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Die letzte Minute: Thriller (German Edition)

Die letzte Minute: Thriller (German Edition)

Titel: Die letzte Minute: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeff Abbott
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sondern verspielter. Sie knabberte an meiner Unterlippe.
    » Sam«, flüsterte sie.
    » Ja?«
    » Nachher… ist zwischen uns dann alles cool?«
    » Ja.« Ich wusste nicht genau, was sie meinte, aber ich hatte keine Lust, Nein zu sagen.
    Sie küsste mich erneut, diesmal leidenschaftlich. Die Schmerzen im Gesicht blendete ich aus. In diesem Moment wollte ich sie voll und ganz. Ich war vor Lucy nicht mit vielen Frauen zusammen gewesen. An dem Klischee, dass Spione stets Weiberhelden sind, ist nichts dran. Im Gegenteil, sie halten stets eine gewisse Distanz zu ihren Mitmenschen. Ich wollte nicht lange nachdenken. Ihre Küsse wurden drängender. Ihre Zunge, ihre Fingerspitzen waren überall. Ich glaube, wir zogen uns nicht mal ganz aus. Leonie stöhnte an meinem Gesicht, ein kehliges Knurren, bis sie schließlich erzitterte, ihr Atem warm an meinem geschwollenen Auge. Sie betrachtete mein Gesicht wie zum allerersten Mal, dann legte sie den Kopf auf meine Brust. Eine Minute später stöhnte ich ebenfalls befreit auf. Ihr Körper fühlte sich weich und warm an.
    Es tat gut, doch es war mehr wohltuend als leidenschaftlich. Wir zogen uns ganz aus und hielten uns in den Armen. Wir wollten beide nicht sprechen. Nur sein.
    » Versprich es mir«, sagte sie schließlich an meiner Seite. » Versprich mir, dass wir unsere Kinder zurückholen.«
    » Ich verspreche es«, antwortete ich. Was sollte ich auch sonst sagen?
    Ich musste es nur noch einlösen. Dieses Versprechen band uns aneinander. Dieses Versprechen würde alles ändern.

39
    Hotel Esper, Williamsburg
    Wir schliefen aus. Normalerweise kann ich in New York nie lang schlafen, weil der Verkehrslärm wie eine Weckuhr funktioniert. Als ich erwachte, war Leonie bereits geduscht und angezogen und tippte auf ihrem Laptop. » Niemand hat das Haus betreten, nur der Sicherheitsmann zu den festgelegten Zeiten.« Sie sah mich mit einem schwachen Lächeln an.
    Was sollte ich tun? Sie küssen, umarmen oder so tun, als wär nichts passiert? Meine gescheiterte Ehe mit Lucy– die geprägt war von Lügen und meiner eigenen Blindheit– hatte mich überzeugt, dass ich für Beziehungen ziemlich unbegabt bin. Außerdem würde das zwischen uns ohnehin nichts Längerfristiges sein. Sobald wir unsere Kinder hatten, trennten sich unsere Wege, und wir würden uns nie wiedersehen, außer in der Erinnerung an die schlimmsten Tage unseres Lebens.
    Auf den Websites der Zeitungen in New York und New Jersey stand nichts von zwei Leichen, die in dem leerstehenden Haus der Associated Languages School gefunden worden waren.
    » Ich hol Frühstück«, sagte ich. Leonie gab ein Geräusch von sich, wie man es macht, wenn man in einen Computerbildschirm vertieft ist. Auch in diesem Punkt glich sie Lucy.
    » Was tust du gerade?«
    » Ich hab darüber nachgedacht, was du gestern gesagt hast«, antwortete sie. » Ich will rauskriegen, wer dieser Fahrer war.«
    » Er ist nicht mehr wichtig.«
    » Du arbeitest nicht allein«, sagte sie. » Warum sollte es bei ihm anders sein? Wir wissen nicht, wie viel Zeit uns bleibt, Jack zu finden. Vielleicht nur noch wenig. Und ich sitz nicht hier und warte, bis er von allein kommt.«
    Ich ging zu einem Diner an der Ecke und besorgte uns Frühstück zum Mitnehmen: Pilz- und Spinatomelette, Hash Browns, Obst, Speck, Kaffee, Orangensaft. An solchen Tagen isst man, wenn man die Gelegenheit dazu hat, weil man nicht weiß, wann man zu seiner nächsten Mahlzeit kommt.
    Als ich ins Hotel zurückkehrte, aßen wir erst einmal. Ich dachte mir, ein bisschen plaudern könne nicht schaden.
    » Wo kommst du her?«, fragte ich.
    Sie schien ihre Antwort abzuwägen, während sie in ihren Kaffeebecher blickte.
    » Ich weiß, dass du nicht wirklich Leonie heißt.«
    » Glaub mir, es ist besser, wenn du nicht viel über mich erfährst. Ich bin echt langweilig.«
    » Das stimmt sicher nicht«, erwiderte ich lächelnd.
    Sie lächelte ebenfalls, wenn auch nur für einen Augenblick. » Woher kommst du?«
    » Von überall. Meine Eltern haben für eine Hilfsorganisation gearbeitet, meine Mutter war Kinderchirurgin, mein Vater Verwalter. Ich hab als Kind in über zwanzig Ländern gelebt.« Ich trank meinen Kaffee aus. » Falls mir was passiert und du meinen Sohn von Anna zurückbekommst, kannst du ihn zu meinen Eltern bringen. Sie leben in New Orleans. Alexander und Simone Capra. Sie stehen im Telefonbuch.«
    » Hast du engen Kontakt mit ihnen?«
    » Nein, gar nicht.«
    » Warum?«
    » Als mein Bruder

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