Die Leidenschaft der Wölfe (German Edition)
selbst, den anderen schob sie ihrem Schützling zu, sodass beide Frauen ein wenig abgetrennt von der Gästeschar das Geschehen beobachten konnten.
«Der Herr hat gesagt, du sollst zuschauen und lernen», erklärte Lucy im spröden Ton einer Gouvernante. «Dein Stiefbruder wird nicht zugegen sein. Er fühlt sich nicht wohl.»
Dafür war Angelica überaus dankbar.
Die nicht gerade wenigen Gäste, die bereits eingetroffen waren, unterhielten sich lautstark. Sie waren zwar nicht sonderlich schockierend gekleidet, aber der Aufzug der Frauen ließ sich doch als durchaus freizügig bezeichnen. Die Mieder schienen nur an den Brustwarzen etwas Halt zu finden, und die Kleider waren so hochgeschlitzt, dass bereits einige der männlichen Besucher die Schenkel darunter einer genaueren Betrachtung unterzogen.
Die Männer waren zwar nicht sonderlich attraktiv, schienen aber alle äußerst gut betucht zu sein. Und dafür, dass es sich um Herrenhosen handelte, waren ihre Beinkleider ausgesprochen eng.
Angelica vermutete, dass einige von ihnen sich etwas in die Hosen gestopft hatten, um ihre besten Stücke größer wirken zu lassen. Wie sehr würde die Gesellschaft sich wohl amüsieren, wenn irgendein gieriges Flittchen die erste dieser falschen Beulen enttarnen würde? Allein der Gedanke war schon abstoßend.
Angelica musste zu ihrer Schmach zugeben, dass St. Sin der bestaussehende Mann hier war – sosehr sie ihn auch verabscheute.
Aber das tut nichts zur Sache, sagte sie sich. Sie würde ihre Emotionen unter Kontrolle halten und so objektiv wie möglich sein. Denn nur dann würde sie den richtigen Moment abpassen können, um zu fliehen.
Ihr fiel auf, wie jedes Mal ein Raunen durch die Menge der Frauen ging, wenn Sin an ihnen vorbeistolzierte. Er blieb an jedem Tischchen stehen und unterhielt sich mit den Leuten. Einige Damen hielten ihm die Hand zum Kuss entgegen und erhoben sich dabei ein wenig, als wollten sie ihm einen möglichst guten Blick auf ihre Brüste gewähren.
Und Sin betrachtete all die weibliche Haut mit demselben lebhaften Interesse.
Einige der Männer gingen sogar so weit, die Röcke der Frauen zu lüften, die bei Sin saßen – fast so, als würden sie ihm die Damen zur Bewertung präsentieren. So strich er über diverse gepuderte Schenkel und küsste unter anderem auch einen hübschen, nackten Fuß, der direkt vor seinen Mund gehalten wurde. Dabei ließ er es sich natürlich nicht nehmen, einen Blick auf die nackte Scham zu werfen, die sich ihm in dieser Stellung ebenfalls zeigte.
Angelica merkte schnell, dass er irgendeine Art Auswahl unter den weiblichen Gästen traf.
Die drei Frauen, die er schließlich mittels bloßer Berührung aussuchte, erklommen eine niedrige Bühne. Und sofort erstarb das Geschnatter der lauten Gästeschar.
Anscheinend begann jetzt eine Art Theaterstück oder vielleicht auch ein Wettbewerb – Angelica war sich nicht sicher.
Die erste Frau hob langsam ihre Röcke und zeigte unter wildem Applaus ihre sehr ansehnliche Möse. Und als sie sich umdrehte, um auch noch ihren drallen Po zu präsentieren, fixierte sie die Röcke mit den Ellbogen so, dass sie gleichzeitig mit den Händen an ihren Pobacken herumspielen konnte.
Ein schönes Kunststück – die Menge war begeistert von ihrer Lüsternheit.
Sin sprang sogar auf die Bühne und applaudierte wie wild, während die Frau sich wieder unter die Gäste mischte.
Die zweite Frau war blond und blass. Sie schob einfach nur ihr Kleid über die Schultern und stand splitternackt und fast weiß leuchtend da. Auf Angelica wirkte die helle Haut sehr unnatürlich, sie vermutete, dass der Effekt durch irgendeine Art Puder erzielt worden war. Aber die Zuschauer waren erneut begeistert und überschütteten das blonde Mädchen mit bewundernden Zurufen. Ihr Schamhaar war so fein, dass man es kaum sah, dafür aber sehr wohl die rötliche Spalte darunter erkennen konnte. Sie war anscheinend nur auf der Bühne, um dort wie eine Statue betrachtet zu werden, trat aber schließlich irgendwann ebenfalls unter großem Applaus ab.
Die dritte Frau streckte Sin eine Hand entgegen und kniete sich vor ihn hin. Eine Bittstellerin, dachte Angelica bei sich. Wie die Frauen von der Akademie, die Anweisungen der sinnlichsten Art begehrten.
Plötzlich zog Sin eine Gerte aus seinem Mantel und hielt sie festumschlungen in der Hand. Es erklangen fast tierähnliche Laute der Zustimmung – Gebrüll von den Herren, kleine Schreie von den Damen.
Sin ließ die
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