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Die letzte Aussage

Die letzte Aussage

Titel: Die letzte Aussage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Keren David
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entkomme.
    »Also … Tyler …«, sagt sie. »Du hast uns in all den Jahren so gefehlt.«
    Echt? Warum seid ihr dann nicht mal vorbeigekommen?
    »Besonders deinem Dad. Er freut sich bestimmt sehr, dass er dich wiedersieht. Der arme Danny, es ist sehr schwer für ihn gewesen.«
    Schwer für ihn? Und was ist mit mir? Ich muss mir auf die Zunge beißen, damit ich nichts sage.
    »Meine Eltern haben nicht allzu viel mit ihm zu tun, aber du würdest dich doch bestimmt freuen, ihn wiederzusehen, oder?«, fragt sie. »Du hast in den vergangenen Jahren bestimmt viel an ihn gedacht.«
    Um Himmels willen! Ich habe keine Lust, mit ihr darüber zu reden, was ich für jemanden empfinde, der mir noch nicht mal eine Geburtstagskarte geschickt hat. Ihr Lächeln gerät ein bisschen aus der Spur. Wahrscheinlich fragt sie sich, ob ich überhaupt sprechen kann.
    »Vielleicht möchtest du, dass ich ihn anrufe«, sagt sie.
    »Nein«, erwidere ich rasch. »Kein Interesse. Ich bleibe nur so lange hier, wie ich muss, dann gehe ich wieder zu meiner Gran und meiner Mum und ihr könnt mich alle wieder vergessen.«
    »Niemand hat dich je vergessen«, sagt sie, aber mir reicht es jetzt. Ich schiebe mich an ihr vorbei und marschiere die Treppe hinauf.
    Patrick redet mit Helen und Archie. Ich bleibe draußen stehen und höre, wie er sagt: »Tyler ist mit so gut wie nichts hierhergekommen, Archie, und du hast nicht in seinen Sachen herumzuwühlen«, dann öffne ich die Tür. Alle sehen mich an, und ich merke, dass es Archie überhaupt nicht passt, dass ich mitgehört habe, wie er einen Anschiss gekriegt hat.
    »Es tut mir leid, Helen«, murmele ich. »Tut mir leid, Archie.« Ich ziehe seinen Namen in die Länge, damit es sich möglichst so anhört, als tue es mir kein bisschen leid.
    »Ich glaube, das kannst du besser, Tyler«, sagt Patrick. »Versuch es noch einmal.«
    Herrgott. Das ist ja wie in der Vorschule.
    »Hmmm … Es tut mir wirklich leid, Helen, ich hätte dein Handy nicht einfach so nehmen sollen, ohne um Erlaubnis zu fragen. Ich habe es nur getan, weil ich dringend jemanden anrufen musste, es wird nicht wieder vorkommen. Vielleicht kann ich dir die Kosten für das Gespräch ersetzen. Ich verspreche, dass ich nie wieder ohne Erlaubnis was von deinen Sachen nehmen werde.«
    Sie sieht ein bisschen verdutzt aus und sagt: »Danke. Selbstverständlich darfst du das Telefon jederzeit benutzen.«
    »Nein, das darf er nicht«, widerspricht ihr Patrick. »Hast du schon vergessen, was Louise gesagt hat? Keine Anrufe.«
    Ich hoffe, dass er vergessen hat, dass ich mich noch nicht ordentlich bei Archie entschuldigt habe, aber nein, das wäre wohl zu viel verlangt.
    »Und jetzt dein Cousin«, sagt Patrick. Ich habe fast den Eindruck, dass es ihm richtig Spaß macht. Was für ein Sadist.
    »Es tut mir sehr, sehr leid, Archie, dass ich dich an den Haaren gezogen habe, und ich hoffe, dass du nicht ernstlich verletzt bist, und ich werde dich auch nie wieder an den Haaren ziehen«, sage ich durch fest aufeinandergebissene Zähne.
    »Schon viel besser«, lobt mich Patrick. »Aber denke daran, Archie, dass Tyler sich eine große Hintertür offengelassen hat. Du solltest dich also vorsehen, wenn du dich ihm in Zukunft näherst. Was hast du ihm jetzt zu sagen?«
    »Es tut mir leid, dass ich deinen Schal angefasst und dich ausgelacht habe«, sagt Archie. »Ich hoffe, dass ich deine Gefühle nicht allzu sehr verletzt habe. Ich wollte nur Spaß machen.« Ebenso gut hätte er mich ein lächerliches, hypersensibles Wickelkind nennen können. Aber Patrick lässt es ihm durchgehen.
    »Sehr schön«, sagt er. »Ich sehe schon, dass wir alle blendend miteinander auskommen werden. Jetzt gehe ich mit Meg spazieren. Du kommst besser mit, Archie.«
    Ich bin froh, dass mich alle allein lassen. Ich brauche Platz zum Atmen und ein bisschen Zeit, um mich an die Vorstellung zu gewöhnen, dass ich das Zimmer mit jemandem teilen muss, dass ich einen Cousin und eine neue Tante habe, dass Patrick entschieden hat, dass ich Grenzen und Disziplin brauche. Ich muss mein Revier neu abstecken, dafür sorgen, dass meine Sachen alle in Sicherheit sind, dafür sorgen, dass das Bett ordentlich gemacht ist.
    Aber als ich sie unten in der Diele höre und Meg aufgeregt bellt und die Tür hinter ihnen zuknallt, fühle ich mich leer und traurig und alleingelassen, und ich bin sogar ein bisschen neidisch. Dabei weiß ich nicht einmal genau, warum.

Kapitel 8
Grumpy
    Archie hat einen Laptop.

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