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Die letzte Minute: Thriller (German Edition)

Die letzte Minute: Thriller (German Edition)

Titel: Die letzte Minute: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeff Abbott
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Rasch durchsuchte ich seine Taschen. Die Brieftasche ließ ich ihm, doch das handliche kleine Fernrohr nahm ich mit. Dann setzte ich den bewusstlosen Beschatter auf den kleinen Sitz in der Umkleidekabine. Er atmete regelmäßig.
    » Gato, bitte melden.« Ich kannte die Stimme, die ihn rief. Also antwortete ich in dem Code, der bei Special Projects in solchen Situationen gebräuchlich war.
    » Er hat ’ne Vier-neun gemacht.« Ich hatte ihn im Geschäft mit der Kassiererin reden gehört, mit einem leichten Bostoner Akzent, den ich nun imitierte. Es brauchte nicht perfekt zu sein. Vier-neun bedeutete, die Zielperson hatte mich in der Menge abgeschüttelt.
    » Lucky, bitte melden.« Er meinte wohl die Partnerin, die ältere Frau aus der U-Bahn. Ich sah mich nach ihr um, während ich das Hemd, das ich nicht anprobiert hatte, auf den Ladentisch warf und meine Einkaufstüte nahm. Ich eilte auf die Straße hinaus.
    » Ich habe keinen Blickkontakt«, meldete sie. » Er ist nicht zur U-Bahn-Station zurückgekehrt.« Sie hatte wohl dort gewartet, um die Beschattung fortzusetzen, falls ich wieder einsteigen würde.
    » Kommt zurück zur Basis«, sagte die Stimme. » Vielleicht finden wir ihn über die Verkehrskameras.«
    Ja, bitte geh zurück zur Basis. Ich wartete. Ich hatte als Gato nichts zu ihrer internen Diskussion beizutragen, also schwieg ich. Die beiden waren hoffentlich die Einzigen, die sie auf mich angesetzt hatten. Normalerweise übernahm so etwas ein Team von vier Leuten. Entweder fand man mich nicht so wichtig, oder die Personaldecke war gerade etwas dünn. Der Grund konnte mir egal sein.
    Ich mischte mich in den Strom der Fußgänger auf der Seventh Avenue, die Hand um das Fernrohr gelegt, als würde ich meine Augen abschirmen. Ich beobachtete, wie die Frau sich von mir entfernte, in die Richtung, aus der wir gekommen waren. Sie strich sich die Haare zurück, sodass ihre blauen Ohrringe hervortraten. Ich folgte ihr in einigem Abstand.
    Sieben Blocks weiter, an der West 58 th Street, sah ich sie zu einem geparkten Van gehen. Er trug die Aufschrift eines Blumenservice. Ich fand das lustig, weil in der CIA ein alter Witz kursiert, wonach die CIA viel fürs Geschäft der Floristen tut, weil wir unsere Partnerinnen vernachlässigen und uns oft mit Blumen entschuldigen müssen.
    Diese Sorgen hab ich nicht mehr.
    Ich lief los. Ich holte sie ein, legte die Hand unter ihre Rippen und stieß sie sanft– wie ein Gentleman, dachte ich– nach vorne.
    » Mach die Tür auf«, befahl ich.
    Sie war schlauer als Gato und verzichtete auf Sperenzchen. Sie klopfte dreimal an die Tür des Vans, bis jemand von innen öffnete.
    Drinnen saß mein bester Freund. August Holdwine ist ein kluger Farmjunge aus Minnesota: groß, breitschultrig, Engelsgesicht mit roten Wangen, kurzes blondes Haar und blassblaue Augen. Ich liebe ihn wie meinen Bruder. Er sah mich stirnrunzelnd an. » Okay, du kannst aufhören zu lächeln. Wo ist mein Mann?«
    » Macht ein Nickerchen.«
    » Sag nicht, du hast ihn verletzt.«
    » Blaue Flecken verheilen. Er ist okay und wahrscheinlich schon wieder wach. Vielleicht meldet er sich nicht, weil’s ihm peinlich ist. Ich hab ihm sein Handy gelassen. Ruf ihn an.«
    » Du hast einen CIA -Mann angegriffen.«
    » Und du benutzt die Namen deiner Haustiere aus der Kindheit für dein Team. Ziemlich dumm.« Ich wandte mich der Frau zu. » Lucky hieß seine Katze.«
    » Steig ein, Sam«, sagte er. » Wir müssen reden.«
    » Was ihr da macht, ist illegal. Ihr dürft nicht auf amerikanischem Boden operieren.«
    » Trink irgendwo einen Kaffee«, forderte August Holdwine seine Kollegin auf. » Wir unterhalten uns später im Büro.«
    » Diese Ohrringe«, sagte ich zu der Frau. » Das Blau ist ein bisschen zu auffällig im Grau der Straßen und Häuser. Aber es passt gut zu Ihren Augen.«
    » Sehr witzig«, erwiderte sie, drehte sich um und verschwand in der Menge.
    » Steig ein«, wiederholte August. » Bitte.«
    » Das wäre dumm, falls ihr mich beschattet, um mich zu schnappen.«
    » Tun wir aber nicht. Ich will mit dir reden.«
    » Warum kommst du dann nicht einfach zu mir?«
    » Weil du dauernd mit dieser Frau zusammen bist. Mila.« Er warf seinen Kopfhörer auf die Computertastatur hinten im Van.
    » Siehst du sie hier irgendwo? Lüg mich nicht an, August. Glaubst du, ich führe euch zu ihr?« Ich musste wissen, warum sich August und seine Vorgesetzten für Mila interessierten, deshalb stieg ich ein. August wechselte auf

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