Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Leichenuhr

Die Leichenuhr

Titel: Die Leichenuhr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
schwerfällig um. Mit dem Handrücken wischte er noch über seine Lippen und durch das Bartgestrüpp. »Ah, Sie sind es, Chef.«
    »Ja, ich.« Der Direktor betrat die Plattform. Er schob sich an einem Elefanten vorbei. Neben Tom blieb er stehen und nickte zweimal.
    Packrad war auf dem falschen Dampfer, als er sagte: »Sorry, Chef, aber Sinclair ist noch nicht wieder aufgetaucht.«
    »Das dachte ich mir.«
    »Ich weiß ja auch nicht, warum er abgehauen ist. An mir hat es nicht gelegen. Wir beide haben uns eigentlich ganz gut vertragen. War ein guter Kumpel.«
    »Das bestreitet keiner.«
    Tom hob die Schultern und wußte nicht mehr, was er noch sagen sollte.
    An seine Aussagen dachte er nicht mehr, aber Baresi brachte das Gespräch wieder in Gang.
    »Du hast da etwas von Lizzy gesagt.«
    »Stimmt.«
    »Magst du sie?«
    Tom grinste breit. »Da fragen Sie noch, Chef. Ich kenne keinen Mann, der sie nicht mag. Sie ist eine Wucht.«
    »Weiß ich.«
    »Klar, Chef, sie ist ja oft bei Ihnen.« Tom wurde rot, weil er zuviel gesagt hatte. Dafür hörte er das meckernde Lachen des Direktors. »Im Prinzip hast du recht. Sie ist eine Wucht, das kann ich nur bestätigen. Aber sie hat auch Wünsche, weil sie eine Frau ist. Verstehst du mich?«
    »Noch nicht, Chef.«
    »Dann will ich es dir sagen. Sie möchte sich mal mit anderen Männern unterhalten. Jedenfalls hat sie mir das zu verstehen gegeben, und da habe ich sie natürlich gefragt, was dahintersteckt. Sie gab mir auch eine Antwort. Willst du sie hören, Tom?«
    »Klar, Chef.«
    »Lizzy will eine neue Nummer einstudieren und sucht dazu einen neuen Partner.«
    »Toll.«
    »Fällt der Penny?«
    »Nein, noch nicht, aber…«
    Toms Gesichtszüge froren ein. Dann tippte er mit der rechten Zeigefingerspitze gegen seine Brust. »Soll ich dieser Partner sein?«
    Baresi genoß die Situation. Er kniff ein Auge zu. »Nun ja, Tom, ich will ehrlich zu dir sein. So genau hat sie das nicht gesagt, aber ich will auch nicht verhehlen, daß dein Name gefallen ist. Das wollte ich dir noch sagen.«
    Tom konnte es nicht fassen. Er wich so weit zurück, bis er gegen die Tür des Kassenhäuschens stieß. »Chef, Chef.«
    »Ja, was ist?«
    »Sie machen doch einen Witz, Chef.«
    »Nein.«
    »Lizzy hat mich doch nie angeschaut.«
    Jetzt zeigte Baresi auf ihn. »Das sagst du, weil du nie so richtig hingeschaut hast. Insgeheim hat sich Lizzy schon für dich interessiert. Ich weiß es. Sie hat es mir schon gesagt. Außerdem machen Frauen das nicht so auffällig.«
    »Das… das kann sein.«
    »Deshalb bin ich zu dir gekommen. Wir werden jetzt gemeinsam zu ihr gehen.«
    Tom holte mit offenem Mund Luft. »Wir…?« lachte er. »Jetzt gleich?«
    »Genau.«
    Er wischte seine Hände an der Hose ab. »Aber Chef, wie sehe ich denn aus?«
    »Nach Arbeit, mein Junge. Die hat noch niemals geschändet. Laß es gut sein, zudem kennt dich Lizzy so und nicht anders. Du willst ja nicht mit ihr tanzen. Noch nicht…«
    Tom wußte nicht, wie er sich verhalten sollte. Er war völlig von der Rolle.
    Heute war ein irrer Tag. Da erfüllte sich ein Traum. Lizzy wollte ihn, ausgerechnet ihn! Daß Baresi ihn angelogen hatte, konnte er sich nicht vorstellen.
    Nein, so etwa tat ein Direktor nicht. »Können wir dann gehen?«
    »Jetzt schon?«
    Tonio Baresi schenkte dem einfältigen Tom ein Lächeln. »Sie wartet, mein Junge.«
    Tom nickte. Er freute sich diebisch, um einen Moment später zusammenzuschrecken. Sein Gesicht verfinsterte sich wieder, und er fuhr seinen Chef an. »Warum belügen Sie mich?«
    »Ich dich belügen?«
    »Ja.«
    »Pardon, aber das mußt du mir erklären.«
    Packard trat dicht an ihn heran. »Es ist ganz einfach. Sie haben selbst gesagt, daß sich Lizzy in London aufhält. Ich war dabei, ich habe es gehört und…« Er sprach nicht mehr weiter, weil ihn das Lachen des Direktors störte.
    »Meine Güte, Tom. Du darfst doch nicht alles glauben, was ich einem Bullen erzähle. Natürlich ist Lizzy hier. Ich wollte nur nicht, daß Sie mit diesem komischen Sherlock Holmes redet. Die Bullen dürfen zwar alles essen, aber nicht alles wissen. Capito?«
    Tom starrte ins Leere. Es dauerte eine Weile, bis er begriffen hatte, dann lachte auch er. »Natürlich, Chef, klar, jetzt habe ich begriffen. Sie wollen nicht, daß die Bullen zuviel erfahren.«
    »Richtig.«
    Mit der nächsten Frage bewies Tom Bauernschläue. »Worüber denn nichts, Chef?«
    »Das ist einzig und allein meine Angelegenheit. Ich rede nicht gern

Weitere Kostenlose Bücher