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Die letzte Einheit: Roman (German Edition)

Die letzte Einheit: Roman (German Edition)

Titel: Die letzte Einheit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Scalzi
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Eingeständnis einer Niederlage klang.
    »Sehr gut«, sagte Maciejewski. »Dann wollen wir mit der Entscheidung beginnen, die Rakete auf Ihr Schiff zu lenken. Gehen wir es Sekunde für Sekunde durch, ja?«
    Im Gegensatz zu anderen großen Schiffen war die Clarke nicht direkt an die Phoenix-Station angedockt. Sie befand sich ein kleines Stück entfernt, an dem Teil der Station, der für Reparaturarbeiten vorgesehen war. Coloma stand am Rand eines Hangars und beobachtete, wie die Reparaturteams in die Arbeitsshuttles verladen wurden, die sie zur Clarke bringen würden, um alles vom Schiff zu demontieren, das wertvoll war oder sich wiederverwenden ließ, bevor sie schließlich den Rumpf in handliche Platten zerschnitten, die dann zu ganz anderen Dingen recycelt werden konnten – ein neues Raumschiff, Bauteile einer Raumstation, Waffen oder vielleicht Metallfolie, um darin Essensreste einzupacken. Coloma lächelte schief über die Vorstellung, dass ein nicht aufgegessenes Stück Steak in ein Stück der Clarke eingewickelt wurde, dann hörte sie auf zu lächeln.
    Sie musste sich eingestehen, dass sie in den vergangenen Wochen sehr gut darin geworden war, sich selbst in depressive Stimmung zu versetzen.
    Aus dem Augenwinkel sah Coloma, wie jemand genau in ihre Richtung ging. Ohne sich umzudrehen, wusste sie, dass es Neva Balla war, ihr Erster Offizier. Balla hatte eine leicht unregelmäßige Schrittfolge, wegen eines Artefakts, das von einem Reitunfall in ihrer Jugend herrührte, wie Balla behauptete. Die praktische Konsequenz war, dass es keinen Zweifel an ihrer Identität gab, wenn sie sich jemandem näherte. Balla konnte einen Sack über dem Kopf tragen, und Coloma würde trotzdem erkennen, dass sie es war.
    »Werfen Sie einen letzten Blick auf die Clarke ?«, fragte Balla, als sie neben Coloma trat.
    »Nein«, sagte Coloma, worauf Balla sie verwundert ansah. »Das ist nicht mehr die Clarke . Als man sie außer Dienst stellte, nahm man ihr auch den Namen. Jetzt ist sie nur noch die CUDS - RC -1181. Zumindest so lange, wie es dauert, sie in ihre Einzelteile zu zerlegen.«
    »Was geschieht mit dem Namen?«, fragte Balla.
    »Er kommt zurück in den Pool«, sagte Coloma. »Irgendwann wird irgendein anderes Schiff ihn bekommen. Aber nur, wenn man der Meinung ist, dass der Name keinen allzu negativen Beigeschmack hat.«
    Balla nickte und zeigte dann auf das Schiff. »Ob es nun Clarke heißt oder nicht, es war auf jeden Fall Ihr Schiff.«
    »Ja«, sagte Coloma. »Das war sie.«
    Die beiden standen eine Weile schweigend da und beobachteten, wie die Shuttles auf das zuflogen, was einst ihr Schiff gewesen war.
    »Und was haben Sie inzwischen herausgefunden?«, fragte Coloma nach einer Weile.
    »Wir bleiben weiterhin in Wartestellung«, sagte Balla. »Wir alle. Sie, ich, der Offiziersstab der Clarke . Einige Besatzungsmitglieder sind versetzt worden, um Löcher im Dienstplan anderer Schiffe zu stopfen, aber praktisch keiner von den Offizieren oder denen, die über den Unteroffiziersrängen stehen.«
    Coloma nickte. Normalerweise würde man sie über die Versetzung von Crewmitgliedern informieren, aber streng genommen war es gar nicht mehr ihre Besatzung, und sie war nicht mehr ihr Captain. Balla hatte Freunde in den höheren Etagen des Außenministeriums, beziehungsweise hatte sie Freunde, die dort als Assistenten oder Sekretäre tätig waren. Was den Informationsfluss betraf, lief es auf dasselbe hinaus. »Ist bekannt, warum keine Offiziere versetzt wurden?«
    »Man ist immer noch mit der Untersuchung des Danavar-Zwischenfalls beschäftigt«, sagte Balla.
    »Ja, aber in unserer Crew betrifft das nur Sie und mich und Marcos Basquez«, sagte Coloma. Basquez war der Chefingenieur der Clarke gewesen. »Und Marcos wird nicht so gründlich befragt, wie es bei uns beiden der Fall ist.«
    »Trotzdem ist es einfacher, wenn wir in der Nähe bleiben«, sagte Balla. »Aber es gibt da noch einen anderen interessanten Aspekt.«
    »Welchen?«, fragte Coloma.
    »Auch das Diplomatenteam der Clarke hat offiziell noch keine neuen Aufgaben erhalten«, sagte Balla. »Ein paar von ihnen wurden vorübergehend aktuellen Missionen oder Verhandlungen zugeteilt, aber niemand hat eine dauerhafte Neuanstellung erhalten.«
    »Von wem haben Sie das gehört?«, wollte Coloma wissen.
    »Von Hart Schmidt«, sagte Balla. »Er und Botschafterin Abumwe bekamen vergangene Woche den Auftrag, mit den Bula zu verhandeln.«
    Coloma zuckte zusammen, als sie das hörte.

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