Die letzte Prophezeiung: Thriller (German Edition)
irgendwelchen Schlussfolgerungen versteigst, warte mal. Die Situationist unglaublich. Und ich kann dir im Augenblick nichts erzählen. Ich bitte dich nur, mir zu vertrauen und mir keine Fragen zu stellen. Ich erkläre dir alles, sobald es möglich ist.«
Russo stand auf und strich die Falten an seinem Anzug glatt. »Das Zimmer der Französin ist frei, kommt mit.«
Vom Korridor ging eine lange Reihe Türen ab. Vor der vorletzten hielten sie an. Der junge Mann öffnete, und sie betraten ein großes Zimmer mit zwei Betten, einem riesigen Kleiderschrank und einem kleinen Schreibtisch, auf dem ein alter Computer stand.
»Ganz für euch«, sagte Russo.
Liam umarmte ihn voller Dankbarkeit, sein Kopf reichte ihm gerade bis zum Kinn. »Du weißt nicht, wie sehr du mir hilfst.«
»Und ich will es auch gar nicht wissen«, erwiderte Russo. »Ich gehe jetzt wieder zur Uni. Wir sehen uns zum Abendessen.«
»Danke, wirklich«, sagte Liam noch einmal erleichtert.
Kaum war der Student verschwunden, schloss Alanna die Tür ab und warf sich auf eines der Betten. »Ich könnte vierundzwanzig Stunden schlafen.«
Liam gab keinen Kommentar ab. Er setzte sich an den Schreibtisch, wandte ihr den Rücken zu und holte das Etui hervor.
Alanna erriet, was er vorhatte. »Willst du jetzt nachschauen, was darin ist?«
Er schwieg.
»Ich weiß nicht, ob es richtig ist, dich da mit reinzuziehen«, antwortete er schließlich.
Sie sprang auf. »Du weißt nicht, ob es richtig ist, mich da mit reinzuziehen?«, schrie sie fast. »Und dass wir zusammen aus Dublin abgehauen sind, wie nennst du das? Dass wirunsere Handys weggeworfen haben und per Flugzeug und Zug halb Europa durchquert haben, um uns hier zu verstecken? Ach, tut mir leid, dass ich mich da mit reingezogen fühle!«
Er senkte den Blick.
»Und warum hast du dann gewollt, dass ich bei der Testamentseröffnung dabei bin?«, insistierte sie.
»Ich hätte nicht gedacht, dass die Sache sich so entwickelt.«
»Jetzt ist es zu spät.«
Liam war beschämt und bat sie, näher zu kommen.
Sie stützte sich mit den Händen auf die Stuhllehne. Liam brach das Siegel und ließ den Verschluss aufschnappen. Er öffnete langsam die Samtschatulle und holte zwei Gegenstände hervor.
Der erste war aus handgeschmiedetem Eisen: eine Art antiker Schlüssel in der Form des Chrismons. Liams Herzschlag schien einen Moment auszusetzen. Dann zog er den zweiten Gegenstand hervor. Dieser war ebenfalls länglich, mit einer Metallspitze, aber modern: ein USB-Stick, mit dem man digitale Daten speichern konnte.
Sie saßen schweigend da und blieben – wie es schien, für eine Ewigkeit – versunken in die Betrachtung der beiden Objekte.
Dann nahm Liam den antiken Schlüssel und fing an, ihn in den Fingern zu drehen. Er dachte an das Gespräch mit Aldobrandi zurück, nahm das Kettchen vom Hals und zog Moltenis Ring ab, um ihn auf den Schlüssel zu stecken. Dazu waren nur wenige Handgriffe nötig.
»Unglaublich!«, rief Alanna aus. »Zusammen bilden sie einen richtigen Schlüssel.«
»Ja, aber was schließt er auf?«
»Die Antwort gibt uns wahrscheinlich der USB-Stick.«
»Schauen wir mal, ob das Ding hier geht«, sagte Liam und schaltete den alten Rechner an.
Es dauerte eine Weile, bis das Betriebssystem hochgefahren war, aber trotz seiner Langsamkeit schien das alte Gerät perfekt zu funktionieren.
Liam steckte den Datenträger in die passende Buchse und wartete. Nach einigen Sekunden erschien die Meldung, dass eine neue Hardware erkannt worden sei.
»Es ist soweit«, flüsterte Alanna aufgeregt.
Er klickte zur Bestätigung, und sofort öffnete sich ein zweites, kleineres Fenster mit zwei Wörtern und einem Feld, das man auszufüllen hatte: PASSWORT EINGEBEN
35
Ort: Fürstentum Monaco
Weltzeit: Freitag, 26. Juni, 12.32 Uhr (GMT)
Ortszeit: 14.32 Uhr
Trotz der schallisolierten Wände hörte man das Brüllen, das aus dem Büro des Generaldirektors kam, bis in den Korridor. Yvonne, Ducasses Sekretärin, schloss die Tür ihres Vorzimmers: Allmählich kamen ein bisschen viele Leute ganz zufällig draußen vorbei.
»Verficktes Arschloch!«, schrie Ducasse. »Aufgeblasenes verficktes Arschloch. Du bist draußen! Du hast hier und anderswo für immer ausgeschissen. Und ich Idiot habe dir auch noch vertraut. Aber ich mach dich fertig, ich räum dich aus dem Weg!«
Gérard Dumonceau wartete stumm, dass sein Chef sich abreagierte. Er saß ihm gegenüber in einem Sessel und hörte sich die auf ihn
Weitere Kostenlose Bücher