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Die Leiche im rosa Nachthemd

Die Leiche im rosa Nachthemd

Titel: Die Leiche im rosa Nachthemd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. A. Fair
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eine
Verleumdungsklage anhängen.«
    »Ich bin aber sehr neugierig.
Was tun Sie nun wirklich hier in Oakview?«
    »Ich kenne Sie«, wehrte ich ab.
»Sobald Sie Ihre Geschichte haben, wimmeln Sie mich ab. Nicht jedes Mädchen
kennt sich so gut in der Speisekarte des Palace Hotel aus.«
    »Mein Onkel wird mich nicht
wieder mit Ihnen ausgehen lassen, wenn ich ihm keine Ergebnisse bringe«, sagte
sie.
    »Das ist auch wieder wahr. Ich
werde mir etwas einfallen lassen.«
    »Wie steht’s mit dem Koffer von
Evaline Dell?« fragte sie unvermittelt.
    »Hallo! Was haben Sie da eben
gesagt?«
    »Findig sind Sie, Donald, das
muß Ihnen der Neid lassen! Wir sind Mr. Miller Cross und Miss Evaline Dell
nachgegangen. Ergebnis: Die beiden Namen waren total aus der Luft gegriffen.
Natürlich haben wir uns aber dafür interessiert, was Sie in der Sache weiter
unternommen haben.«
    »Und was habt ihr
herausgefunden?«
    »Daß Sie Fragen wegen des
Koffers gestellt haben.«
    »Und?«
    »Wir haben an die Eisenbahngesellschaft
geschrieben. Heute kam ein Brief, der bestätigt, daß eine Schadensmeldung
eingegangen ist. Der Absender war aber nicht Evaline Dell, sondern Evaline D.
Harris.«
    »Haben Sie ihre Adresse?«
    »Ja. Die Bahn ist eben
pressefreundlich. Selbst wenn wir nur ein unbedeutendes kleines Provinzblatt
sind.«
    »Wollen Sie zu ihr fahren?«
    »Sie?«
    »Kommt drauf an.«
    »Was hat sie gesagt, Donald?«
    Ich schüttelte ablehnend den
Kopf.
    Sie funkelte mich erbost an.
»Das ist aber ein ziemlich einseitiges Spiel, das Sie da treiben.«
    »Ich kann leider Ihr Angebot
nicht annehmen, unsere Informationen zusammenzuwerfen, Marian. Sie arbeiten für
die Zeitung und sind auf einen Knüller aus. Ich habe einen anderen Auftrag, und
dabei kann ich Publicity ganz und gar nicht gebrauchen.«
    Sie zeichnete Kringel und
Kreise auf ein Blatt Papier. Schließlich sagte sie: »Wenigstens weiß ich jetzt,
woran ich bin.«
    »Ist Ihr Onkel da?«
    »Nein. Er ist zum Fischen
gefahren.«
    »Wann?«
    »Gestern früh.«
    »Dann kennt er ja die große
Neuigkeit noch nicht.«
    »Welche?«
    »Mrs. Lintigs Ankunft.«
    »Doch. Das wußte er schon,
bevor er weggefahren ist. Er hat sich noch genau nach ihr erkundigt, bevor er
abgebraust ist.«
    »Und hat Ihnen die Aufgabe
überlassen, einen tollen Artikel darüber zu schreiben?«
    Sie vertiefte sich wieder in
ihre surrealistischen Kritzeleien. Es dauerte eine ganze Weile, bis sie
antwortete. »Für die Zeitung ist es keine so große Sache, Donald. Niemand
interessiert sich mehr besonders für Mrs. Lintig. Das sind alte Geschichten. Die
Leute, die sie damals gekannt haben, sind fort.«
    »Es muß damals eine große
Abwanderung gegeben haben«, meinte ich.
    Sie nickte. »Wenn es mit einer
Stadt erst einmal bergab geht, gibt es meist kein Halten mehr. Wer irgend
konnte, hat sich davongemacht.«
    »Aber Ihren Onkel scheint das
nicht gestört zu haben.«
    »Nein. Er ist hier geboren. Ein
alter Baum läßt sich nicht mehr verpflanzen.«
    »Und Sie?«
    Ihre Augen sprühten. »Wenn ich
nur eine Möglichkeit hätte, dieses Nest zu verlassen, würde ich lieber heute
als morgen weggehen.« Sie zeigte auf einen Garderobenschrank. »Wenn mir einer
sagen würde: Du kriegst einen guten Job in der Stadt, wenn du gleich mitkommst,
gehe ich sogar ohne Hut und Mantel.«
    »Wenn Ihnen diese Stadt so
zuwider ist, begreife ich nicht, weshalb Sie nicht schon längst das Weite
gesucht haben.«
    »Eines Tages tue ich es
bestimmt.«
    »Und was sagt Charlie dazu?«
    »Lassen Sie gefälligst Charlie
aus dem Spiel!«
    »Ist Ihr Freund vielleicht
zufällig ein Kleiderschrank von Mann mit einem Muttermal auf der Wange?«
    Sie kritzelte wie besessen.
»Ich hab’s nicht gern, wenn man mich durch den Kakao zieht.«
    »Ich ziehe Sie ja gar nicht
durch den Kakao. Ich frage nur.«
    »Sie machen mir nichts vor,
Donald. Es braut sich was zusammen. Wenn ich rauskriegen könnte, was es ist,
hätte ich endlich einen Aufhänger, diesem Kaff den Rücken zu kehren.«
    »Na, dann viel Glück.«
    Ich ging zur Tür.
    Ihr Blick bohrte sich in meinen
Rücken. Ich sah sie förmlich vor mir — ein bißchen ärgerlich, ein bißchen
sehnsüchtig —, aber ich schaute mich nicht mehr um.
    Ich ging zum Hotel und erfuhr
vom Empfangschef, daß ich aus Los Angeles verlangt würde. Ich ging auf mein
Zimmer und meldete mich. Es war Bertha. »Das darfst du nie wieder tun, Donald«,
flötete sie.
    »Was denn?«
    »Wie eine beleidigte Primadonna
verschwinden und

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