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Die letzte Einheit: Roman (German Edition)

Die letzte Einheit: Roman (German Edition)

Titel: Die letzte Einheit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Scalzi
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über die Dramen und Abenteuer der frühen Kolonisten an, die von Schauspielern dargestellt wurden, die schon lange nicht mehr lebten, bis ihm die Augen scheinbar aus eigenem Antrieb zufielen. Er schlief traumlos, während die Anlage weiterlief, und wachte erst nach knapp zehn Stunden wieder auf.
    Am nächsten Morgen war es schon recht spät, als Hart aus dem Campbell auscheckte. Er fuhr mit einer anderen Interterminalbahn zum Terminal A und nahm von dort den Zug 311, der nach Catahoula, Lafourche, Feliciana und Terrebonne fuhr. Schmidt blieb bis Terrebonne im Zug und musste dann rennen, um den Tangipahoa-Express zu erwischen. Er sprang praktisch durch die sich schließenden Türen. In Tangipahoa fuhr er mit dem Iberia-Regionalzug weiter und stieg am dritten Halt aus, in Crowley. Dort wartete ein Wagen auf ihn. Er lächelte, als er Broussard Kueltzo, den Fahrer, wiedererkannte.
    »Brous!«, rief er und umarmte den Mann. »Frohe Erntezeit.«
    »Es ist lange her, Hart«, sagte Brous. »Auch dir eine frohe Erntezeit.«
    »Wie geht es dir?«, fragte Hart.
    »Wie immer. Ich arbeite für deinen Vater und bringe ihn von hier nach da. Ich halte die alte Kueltzo-Familientradition aufrecht, die Macht hinter dem Familienthron der Schmidts zu sein.«
    »Hallo!«, sagte Hart. »Ganz so hilflos sind wir nicht!«
    »Es ist okay, wenn du das glaubst«, sagte Brous. »Aber du solltest wissen, dass ich letzten Monat wegen einer Untersuchung meine Mutter für einen Tag ins Krankenhaus bringen musste, und deine Mutter war bei einem ihrer Organisationstreffen. Dein Vater hat meine Mutter über PDA angerufen und sie gefragt, wie die Kaffeemaschine funktioniert. Während ihr Blut abgenommen wurde, erklärte sie ihm, welche Knöpfe er drücken muss. Dein Vater ist eine der mächtigsten Persönlichkeiten auf Phoenix, Hart, aber er würde verhungern, wenn er auch nur einen Tag lang allein zurechtkommen müsste.«
    »Da ist was dran«, sagte Hart. »Wie geht es deiner Mutter?« Ob Magda Kueltzo tatsächlich die Macht hinter dem Thron der Schmidts war oder nicht, es gab keinen Zweifel, dass die gesamte Familie sie sehr gern hatte.
    »Viel besser«, versicherte Brous. »Im Moment ist sie damit beschäftigt, die Mahlzeit vorzubereiten, die du in ein paar Stunden herunterwürgen musst. Also sollten wir uns jetzt auf den Weg machen.« Er nahm Harts Reisetasche und hievte sie auf den Rücksitz des Wagens. Die Männer nahmen vorn Platz, Brous gab das Ziel ein, und der Wagen fuhr von allein los.
    »Das ist kein sehr anspruchsvoller Job«, sagte Hart vorsichtig, als sich der Wagen vom Bahnhof entfernte.
    »Das ist sozusagen auch der Sinn des Ganzen«, erwiderte Brous. »In meiner sogenannten Freizeit kann ich an meiner Lyrik arbeiten, mit der es übrigens sehr gut läuft, danke der Nachfrage. Das heißt, soweit Lyrik überhaupt gut laufen kann, was schon immer eine höchst relative Angelegenheit war, wie dir bewusst sein dürfte. Inzwischen habe ich mich als Poet etabliert und verdiene damit so gut wie gar nichts.«
    »Das tut mir leid.«
    Brous zuckte mit den Schultern. »Das ist nicht weiter schlimm. Dein Vater war auf seine typische Art sehr großzügig. Du weißt ja, wie er ist. Ständig pocht er darauf, dass jeder seinen eigenen Weg durch die Welt gehen muss und wie viel anständige Arbeit wert ist. Er würde eher sterben, als ein Stipendium zu finanzieren. Lieber gibt er mir einen lächerlich einfachen Job und zahlt mir dafür so viel Geld, dass ich weiter an meinen Worten arbeiten kann.«
    »Die Rolle des Gönners gefällt ihm sehr.«
    »Richtig«, sagte Brous. »Letztes Jahr habe ich für mein Buch den Nova-Acadia-Poesiepreis gewonnen, und er war darauf viel stolzer als ich selbst. Als er die Siegermedaille unbedingt für sein Büro haben wollte, hatte ich nichts dagegen.«
    »Typisch Dad.«
    Brous nickte. »Mit Lisa hat er es genauso gemacht. Meine Schwester ließ er ein Jahr lang in seinem Haus die Toiletten schrubben und bezahlte sie so gut, dass sie ihren Abschluss in Virologie machen konnte. Er ging zu ihrer Promotionsfeier und bestand auf einem gemeinsamen Foto. Es steht jetzt auf seinem Schreibtisch.«
    »Das ist großartig.«
    »Ich weiß, dass ihr beide in manchen Dingen oft unterschiedlicher Meinung wart«, warf Brous vorsichtig ein.
    »Es ärgert ihn immer noch, dass ich zum diplomatischen Dienst der Kolonialen Union gegangen bin und nicht in die Politik von Phoenix.«
    »Irgendwann wird er darüber hinwegkommen«, versicherte Brous

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