Die letzte Zuflucht: Roman (German Edition)
durch die Tür. Ihre Stiefel rutschten im Blut aus, aber der trockene Staub bremste sie. Die frühe Morgendämmerung war klar, wurde aber von unnatürlichem Lärm, Hitze und dem grellen Orange der brennenden Gebäude gestört.
Ein mit Gewichten beschwertes Seil schlang sich um ihre Knöchel. Sie stürzte schwer und prallte mit dem Kinn auf den Boden. Blut lief ihr aus den aufgeschlagenen Lippen. Verdammt. Sie behandeln uns wie Vieh. Diese Taktik hätte bei einer normalen Frau, die unter Schmerzen und angesichts eines Angreifers erstarrt wäre, vielleicht funktioniert, aber bevor der Mann näher an sie herankommen konnte, zog Rosa ihr Messer aus dem Stiefel und durchtrennte den Strick um ihre Beine. Da sie keine Zeit hatte, in Kampfhaltung zu gehen, blieb sie still liegen und hoffte, dass er nicht bemerken würde, dass sie sich befreit hatte.
Sie vertraute auf ihre Fähigkeiten. Sie konnte es mit diesem pendejo aufnehmen.
Als der Mann in Reichweite kam, holte sie aus und trat ihm so brutal gegen das Knie, dass er es sich ausrenkte. Der Bandit stolperte und schrie vor Schmerz. Rosa schoss hoch und traf ihn mit einer Reihe unbarmherziger Tritte im Schritt, an den Kniekehlen und auf dem Spann. Er krümmte sich. Rosa zielte für den letzten Tritt auf seinen Nasenrücken und empfand primitive Befriedigung, als sie seinen Knorpel knacken hörte. Dann schnitt sie ihm die Kehle durch.
In der Ferne hörte sie das zornige Summen von Bienen – gefolgt vom Schrei eines Banditen, als er unter den Stichen zusammenbrach. Sogar Bee wusste sich zu helfen, was Rosa Mut machte. Wenn eine stumme alte Frau kämpfen konnte, dann konnte sie es auch.
In den Schatten stahl sie sich zum Rathaus. Was für Schreie! Jämmerliches Entsetzen. Keine Frau hätte jemals so schreien sollen. Unterwegs streckte Rosa noch einen Plünderer nieder, indem sie ihm den Arm um den Hals legte und ihm gleichzeitig das Messer ins Herz stieß. Sie war schnell und leise; das waren ihre größten Vorzüge.
Das Wimmern wurde leiser und verstummte, bis nur noch das hoffnungslose, verzweifelte Schluchzen einer einzigen Frau zu hören war. Es war Maryann, die nicht zu glauben schien, dass irgendjemand ihnen zu Hilfe eilen würde.
»Haltet durch«, flüsterte Rosa. »Ich bin fast da.«
Rosa hätte beinahe Singer erschossen, als das Mädchen um die Ecke gestürmt kam. »Was zur Hölle tust du hier draußen?«
»Ich kann Rio nicht finden. Ich dachte, er wäre vielleicht hier, um die Mädels zu beschützen.«
Also war ihr der Junge doch wichtig. Aber es war nicht der richtige Zeitpunkt für Liebeserklärungen.
»Ihm geht es bestimmt gut, aber er kämpft wahrscheinlich gerade. Du musst dich an einem sicheren Ort verstecken.«
»Und wo sollte der sein?«
Mierda . Da hatte sie recht.
»Hast du deine Pistole?«
Zur Antwort entsicherte Singer die Waffe. Sie war keine besonders gute Schützin, aber besser als nichts.
»Bleib nahe bei mir, nena . Dieser ganze Scheiß wird noch sehr unschön.«
Mit einem grimmigen Nicken schloss Singer sich ihr an. Sie würden die Frauen beschützen, die Chris gerettet hatte. Man hatte die Bravos überrumpelt; sie waren in der Unterzahl und womöglich auch schlechter bewaffnet. Rosa konnte nur hoffen, die Angreifer im behelfsmäßigen Krankenhaus zu überraschen. Eines nicht allzu fernen Tages würde sie, wenn sie denn alle noch am Leben waren, mit Chris darüber sprechen, ein Gebäude einzurichten, in dem er dauerhaft Patienten behandeln konnte. Es würde ein Friedensangebot sein, eine Möglichkeit, ihm zu zeigen, dass sie an ihn glaubte, obwohl sie seine verrückten toleranten Vorstellungen nicht teilte.
Mit Singer schlich sie sich um die Ecke des Lehmziegelbaus, hörte Schreie, splitterndes Glas und den unverkennbaren dumpfen Laut einer Faust, die auf weiches Fleisch traf. Rosa sah rot. Sie bedeutete Singer zurückzubleiben, trat die Tür auf und erschoss den ersten Banditen, den sie sah. Dumme Arschlöcher. Wenn sie nicht so grob mit der Ware umgegangen wären, wäre sie zu spät gekommen.
Viv lag mit blutigem Gesicht am Boden, ein zerbrochenes Tischbein neben ihr. Rosa vermutete, dass sie es als Waffe eingesetzt hatte. Sie hatten sie niedergeschlagen, statt sie zu töten, vielleicht weil sie selbst in ihrem Alter noch zu wertvoll war, um zu sterben. Wir sind keine Handelsware, pendejos.
»Tut ihnen nichts«, flehte Viv, »nicht diesen Mädchen. Sie haben schon genug durchgemacht. Bitte tut ihnen nichts.«
»Rosa!«, schrie
Weitere Kostenlose Bücher