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Die letzte Prophezeiung: Thriller (German Edition)

Die letzte Prophezeiung: Thriller (German Edition)

Titel: Die letzte Prophezeiung: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger R. Talbot
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verpasst, und so blieb nur noch die Aerlingus um 8.40 Uhr am nächsten Morgen. Das gab ihm zumindest die Gelegenheit, ein klein wenig Zeit auf die Vorbereitungen zu verwenden: die Koffer zu packen, eine Vertretung für seinen Unterricht zu finden und vor allem die Verabredung mit Francesco Aldobrandi einzuhalten, vielleicht die einzige Hoffnung, irgendwo eine Antwort auf die vielen Fragen zu finden, die ihn quälten.
    Er versuchte mit seinem roten Scooter zum Angelicum zu gelangen, indem er Schlangenlinien durch das übliche Verkehrschaos im Stadtzentrum fuhr. Es war noch nicht Mittag, und schon kam man um vor Hitze. Er steckte in seinem Helm, der Schweiß rann in Strömen, und seine Ohren glühten.
    Zum Schmerz über den Verlust Moltenis war jetzt noch die Angst um den verschwundenen Bruder hinzugekommen: Um ganz sicherzugehen, hatte Liam noch einmal versucht, ihn unter allen ihm bekannten Telefonnummern zu erreichen, und am Ende gab es keinen Zweifel mehr. Jetzt versuchte er, die Panik zu verdrängen, indem er sich auf das Treffen mit seinem FreundAldobrandi konzentrierte. Der betagte Dominikanermönch, seit zwanzig Jahren Primas der Bibliothek der PUST, war eine unangefochtene Autorität: die Nummer zwei, nach dem Dekan – kein Mensch, sondern eine wandelnde Enzyklopädie.
    Liam parkte den Scooter in dem weiten Innenhof, in dem Bereich, der dem Lehrkörper vorbehalten war, und während er den Helm unter den Sattel packte und die Lenkradsperre einrasten ließ, versuchte er, Empfindungen und Gefühle einmal außen vor lassend, die Fakten der letzten vierundzwanzig Stunden objektiv zu analysieren.
    Andrea Molteni hatte ihn, nachdem er monatelang nicht in Rom gewesen war, am Sonntag angerufen und ihm eine sonderbare Verabredung in einem Antiquariat angetragen. Während des Treffens hatte der Freund, der besorgt und verängstigt wirkte, Liam eine antike Ausgabe der Apokalypse des Johannes gezeigt und gefragt, was er davon halte, obwohl er bereits beschlossen hatte, dass er sie kaufen würde. Dann hatte er auf eine schwere Aufgabe angespielt und versichert, er würde Liam alles erklären. Aber dazu war es nie gekommen. Selbstmord, hatte die Polizei nach Auswertung dezidierter Zeugenaussagen geurteilt. Sterbend hatte der Professor ihm seinen antiken Ring in die Faust gedrückt und mit dem letzten Atemzug das Wort »Buch« ins Ohr gehaucht. Ohne Artikel, nur das Wort »Buch«, da war Liam sicher. Aber welches Buch? Das verstand Liam erst am folgenden Morgen: Es handelte sich um den Band der Apokalypse, den sie gemeinsam im Antiquariat gesehen hatten. Molteni hatte ihm den Band geschickt, mit einer merkwürdigen Widmung und einer noch merkwürdigeren Unterschrift: dem Satz »Die Zeit ist gekommen: Das Wort Gottes ist in der Gegenwart« und dem Symbol der Quatre de chiffre, der Sigle des Meisters in einem Orden von Druckern und Kopisten.
    Folglich, dachte er noch, während er die imposante Treppe fast im Laufschritt hinaufeilte, hütete Molteni ein Geheimnisund war gerade im Begriff gewesen, es Liam anzuvertrauen. Ein Geheimnis, das mit einem antiken Ring zusammenhing, mit der
Apokalypse
und einer jahrhundertealten Bruderschaft.
    Außerdem: Je länger Liam darüber nachdachte, desto sicherer war er, dass Molteni sich niemals umgebracht hätte, folglich hatte jemand ihn gezwungen, es zu tun. Aber warum? Und wer? Wollten sie vielleicht etwas von ihm? Den Ring? Unmöglich zu sagen.
    Zu all dem kam noch das merkwürdige Verschwinden des Bruders. Gab es vielleicht eine Verbindung zwischen den beiden? Das schien ihm unwahrscheinlich: Molteni und David hatten sich nie kennengelernt, sie arbeiteten in zwei völlig verschiedenen Sphären, und ihre Wohnorte lagen weit auseinander. Liam suchte weiter nach einem möglichen Zusammenhang zwischen den beiden Vorkommnissen, und am Ende konnte er nicht umhin, dieses verbindende Glied zu lokalisieren: Er selbst war es.
    Die strengen Büsten Thomas von Aquins und Albert Magnus’ schauten ihn schief an, als er das Eingangsportal passierte.
    Er ging ins Treppenhaus und stieg hinab ins Untergeschoss, in die Bibliothek, wo die Angestellte ihm einen zerstreuten Gruß zuwarf, den er erwiderte. Er klopfte an die Panzertür, die den Freihandbereich vom Magazin trennte, und sofort wurde ihm geöffnet.
    Jenseits der Türschwelle erwartete ihn ein imposanter Mönch. Er stand aufrecht da und starrte durch seine Brillengläser in ein riesiges Buch, das er auf seinen ausladenden Bauch gestützt hatte.

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