Die Leichenuhr
bestimmtes Thema.«
»Klar. Es ging um Frauen.«
»Mögen Sie Frauen.«
»Aber immer.«
»Auch die beiden Kollegen?«
Beinahe hätte sich Tom aufgerichtet, denn Suko hatte durch seine Frage genau das richtige Thema angesprochen. »Und ob die Frauen mochten. Die waren unheimlich scharf.«
»Auf wen denn?«
»Na ja, auf Lizzy.«
Aus dem Augenwinkel entdeckte Suko, daß sich Tonio Baresi spannte.
Nur für einen winzigen Moment, doch das hatte ihm gereicht. Mit seiner Frage hatte Suko wohl einen wunden Punkt getroffen. Allerdings ging er darüber hinweg und tat so, als sei nichts gewesen.
»Wer ist den Lizzy?«
»Die arbeitet hier.«
Suko schüttelte den Kopf. »Nein, glaube ich nicht. Ich habe diesen Namen noch nie gehört.«
»Ich muß Ihnen da etwas erklären«, sagte Baresi, hob eine Hand und rutschte auf seinem Stuhl vor.
»Da bin ich aber gespannt«, murmelte Suko mit samtweicher Stimme.
»Ich habe erwartet, daß Sie mit offenen Karten spielen, Mr. Baresi. Und jetzt so etwas.«
»Ich habe mit offenen Karten gespielt, aber eine Person, die nicht hier ist, können Sie nicht befragen.«
»Sie meinen, sie ist nicht in der Nähe.«
»Wann kommt sie zurück?«
»Das kann dauern…«
»Wann?«
»Ich weiß es nicht, verdammt. Ich habe Sie heute früh weggeschickt. Sie muß in London einige Besorgungen für mich machen. Sie wird mit einer Bank verhandeln, ich brauche da einen kleinen Überbrückungskredit, und sie wird auch noch einige Vorbereitungen treffen müssen, die unsere Gastspielreise im nächsten Jahr betreffen. Es wird Zeit, in nicht einmal zwei Monaten ist das alte Jahr vorbei.«
»Das weiß ich.«
»Zwei Tage wird Lizzy schon brauchen. Erst dann können Sie mit Ihr reden. Wollen Sie solange hier auf sie warten?«
Das hatte Suko nicht vor. Er ging allerdings davon aus, daß ihn dieser Baresi belogen hatte. Für ihn stand nicht fest, daß sich die Frau in London aufhielt. Er konnte sie andererseits auch nicht als Verdächtige einstufen, aber sie mußte möglicherweise mehr über die beiden Männer wissen und auch über andere Dinge, die hier passiert waren. Unter Umständen war sie sogar aus dem Weg geschafft worden.
Suko schaute Baresi an. Der hob nur die Schultern und meinte, daß er nicht mehr sagen könne.
»Es hat mir auch schon gereicht«, erklärte der Inspektor.
Baresi muckte auf. »Wie meinen Sie das denn?«
»Wie ich es sagte.« Er wandte sich wieder an Tom Packard. »Ich gehe mal davon aus, daß auch Sie Lizzy kennen.«
Toms Augen bekamen einen gewissen Glanz. »Und ob ich die Frau kenne. Die ist einfach spitze, aber für unsereins tabu. Wir können sie nur anschauen.«
»Die beiden anderen haben das auch getan, oder war da mehr geschehen?«
»Was meinen Sie damit?«
»Ist Lizzy von ihnen angemacht worden?«
»Nein. Glaube ich nicht.«
»Glauben oder wissen Sie es nicht?«
Tom zog ein säuerliches Gesicht. »Kann ich mir nicht vorstellen. Alle haben zuviel Angst gehabt. Die hat sich mit solchen wie uns nicht abgegeben. Die hatte andere Chancen…«
Suko wollte zum Abschluß kommen und fragte: »Und sonst wissen Sie nichts, Tom?«
»Nein, gar nichts.«
»Okay, dann bleibt noch einer, wenn Lizzy nicht hier ist. Sagen Sie Mr. Sinclair Bescheid.« Suko hatte es wie nebenbei gesagt, und schrak schon zusammen, als er die Antwort hörte.
»Der ist nicht da.«
Suko blieb still sitzen. Er legte die Stirn in Falten und zog die Mundwinkel schief. Es wurde kein Lächeln, höchstens ein knappes, leicht spöttisches Grinsen. »Auch nicht da? Ist er mit Lizzy weg?«
»Nein, das nicht.«
»Sondern?«
»Ich habe mit ihm am Karussell gearbeitet, was Sie ja gesehen haben, Inspektor. Sie sind gegangen. John blieb noch und wollte mal austreten.«
»Was er auch tat?«
»Ja.«
»Was passierte dann?«
Tom hob die mächtigen Schultern. »Eigentlich nichts. Er ging weg und kam nicht mehr zurück.«
»Ach so. Wo befindet sich denn hier die Toilette?«
Packard grinste. »Die benutzen wir nur selten. Der wird im Freien gepinkelt haben. Doch er ist noch nicht zurück.«
»Das ist komisch.«
»Meine ich auch, Inspektor.«
Suko drehte sich und schaute den Direktor an. Der hob beide Arme.
»Hören Sie, Inspektor, ich habe damit nichts zu tun. Ich wasche meine Hände in Unschuld. Ich bin ebenso überrascht worden wie Sie. Aber ich versichere Ihnen, daß ich mir Sinclair vornehmen werde. Er ist jetzt schon gefeuert.«
»Das bringt mich auch nicht weiter.«
»Sehe ich ein. Zudem
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