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Die letzte Zuflucht: Roman (German Edition)

Die letzte Zuflucht: Roman (German Edition)

Titel: Die letzte Zuflucht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellen Connor
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nicht. Er vervollständigte ihren Satz mit seinem Gesichtsausdruck, und das erzürnte sie.
    »Also soll ich aus meinem bisherigen Leben die Lehre gezogen haben, großzügig und demütig zu sein? Nein. Ich habe gelernt zu überleben, und das kann ich gut. Die Lektion habe ich gelernt.«
    »Vielleicht war das aber die falsche.«
    »Ach, jetzt verurteilst du mich? Mit deinen vielen akademischen Titeln in einer Welt, in der sie nichts mehr wert sind? Denn ich bin ja offensichtlich unwissend, während du alles weißt. Wie dumm von mir anzunehmen, dass meine Erfahrungen etwas bedeuten, da ich doch dich habe, der mir sagt, was richtig und was falsch ist.«
    »Nun mach mir keine Szene. Ich versuche, eine vernünftige Diskussion darüber zu führen, warum es falsch ist, eine Familie in die Verbannung zu schicken!«
    »Wenn du solches Mitleid mit ihnen hast und es hier so schrecklich ist, dann geh doch. Schließ dich ihnen an.«

32
    Chris war seit Anges Tod nicht mehr so wütend und hilflos gewesen. Dass Rosa solch eine extreme Reaktion in ihm auslösen konnte, zeigte ihm, wie sehr sie seine Gefühle beherrschte.
    Und, oh, er war in Versuchung. Wie leicht wäre es gewesen, einfach alle Verbindungen zu kappen und in die Wüstenwildnis hinauszuziehen, wieder ganz allein. Keine Verantwortung. Keine Möglichkeit zu versagen.
    Er drehte sich auf dem Absatz um und ging nach draußen.
    Vielleicht war es ein Fortschritt, dass Rosa ihm folgte. »Wohin gehst du?«
    Ihre gedämpfte Frage klang ziemlich panisch, aber darauf konnte Chris sich nicht verlassen. Vielleicht lag es nur daran, dass er hören wollte, es würde ihr durchaus etwas ausmachen, wenn er ging.
    »Spazieren«, sagte er.
    Aus Frust machte er größere Schritte und steigerte sein Tempo. Er hatte gerade die hintere Ecke der taberna erreicht, als Rosa ihn am Arm packte. »Ich habe dir eine Frage gestellt, bravo .«
    Chris packte sie an Handgelenk und Schulter und wirbelte sie gegen die verputzte Wand. So stark und stur sie auch sein mochte, sie war immer noch eine zierliche Frau – eine, die er in diesem Moment völlig überrumpelt hatte. Er ließ sich nicht davon aus der Ruhe bringen, dass sie sich wehrte.
    »Rühr dich nicht«, knurrte er, »sonst brichst du dir noch den Arm.«
    »Lass mich los.«
    Er verdrehte ihren Arm nach hinten, bis sie erstarrte. »Nicht bevor du zuhörst.«
    »Dafür töte ich dich«, sagte sie, aber ihre Stimme zitterte vor Furcht.
    »Das Risiko gehe ich ein, um dir etwas deutlich zu machen.«
    »Über deine heißgeliebten Gestaltwandler?«
    »Nein, über dich.« Sanft, wie er es am Morgen gern getan hätte, küsste er sie auf die Schläfe. Sie trat nach ihm, aber er lockerte seinen Griff nicht. »Nicht alle setzen ihre Kraft ein, um andere zu verletzen, Rosita. Das habe ich dir vom ersten Tag an gezeigt. Die ganze Zeit über wäre ich in der Lage gewesen, dich zu überwältigen. Dich zu missbrauchen. Gegen dich zu arbeiten. Aber das habe ich nicht getan.«
    »Wovon zur Hölle sprichst du?«
    »Davon, dass du mir immer noch nicht vertraust. Schlimmer noch, du rechnest damit, dass ich dir wehtun werde. Du erwartest, dass ich beim ersten Anzeichen von Schwierigkeiten gehen werde – und im Augenblick ist das sehr verlockend, das kannst du mir glauben.«
    Er ließ sie los und trat mit ausgebreiteten Armen zurück. Sie drehte sich zur Wand und presste die Hände flach auf den Putz. Aus ihrem verzerrten Gesicht brach der Hass so heftig hervor wie Maschinengewehrfeuer.
    Chris hatte sie losgelassen, aber ansonsten machte er keinen Rückzieher. »Gewöhn dich daran. Ich gehe nirgendwohin. Du hast mich an der Backe. Und ich werde dich schon noch zu einem menschlichen Wesen machen.«
    »Menschlich? Du bist aus der Wüste hervorgekrochen gekommen wie ein Tier.«
    »Glaubst du, das wüsste ich nicht? Ich atme wieder, Rosa. Dank dieser Stadt – und dank dir. Die Tatsache, dass ich jetzt gerade völlig fertig bin, beweist mir, dass ich am Leben bin – wahrscheinlich zum ersten Mal seit Jahren.«
    »Was soll das denn heißen? Dass ich es nicht bin?«
    »Du lebst hier mit deinen Ritualen und Wolldecken und deinem selbstgemachten Wein. Das ist alles sehr schön, und du hast Großartiges vollbracht, um das zu schaffen. Aber du fürchtest dich vor jedem Schatten und scheust vor der Welt zurück. Sie hat sich um dich herum verwandelt, aber du hast dich überhaupt nicht geändert. Du bist immer noch die verängstigte junge Frau, die sich verkauft hat …«
    »Halt

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