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Die letzte Aussage

Die letzte Aussage

Titel: Die letzte Aussage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Keren David
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kümmern,dieses Bedürfnis … Wie nah sie ist, wie wunderschön, diese weiche, glitschige Süße ihrer Haut …
    Dann höre ich auf. Ich kann das nicht tun. Herrgott noch mal. Was stimmt mit mir nicht?
    »Du hast es versprochen«, sage ich. »Du hast versprochen, dass du damit aufhörst.«
    »Ich habe aufgehört«, erwidert sie. »Ehrlich. Aber als du … Ich wusste überhaupt nicht, was los ist. Ich wusste nicht, wer du bist. Diese Mail von dir.«
    Aha. Verstehe. Ich bin dran schuld.
    »Ich hätte sie nie abschicken sollen.«
    »Es ist nicht nur die Mail. Archie hat gesagt, du hättest im Hostel gezündelt. Du hättest das ganze Haus abbrennen können. Ich weiß auch nicht …« Ihre Stimme ist ganz zittrig geworden. Vielen Dank, Archie.
    »Ich habe nicht gezündelt. Jedenfalls wollte ich nichts anzünden. Aber meine Klamotten waren voller Hundekacke, Claire, es war echt ekelhaft. Ich wollte das Zeug loswerden.«
    Sie sieht mich mit ihren großen Augen an, und ich sehe, wie sie mit sich kämpft. Auch ich kämpfe innerlich, weil sie mir so viel bedeutet, aber ich weiß überhaupt nicht mehr, ob ich wirklich gut für sie bin.
    »Ich bin nicht mit allem so richtig gut klargekommen, Claire … Ich glaube, ich bin ein bisschen … ein bisschen …«
    Ich will gleichzeitig atmen und reden. Am besten wäre es, ich würde die Klappe halten. Ich spüre immer noch ihre Haut, die meine Finger elektrisiert.
    » … ein bisschen … äh … gestresst. Ich habe dieses … dieses posttraumatische Belastungs-Dingsbums. Kannst ja mal googeln. Ziemlich kompliziert, das alles.«
    »Aha«, sagt sie. »Aber was ist mit deiner Mail? Jetzt habe ich alles nur noch schlimmer gemacht.«
    Ich muss verhindern, dass sie sich Sorgen um mich macht. Ich muss verhindern, dass sie sich ritzt. Und wenn ich sie deswegen anlügen muss.
    »Ist schon gut, Claire … alles ist gut. Sie haben mit mir darüber geredet. Kein Problem. Sie haben das alles ziemlich cool genommen.«
    Sie sieht mich ungläubig an, mit aufgedunsenen Augen und rotem Gesicht.
    »Ich habe mich deshalb fast zu Tode geängstigt, und jetzt auf einmal sagst du, es ist kein Problem?«
    Ich hoffe, dass sie nie erfährt, dass ich sie angelogen habe. »Ach was. Ist doch bloß eine blöde Mail«, beschwichtige ich sie mit fester Stimme. »Du hättest dir deswegen keine Gedanken machen brauchen.«
    »Aber was hast du damit gemeint?«, will sie jetzt wissen. Sie weint nicht mehr. Ihre Augen sind groß und rund. »Wen hast du … verletzt? Womit hast du gelogen?«
    »Ach, halb so wild. Ich hatte nur eine kleine … Auseinandersetzung … mit meinem Freund Arron. Dabei habe ich ihn unabsichtlich verletzt. Aber nicht ernsthaft. Kaum der Rede wert. Nur ein Kratzer. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Polizei deshalb etwas unternimmt. Er hat es ihnen gegenüber nicht mal erwähnt. Zu diesem Punkt habe ich gelogen, nichts weiter.«
    »Warum hast du das nicht gleich gesagt?«
    »Ich … äh … wahrscheinlich weil ich wollte, dass wir uns wieder näher sind. Vielleicht habe ich es ein bisschen übertrieben.«
    Ich habe nicht gewusst, dass Claire so wütend schauen kann.
    »Du … Ich habe gedacht, ich kann dir vertrauen! Ich habe gedacht, wir sind ehrlich zueinander!«
    »Ja … ich weiß …«
    »Und du schreibst mir einen Haufen Blödsinnn! Warum? Was ist los mit dir?«
    »Ich … ähm … also … Ich weiß es selbst nicht genau.« Herrje, das klingt ja wirklich lahm.
    »Joe … Ty …«
    Ich lege den Arm um sie. »Claire, du musst bald wieder gehen. Können wir nicht einfach … von etwas anderem reden? Einfach nur zusammen sein?« Das Verlangen ist immer noch da, ihre Nähe bringt meine Haut zum Kribbeln, aber ich weiß, dass es keinen Sinn hat.
    Sie schnieft. Sie sieht aus, als würde sie sich am liebsten von mir zurückziehen. Aber sie tut es nicht. Sie hält meine Hand. Dann erblickt sie Mums Twilight -Buch und nimmt es in die Hand. »He … du liest es ja tatsächlich … Es ist wirklich unglaublich, stimmt’s?« Sie klingt so hoffnungsvoll. Glücklich. Sogar liebevoll.
    Noch mehr Lügen. Mir bleibt nichts anderes übrig. »Ja«, sage ich und schaue ihr tief in die Augen. »Es ist genial. Dadurch fühle ich mich dir noch näher.«
    Sie seufzt und kuschelt sich dicht an mich, legt denKopf auf meine Schulter. Ich spüre, wie mein Körper schwer wird und meine Augen zufallen wollen, ich gähne. Ihre Stimme ist ein leises Murmeln und ich kriege nur noch zusammenhanglose Worte mit. Sie redet

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