Die letzte Prophezeiung: Thriller (German Edition)
Lozano gerade etwas entgegnen, als die Tür des Raums aufging und eine wütende Mapuche-Frau eintrat. Gefolgt wurde sie von Teodoro, der vergebens versuchte, sie an einem Arm zurückzuhalten.
»Verzeiht,
señores «
, entschuldigte Teodoro sich, »ich konnte sie nicht aufhalten.«
»Wer ist
el señor
Doornick?«, schrie die Frau, während sie die Gruppe um den Tisch herum musterte.
Lozano und der Araber tauschten einen verwunderten Blick, während Díaz, der Provinzbeamte, die Frau wiederzuerkennen schien.
»Das bin ich«, sagte Doornick und betrachtete das hübsche Gesicht der Frau. »Ich habe jetzt aber keine Zeit für Sie. Ich bitte Sie, draußen zu warten. Teodoro, begleite die Señora …«
Teodoro fasste sie am Handgelenk, aber sie riss sich gewaltsam los, wobei ihr zierlicher Körper eine unglaubliche Kraft entfaltete. Der andere breitete die Arme aus, er gab sich geschlagen.
Die Frau ging schnurstracks auf Doornick zu. »Die Straße zum Fluss ist eine Gemeinschaftsstraße, sie kann nicht geschlossen werden«, schrie sie.
Der Araber schaute Lozano sprachlos an, welcher mit einem beschwichtigenden Blick antwortete. Dann lehnte er sich auf seinem Stuhl zurück und starrte Doornick an, neugierig, wie dieser sich aus der Affäre ziehen würde.
»Darf ich erfahren, wer Sie sind?«, fragte der Ingenieur die Frau mit ruhiger Stimme, um die Spannung abzubauen.
»Sie heißt Ana María Antieco«, schaltete Díaz sich zur allgemeinen Verwunderung ein. »Sie ist die Grundschullehrerin.«
»Wegen eurer Mauer kommt man nicht mehr hinunter an den Fluss«, brüllte die Frau. »Am Ende der Straße leben zwölf Familien, und die müssen jetzt zwanzig Kilometer gehen, nur um Wasser holen zu können.«
Ehe Doornick etwas erwidern konnte, schaltete sich wieder Díaz ein: »Señora Antieco, schon seit Monaten fordern wir Sie alle auf, das Gelände zu räumen. In Las Plumas warten neue Häuser auf Sie. Wir haben mit Hilfe von Staatskrediten für Land und Gebäude gesorgt. Da gibt es so viel Wasser, wie Sie wollen …«
»Aber wir haben schon immer hier gelebt«, donnerte sie und wandte sich dem Beamten zu. »Wir pfeifen auf Las Plumas.
Doña
Candelaria ist zweiundachtzig. Wie wollt ihr die denn umsiedeln? Und
Don
Yanez? Mit seinen fast neunzig? Menschen, die immer hier langgegangen sind, die Felder bestellt, Vieh gezüchtet, gejagt und gefischt haben? Was, meinen Sie, werden die in Las Plumas wohl tun?«
»Bis zum nächsten Sommer müssen sie so oder so umziehen«, erklärte der Beamte diensteifrig.
»Natürlich«, schrie die Frau. »Wir sind ja sowieso nur nutzlose Mapuche. Zeug, das man rasch wegräumen kann.«
»Das Land ist aufgekauft worden, Señora«, schaltete Lozano sich honigsüß ein.
»Das weiß ich, Señor. Das weiß ich genau. Die Regierung verschleudert eine ganze Provinz an Ausländer, und was macht das schon, wenn man über zweihundert Leute dafür enteignen muss und meine Schule platt macht, die achtzehn Kinder unterrichtet und speist, von denen die Hälfte stark unterernährt ist?«
»In Las Plumas wird es …«, fing Díaz wieder an.
»Dann könnt ja ihr nach Las Plumas ziehen«, unterbrach Ana María ihn brüsk. »Ich bin hier, um euch zu sagen, dass das unser Land ist und wir von hier nicht fortgehen werden.«
Nachdem sie das gesagt hatte, warf sie allen Anwesenden einen herausfordernden Blick zu, dann drehte sie sich um und ging hinaus.
Lozano lehnte sich zu dem Araber hinüber und flüsterte ihm etwas ins Ohr. Der Mann lächelte.
Doornick dagegen tauschte mit Teodoro einen Blick und seufzte. Der Bogen war in jeder Hinsicht überspannt.
17
Ort: London
Weltzeit: Mittwoch, 24. Juni, 11.10 Uhr (GMT)
Ortszeit: 12.10 Uhr
Am Vortag war Alanna, kaum dass sie das Gespräch mit Inspector Goonan beendet hatte, ins Reisebüro gegangen und hatte ein Ticket für den ersten Flug nach Dublin am folgenden Morgen gekauft.
Sie hatte den Nachmittag damit zugebracht, dumpf und besorgt von einem Zimmer in das andere zu irren, wobei sie vergebens versuchte, Liam zu erreichen, und Kollegen und Bekannte anrief, um sie von ihrer unvorhergesehenen Abreise zu unterrichten. Zwischen den Telefonaten hatte sie einen kleinen Trolley gepackt und ein schnelles Abendessen zubereitet. Schließlich war sie bei einer Folge von
Desperate Housewives
eingeschlafen, die sie bereits gesehen hatte.
Nach einer unruhigen Nacht war sie früh aus dem Haus gegangen, hatte die Piccadilly Line bis zum Flughafen Heathrow
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