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Die letzte Prophezeiung: Thriller (German Edition)

Die letzte Prophezeiung: Thriller (German Edition)

Titel: Die letzte Prophezeiung: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger R. Talbot
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viel früher eingefallen? Er zog die Tastatur zusich heran und gab das Wort ein, das Molteni mit seinem letzten Atemzug ausgehaucht hatte:
     
    BUCH
     
    Der Cursor blinkte einige Augenblicke, dann verschwand das Fenster und ein neues öffnete sich, mit zwei Symbolen: dem einer Textdatei mit dem Titel »Protokoll von Ossius« und dem einer Excel-Datei mit dem Titel »Buchstaben, Zahlen, Götter«.
    »Du hast es geschafft!«, rief Alanna begeistert und schlang die Arme um ihn. Liam machte sich einigermaßen unbeholfen los. Ihr wurde klar, dass sie ihn in Verlegenheit gebracht hatte, schließlich war er ihr Schwager.
    »Lass uns fortfahren«, sagte er.
    Er wählte zuerst den Datensatz aus, und folgende Graphik erschien:

    »Was soll das denn?«, fragte Alanna, nachdem sie sie eine Weile betrachtet hatte.
    »Ein Gewirr aus Feldern verschiedener Grautöne.«
    »Und die Zahlen, die hie und da auftauchen?«
    Liam klickte eine der Zahlen an und merkte, dass es sich dabei um die Summe von damit verbundenen anderen Feldern handelte. Er probierte eine weitere aus: Auch in diesem Fall handelte es sich um eine mathematische Formel, die eine Reihe von Feldern zueinander in Beziehung setzte. Schließlich scrollte er mit dem Cursor durch das Dokument. Es waren mehrere hundert Seiten, die alle eine ähnliche Graphik aufwiesen wie die erste, ein Gewirr aus weißen, grauen und schwarzen Feldern, hin und wieder Zahlenreihen, die auf den ersten Blick nichts besagen wollten.
    »Ich verstehe nur Bahnhof«, sagte Alanna.
    »Komisch …«, sagte Liam und scrollte weiter durch die Seiten. »Von Molteni hätte ich mir ein Pergament erwartet, das mit Tintenfass und Feder beschrieben wurde.«
    »Warum?«
    »Er stand mit der Technologie immer auf Kriegsfuß – er besaß nicht einmal ein Handy –, von der Mathematik ganz zu schweigen. Die einzigen Zahlen, mit denen er etwas anfangen konnte, waren Geschichtsdaten.«
    »Vielleicht kanntest du ihn doch nicht so gut.«
    »Tja«, seufzte er. »Lass uns mal die Textdatei anschauen.« Er schloss den Datensatz und klickte das »Protokoll von Ossius« an.
    Es öffnete sich ein Dokument von rund zehn Textseiten, ohne Zugangssperre. Es gab keinen Titel, aber rechts oben erschien eine Datumsangabe.
    »Nicäa, achter Tag vor den Kalenden des September im einundvierzigsten Jahr nach der Proklamation Kaiser Diokletians«, las Liam.
    »Da hast du dein Pergament«, kommentierte Alanna lächelnd.
    »Dasselbe Datum wie auf meinem Ring!«
    Sie schaute ihn fragend an. Also zeigte er ihr die Gravur unter der Platte und erklärte ihr kurz die kaiserliche Zeitzählung, wie Aldobrandi sie ihm erläutert hatte.
    »Ich habe verstanden. Los, lies«, forderte Alanna ihn aufgeregt auf. Liam zögerte einen Moment, ehe er anfing:
     
    »
Die Sonne hatte ihren Weg gen Okzident eingeschlagen, sie färbte die Wasser des Askania-Sees rot und tauchte die Silhouette der von Olivenbäumen bestandenen Hügel in Dunkelheit. Das kaiserliche Forum vor dem See wimmelte von Händlern, Domestiken und Eunuchen, die in der Vorbereitung der prunkvollen Gaumenfreuden des Abschlussmahles begriffen waren, das in Kürze das Konzil von Nicäa beschließen sollte.
    Im Herzen des Kaiserpalastes, im Saal der Bittgesuche, legte Kaiser Konstantin mit Hilfe seiner Dienerschaft getreu dem Ritual sein Purpurgewand und sein Edelsteindiadem an und setzte sich auf den erhöhten Thron inmitten der Apsis, unter dem Zeichen der niemals untergehenden Sonne und Christi Monogramm. Die Eunuchen, denen der Hofdienst oblag, hoben den Heiligen Schleier, der während der Zeremonie den Saal vom Thron schied und des Kaisers Antlitz dem Blick der Untertanen entzog: Durch den dünnen Hanf konnte man nur sein strenges stumpfes Profil, das hochgereckte Haupt und den zum südlichen Himmel, gen Palästina gerichteten Blick, erkennen.
     
    Unglaublich, das hört sich wirklich an wie die offizielle Chronik des Abschlusstages des Konzils«, bemerkte Liam.
    »Ja, aber was ist denn da so Außergewöhnliches passiert?«
    »Lass uns weiterlesen.
     
    Zur Rechten von Kaiser Konstantin stand reglos, in gebührlichem Abstand, der Quästor des Heiligen Palastes, der kaiserlichen Befehle harrend und laut die Worte wiederholend, die der Gebieter flüsterte, um das göttliche Schweigen zu wahren. Keines Untertanen Ohr war es nämlich gegeben, die Stimme des Göttlichen direkt zu vernehmen.
    Auf ein fast unmerkliches Zeichen hin kamen, von ihrer jeweiligen Dienerschaft begleitet und in der

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