Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Leopardin

Titel: Die Leopardin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
Vom Netzwerk:
an.«
    »Klingt ganz einfach.«
    Der Champagner kam, und Dieter Franck füllte zwei Gläser. Er entschloss sich, ihr nichts vorzumachen. »Ja, im Grunde sollte es ganz einfach sein. Aber es ist nicht gänzlich ungefährlich. Wenn der Agent Mademoiselle Lemas früher schon einmal gesehen hat, weiß er auf Anhieb, dass du eine Schwindlerin bist, und dann könnte es für dich kritisch werden. Bist du bereit, dieses Risiko auf dich zu nehmen?«
    »Ist das wichtig für dich?«
    »Er ist wichtig für den Kriegsverlauf.«
    »Der Kriegsverlauf ist mir egal.«
    »Es ist auch für mich persönlich wichtig.«
    »Dann tu ich ‘s.«
    Er hob sein Glas. »Ich danke dir.«
    Sie ließen die Gläser klingen und tranken.
    Draußen auf dem Platz krachte eine Salve Gewehrschüsse. Durch das Fenster des Cafés sah Franck drei Körper zusammengesackt in den Seilen hängen, mit denen man sie an die Pfosten gefesselt hatte. Er sah mehrere Soldaten in einer Reihe stehen; sie senkten gerade ihre Gewehre. Und er sah eine Gruppe von Menschen, die das Geschehen schweigend verfolgte.
    Die kriegsbedingten Sparmaßnahmen wirkten sich auf das Leben in Soho, dem Rotlichtviertel im Herzen des Londoner Westends, kaum aus. Wie eh und je zogen bierselige junge Männer torkelnd durch die Straßen, die meisten von ihnen jetzt allerdings in Uniform. Wie eh und je flanierten auf den Gehsteigen die gleichen grell geschminkten Mädchen in eng sitzenden Kleidern und hielten nach potenziellen Kunden Ausschau. Die Leuchtreklamen an Clubs und Bars waren wegen der Verdunkelung zwar ausgeschaltet, doch hatten alle Etablissements geöffnet.
    Gegen zehn Uhr abends betraten Mark und Flick den Criss-Cross Club. Der Manager, ein junger Mann in Smoking und roter Fliege, begrüßte Mark wie einen Freund. Flick war in gehobener, optimistischer Stimmung. Mark kannte eine Fernmeldetechnikerin, und sie, Felicity, würde die Frau in Kürze kennen lernen. Ihr Bruder hatte nicht viel von ihr erzählt, außer dass sie mit Vornamen Greta hieß, wie der berühmte Filmstar. Als Flick mehr über sie erfahren wollte, hatte er nur gesagt: »Du musst sie dir schon selber anschauen.«
    Während Mark den Eintritt bezahlte und mit dem Manager ein paar Belanglosigkeiten wechselte, fiel Flick auf, wie sich ihr Bruder plötzlich veränderte. Mark ging auf einmal mehr aus sich heraus, seine Stimme klang munterer, seine Gestik wurde theatralisch. Hat er eine zweite Persönlichkeit, die er erst anlegt, wenn’s dunkel ist?, dachte sie.
    Sie stiegen die Treppe hinab, die in ein Kellerlokal führte. Der Raum unten war verqualmt und trübe beleuchtet. Auf einer niedrigen Bühne war hinter einer kleinen Tanzfläche eine fünfköpfige Band zu erkennen. Ein paar Tische standen herum, und die im Dunklen liegenden Zimmerwände waren von kleinen Nischen gesäumt. Flick hatte sich schon gefragt, ob Mark sie vielleicht in einen Club »nur für Männer« führen würde, eine Lokalität also, welche sich auf Jungs wie Mark spezialisiert hatte, die »nicht zum Heiraten geschaffen« waren. Ihre Vermutung bestätigte sich indessen nicht: Obwohl die Männer in der Überzahl waren, fand sich auch eine Reihe Mädchen unter den Gästen, und einige von ihnen trugen wunderschöne, extravagante Kleider.
    »Hallo, Markie«, sagte ein Kellner und legte Mark die Hand auf die Schulter. Für Flick hatte er nur einen feindseligen Blick übrig.
    »Darf ich dir meine Schwester vorstellen, Robbie?«, sagte Mark. »Sie heißt Felicity, wird aber nur Flick genannt.«
    Die Miene des Kellners hellte sich sofort auf. Er lächelte Flick freundlich an, sagte: »Es freut mich sehr, Sie kennen zu lernen«, und geleitete die beiden zu einem freien Tisch.
    Flick vermutete, dass Robbie sie für eine Freundin von Mark gehalten und ihr insgeheim vorgeworfen hatte, Mark »auf die andere Seite« gezogen zu haben. Das Eis war erst gebrochen, als Robbie erfuhr, dass sie Marks Schwester war.
    Mark sah den Kellner von unten herauf an, lächelte und fragte: »Wie geht’s Kit?«
    Robbie schien unwillkürlich zusammenzuzucken und sagte: »Ach, ganz gut, glaube ich.«
    »Ihr habt euch gestritten, oder?«
    Mark gab sich sehr charmant; er flirtete fast mit Robbie. Flick hatte ihren Bruder noch nie so erlebt. Vielleicht ist das sogar der eigentliche, der echte Mark, dachte sie. Die andere Persönlichkeit, die er diskreterweise am Tage zur Schau trägt, ist wahrscheinlich nur Verstellung.
    »Wir streiten uns eigentlich immer«, gab Robbie zurück.
    »Er

Weitere Kostenlose Bücher