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Die letzte Prophezeiung: Thriller (German Edition)

Die letzte Prophezeiung: Thriller (German Edition)

Titel: Die letzte Prophezeiung: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger R. Talbot
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Seite, wie berauscht von dieser frenetischen Atmosphäre, dieser Vitalität.
    Die Suqs waren um diese Zeit ein unbeschreibliches Schauspiel, das sämtliche Sinne betörte. Die intensiven Aromen der Gewürze und Salben drangen durch die Nasenlöcher bis an den Gaumen, wie in einer Verschmelzung von Geruchs- und Geschmackssinn, wobei sie sich mit dem angenehmen Duft des Brotes, aber auch mit den penetranten Schwaden aus den Ledergeschäften mischten, wo es wie in einem Auto roch, das zu lange in der Sonne gestanden hatte.
    Die Ohren waren angefüllt mit dem Geschrei der Händler, die feilschten oder mit ihren schmeichlerischen StimmenKunden einfangen wollten, sie rannten diesen nach und raunten ihnen Offerten zu für ein Geschäft bei einem Glas Pfefferminztee. Die Augen schwelgten in den leuchtenden Farben der ausgestellten Waren, verloren sich zwischen von der Sonne verbrannten Gewürzen und Früchten, deren Schalen so sehr glänzten, dass sie wie gemalt wirkten, um schließlich verblüfft an einem für einen Westler gänzlich ungewohnten Anblick hängenzubleiben – dressierten Affen, Musikern und Tänzern, oder Kindern mit listigem Blick und ungewaschenem Hals, die alles Erdenkliche feilboten.
    Kelvin und Stuart gehörten zu einer etwa vierzigköpfigen Reisegruppe aus Großbritannien, aber sie hatten es geschafft, aus dem klassischen organisierten Rundgang durch die Suqs auszuscheren, wo man sie nur in einige wenige ausgewählte Läden gelassen und ihnen irgendwelchen Tand aufgeschwatzt hätte.
    Während der Busfahrt, der längsten in der Urlaubswoche, hatte der Führer den anstrengenden Transfer so begründet: Im Gegensatz zu Moscheen und Palästen lagen die Suqs nie im Zentrum der muslimischen Städte. Gerüche, Geräusche und Geschrei hätten das beschauliche Leben gestört.
    Stuart, der diese Gegend schon zum dritten Mal bereiste, spielte jetzt den kundigen Führer für seinen Freund: »Dieses Chaos ist nur ein oberflächlicher Eindruck, Kelvin«, erklärte er ihm und ignorierte dabei einen Händler, der versuchte, ihn wild gestikulierend an seinen Stand zu locken. »Aber achte mal drauf: Der Suq ist eine Spirale. Wir haben uns über den äußersten Ring Zutritt verschafft, den mit den Frischwaren: Fleisch, Fisch, Obst … und jetzt, Richtung Mittelpunkt, werden wir Waren wie Gewürze, Stoffe und Schuhe finden.«
    »Danke, Herr Professor. Und was liegt im Zentrum? Ein Puff?«, alberte Kelvin herum.
    »Nein: Teppiche, Gold, Schmuck und Parfums.«
    »Aber das führt dazu, dass jeder Händler Seite an Seite mit seinem Konkurrenten arbeitet.«
    »Für den Kunden ist das ein Vorteil. Schau mal hier«, sagte Stuart und deutete auf die Stände voller bunter Stoffe um sie her: »Jeder Händler stellt seine Ware neben anderen aus, die ähnliche Artikel führen. Deshalb hat der Kunde eine größere Auswahl und kann versuchen, den besten Preis herauszuschlagen.«
    »In Manchester ist das anders«, lächelte Kelvin.
    »Vergiss nicht, dass Jesus Tischler, Mohammed aber Händler war.« Stuart warf seinem Freund einen Blick zu, um die Wirkung seiner Worte zu prüfen, aber dieser schaute wie gebannt auf etwas hinter Stuarts Rücken.
    »Der gehört nicht zu unserer Gruppe«, sagte Kelvin schließlich, indem er auf einen Weißen mit einem großen Feuermal à la Gorbatschow auf der Stirn deutete, der sich einen Weg durch die Menge bahnte, während vier Araber in westlicher Kleidung hinter ihm her rannten.
    »Scheiße, was ist hier los?«, war alles, was Stuart ausrufen konnte, ehe es zu der Explosion kam.

51
     
    Ort: Patagonien, Region Chubut
    Weltzeit: Samstag, 27. Juni, 14.51 Uhr (GMT)
    Ortszeit: 11.51 Uhr
     
    Der Regen prasselte weiter auf die roten Regencapes von Doornick und Teodoro. Die beiden Männer bewegten sich vorsichtig in die Richtung, in der die rote Silhouette verschwunden war, wie vom Erdboden verschluckt. Der heftige Regen erschwerte die Sicht, und es wirkte, als ob keine Menschenseele unterwegs wäre. Wahrscheinlich hatten sich alle Arbeiter in die Baracken geflüchtet und warteten darauf, dass der höllische Regen nachließ.
    Plötzlich streckte Teodoro, der einen Schritt vor Doornick ging, seinen Arm zur Seite, stoppte seinen Chef und zeigte auf den Boden. Ein Stück weiter sah man ein dunkles Quadrat von etwa zehn Meter Kantenlänge, das aus dem schlammigen Boden ragte.
    Sie näherten sich dem Rand, und als Doornick vorsichtig einen Fuß daraufsetzte, verschlug es ihm die Sprache: Er stand auf einer

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