl ist mit allen Wassern
gewaschen«, erklärte ich.
    Sie rief mir nach: »Wenn was
für mich herausspringt, arbeite ich mit Ihnen zusammen.«
    »Geht leider nicht. Ich hab’s
ja versucht — aber es klappt nicht.«
    Ich meinte, in ihren Augen fast
so etwas wie Erleichterung zu sehen. »Okay« nickte sie. »Ich hab’s Ihnen
jedenfalls angeboten.«
    Ich ging zurück ins Hotel. Mrs.
Lintig hatte sich noch nicht in der Halle sehen lassen. Der Empfangschef schlug
mir vor, ich sollte sie doch

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