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Die letzte Rune 04 - Die Flammenfestung

Titel: Die letzte Rune 04 - Die Flammenfestung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
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wandte sich ab. Falken hatte die Festung des Nekromanten allein betreten, und sie hatten gar nicht erst versucht, darüber mit dem Barden zu diskutieren.
    »Ihr seid nur aus einem einzigen Grund hier«, hatte Falken gesagt. »Um zurückzureiten und die anderen zu warnen, falls ich scheitern sollte. Wenn Melia erwacht, gibt es noch eine Chance, Dakarreth zu besiegen. Bin ich nach einem Tag noch nicht zurückgekehrt, verschwindet ihr von hier. Und ihr werdet die Festung unter gar keinen Umständen betreten. Habt ihr verstanden?«
    Lirith hatte den Barden zuvor noch nie so gesehen – seine Züge waren so hart wie der vom Wind geschliffene Felsen. Man konnte ihr so leicht keine Angst machen, aber in diesem Augenblick hatte sie sich vor Falken gefürchtet. Sie und Durge hatten beide genickt. Dann hatte der Barde sie ohne ein weiteres Wort verlassen, war dreizehn Stufen hinaufgestiegen und zwischen zwei gigantischen Säulen in der darunterliegenden Finsternis verschwunden.
    Durge setzte sich auf den staubigen Boden. »Ich werde wieder gehen und nach ihm Ausschau halten, Mylady. Ich muß mich nur … kurz ausruhen.«
    Lirith musterte den Ritter. Die Falten in seinem hageren Gesicht waren staubverkrustet, und seine Schultern wurden vom Gewicht des Kettenhemdes nach unten gedrückt. Wann hatte er das letzte Mal geschlafen?
    Wann hat überhaupt einer von euch das letzte Mal geschlafen, Schwester?
    Nicht, daß einer von ihnen schlafen konnte. Nicht hier und nicht jetzt. Aber von ihnen allen hatte sich Durge auf der Reise am wenigsten ausgeruht; er hatte ununterbrochen über sie gewacht und nach Gefahren Ausschau gehalten.
    Lirith schob sich tiefer unter den Überhang und begab sich zu den Pferden, die schnaubten und mit den Hufen stampften. Sie nahm eine Feldflasche von ihrem Sattel und kehrte zu Durge zurück. Jeder von ihnen trank einen kleinen Schluck Wasser – die Flasche war weniger als halb voll –, dann saßen sie schweigend da und lauschten nach näher kommenden Schritten.
    »Glaubt Ihr, es stimmt, was er gesagt hat, Mylady?«
    Sie schaute auf.
    »Der Drache«, sagte er. »Glaubt Ihr, daß Falken recht hatte, daß er die Wahrheit gesagt hat?«
    Lirith dachte über die uralte Kreatur und ihre leisen, vergifteten Worte nach.
    Hier sind zwei Töchter Sias, beide dazu verdammt, ihre Schwestern und ihre Herrin zu verraten.
    Und was hatte der Drache noch über Durge gesagt?
    Du gibst dich so stark wie ein Felsen, Ritter, und doch hast du ein weiches Herz, das gefühlvoll für jemand anders schlägt, nicht wahr? Wärst du doch bloß jung und ansehnlich genug, um sie zu verdienen.
    Es waren bittere Worte gewesen. Ließ der Ritter deshalb so die Schultern hängen, weil er unablässig darüber nachgrübelte?
    Lirith sammelte ihre Gedanken. »Ich glaube, der Drache hat einen Teil einer Wahrheit gesagt. Eine Wahrheit, von der er hofft, daß sie so eintritt, die er gestalten will. Aber, Durge, es gibt viele Wahrheiten. Schließlich hat Sfithrisir auch gesagt, daß Travis und Grace sterben würden, wenn sie die Flammenfestung betreten. Aber sie sind nicht hier, oder?«
    Durge grunzte, doch sein Blick war entrückt. Lirith seufzte. Sie wünschte, sie hätte etwas tun können, um die Sorgen des braven Ritters zu lindern. Hätte sie doch nur die Weltenkraft berühren können, dann hätte sie etwas von ihrer Wärme und ihrem Leben nehmen und an den Mann weitergeben können.
    Aber es gab Leben an diesem Ort. Es gab sie selbst, und sie konnte einen kleinen Teil der Weltenkraft, der sie durchströmte, an den Ritter weitergeben. Es würde nicht viel sein – auch sie war erschöpft –, aber es würde dem Ritter vielleicht dabei helfen, den Sturm durchzustehen. Den hier draußen und den in seinem Inneren.
    Ohne zu fragen, nahm sie seine Hand. Sie schloß die Augen und konnte sie beide sehen, wie sie sich leuchtend von der sie umgebenden Leere abhoben. Sie griff mit der Kraft ihrer Gedanken in das Netz ihres Lebens und wob einen dünnen Faden, dann brachte sie ihn in Kontakt mit Durge.
    Die Fäden berührten einander, und es gab eine grelle Entladung. Viel zu hell. Lirith erstarrte und wollte sich zurückziehen – sie hatte nicht beabsichtigt, daß die Gabe sie einander so nahe brachte. Aber die Macht des Lebens zog sie schneller in ihn hinein als gedacht. Sie hätte wissen müssen, daß das passieren würde – daß ihre Verbindung ohne andere Stränge der Weltenkraft in der Nähe tief und unmittelbar sein würde. Aber sie war

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