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Die Leidenschaft der Wölfe (German Edition)

Die Leidenschaft der Wölfe (German Edition)

Titel: Die Leidenschaft der Wölfe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noelle Mack
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er tatsächlich hier lebte, das Zimmer, in dem sie sich befand, zeigte keinerlei Anzeichen dafür. Im Gegenteil – es schien eindeutig von weiblicher Hand eingerichtet worden zu sein.
    So leise es ging, unterzog sie die Regale einer genaueren Untersuchung, öffnete und schloss einige Schubladen, fand aber nichts von Belang. Es schien genau die Art von Raum zu sein, die für erotische Stelldicheins benutzt wurde. Ein Raum mit allem möglichen sinnlichen Komfort, aber ohne etwas Beständiges.
    Hungrig und unglaublich durstig – von dem Wasser aus dem Krug wollte sie nicht trinken – setzte Angelica sich in einen Lehnsessel und dachte darüber nach, wann sie Victor das letzte Mal gesehen hatte.
    Ihr Stiefbruder war auf seine eigene Weise durchaus schneidig gewesen. Er war wie das jüngere Ebenbild seines rüpelhaften Vaters – ihres Stiefvaters. Samuel Broadnax hatte sich selbst stets als Gentleman bezeichnet, war aber definitiv keiner gewesen. Irgendwann war er von einem tödlichen Fieber befallen worden und zwei Tage nach ihrer Mutter unbeklagt gestorben.
    Sosehr sie sich auch bemühte, Angelica konnte einfach keinerlei zärtliche Gefühle für die Dame aufbringen, die sie vom Tag ihrer Geburt an abgelehnt hatte und sie sofort in die Obhut einer ganzen Reihe von Kindermädchen und Gouvernanten gegeben hatte.
    Alles unsympathische und ernste Frauen, von denen ihr nicht eine Einzige auch nur die geringste Freundlichkeit entgegengebracht hatte. Und zwar auf Anweisung ihrer Mutter. Daran gab es keinen Zweifel, denn Angelica hatte vor einiger Zeit handschriftliche Instruktionen für jedes einzelne Kindermädchen gefunden, die alle in der Handschrift ihrer Mutter verfasst gewesen waren.
    Schon das geringste Vergehen war von Angelicas Betreuerinnen mit grausamen Schlägen mit einer Birkenrute geahndet worden – auf die nackten Beine, und das bis weit in ihre Adoleszenz hinein. Die junge Frau war damals einfach zu feige gewesen, um an Flucht auch nur zu denken, und hatte die Schläge nach all den Einschüchterungen und sinnlosen Grausamkeiten ihrer Kindheit einfach über sich ergehen lassen.
    Die späte Entdeckung, dass ihr etwas älterer Stiefbruder es über alle Maßen genossen hatte, diesen Bestrafungen beizuwohnen, hatte sie außerordentlich schockiert. Besonders, da sie seinerzeit keine Ahnung von seiner Anwesenheit gehabt hatte.
    Durch den einzig mitfühlenden Dienstboten des Hauses hatte Angelica erfahren, dass der junge Master Victor sich seine Anwesenheit bei ihren Bestrafungen durch Bestechung gesichert hatte. Und durch beiderseitig befriedigende Übungen in Perversion mit der Frau, die sich sowohl Angelicas Geographiestunden als auch den Schlägen mit großer Energie angenommen hatte.
    Das geographische Wissen hatte sich später allerdings als durchaus nützlich erwiesen. Ohne das Studium der Karten hätte Angelica sich niemals in London zurechtgefunden, als sie schließlich tatsächlich aus dem Landhaus ihres Stiefvaters geflüchtet war.
    Nur mit einem kleinen Beutel Geld und den Kleidern, die sie am Leib trug, hatte sie überlebt und war wegen ihrer Schönheit und ihrer Herkunft sofort von einem Dienstbotenbüro als Zofe vermittelt worden.
    Die Congreves waren der letzte von drei dieser Haushalte gewesen. Dort hatte sich schnell herausgestellt, dass es fast unmöglich war, dem Griff von Mr. Congreves feuchten Händen zu entgehen. Und seine Frau hatte Angelica ebenso verabscheut. Sie hatte unbedingt weggewollt und bereits am Abend gewusst, als man ihr die Aufsicht über die Mäntel und Pelze übertragen hatte, dass dies vielleicht ihr letzter im Haushalt war.
    Bis Semjon Taruskin aufgetaucht war, um seinen Mantel an der falschen Stelle abzugeben, hatte Angelica allerdings nur vorgehabt, später ein wenig spazieren zu gehen.
    Er war freundlich, ja sogar überaus höflich gewesen, und Angelica war weder das eine noch das andere gewöhnt. Als er seinen Namen genannt hatte, war ihr sofort eingefallen, dass sie ihn schon einmal in einer der nicht enden wollenden Klatschgeschichten der weiblichen Bediensteten des Congreve-Haushalts gehört hatte.
    Außerdem hatte sie das Gefühl, ihn schon einmal irgendwo gesehen zu haben. Es war wirklich durchaus möglich, dass der junge Mann ihr auf einem ihrer Streifzüge bereits begegnet war. Bei den seltenen Gelegenheiten eines halben freien Tages hatten die Parks von London ihr immer eine willkommene Pause von ihren anstrengenden Verpflichtungen geboten.
    Sie war

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