Die letzte Zuflucht: Roman (German Edition)
Valle zu entgehen.
Er schritt über den sonnenverbrannten Boden, dessen staubiger Wärme ein tröstlicher Geruch anhaftete, der ihn aber zugleich ruhelos machte. Der würzige Duft von Salbei und Wacholder vermischte sich damit.
» Jefa ?«
Sie saß im Mondschein im Schneidersitz auf einem hohen, flachen Felsen, die Unterarme locker auf die Knie gelegt. Ihr Rücken war aufrecht, aber nicht steif. Lose Haarsträhnen ließen ihr kantiges Kinn weicher wirken. Sie sah aus wie eine Yogalehrerin bei einer Meditation.
Er war ihr zum Teil auch gefolgt, um Falco zu provozieren, aber letztendlich lief es wieder auf die einfachen Dinge hinaus. Sie war eine schöne, interessante Frau. Chris war entsetzlich schlecht darin, sich um andere zu kümmern und sie zu beschützen, aber er war trotz allem ein Mann. Und er war nur auf der Durchreise. Vielleicht konnten sie ein bisschen Spaß haben, bevor er weiterzog, da er das Kräftegleichgewicht nicht verschieben würde. Es musste ja niemand davon erfahren.
»Was willst du?«, fragte sie mit einer Erschöpfung, mit der er nicht gerechnet hatte.
»Macht er dir immer solchen Ärger?«
»Im Allgemeinen nicht. Ich glaube, du verleitest ihn dazu. Gracias .«
» De nada . Darf ich mich setzen?«
Sie gab das ruhige Gleichgewicht ihrer Haltung auf und rutschte auf dem Felsen beiseite.
Chris stemmte sich hoch. »Wow«, sagte er. »Das ist vielleicht ein Panorama!«
»Guter Aussichtspunkt.«
Das abschüssige Tal lag unter einer Decke aus silbernem Licht. Kakteen reckten ihre kantigen Arme dem Mond entgegen. Begrenzt von den zerklüfteten Berggipfeln in der Ferne, war es wirklich der perfekte Ort für eine Siedlung.
»Guter Aussichtspunkt, ja, klar«, sagte er. »Du sitzt hier, weil du es genießt.«
Rosa wandte ruckartig den Kopf und starrte ihn an. »Warum sagst du so etwas?«
»Es stimmt, nicht wahr? Es spricht doch nichts gegen ein kleines Vergnügen.« Er starrte über die Saguarokakteen und Sträucher in die Ferne. »Zum Teufel, andere gestattest du dir ja nicht.«
»Du hältst dich für schlau, was?«
»Ich war es einmal. Verdammt, was würde ich nicht für etwas zu lesen geben. Mein Gehirn fühlt sich wie Brei an.« Er rieb sich den Kiefer und genoss, wie frisch rasiert sich das anfühlte. »Aber eines weiß ich.«
Sie ließ den Kopf hängen, als ob die Belastung, noch einen Atemzug zu tun, plötzlich zu groß geworden wäre. Chris kannte das Gefühl. Kannte es. Ignorierte es.
»Was weißt du?«
»Dass du dich hier in eine schöne kleine Sackgasse manövriert hast. La jefa . Eine Feldherrin schläft nicht mit ihren Offizieren.«
»Also sollte ich lieber mit dir schlafen? Wenn das die Richtung ist, in die sich dieses Gespräch entwickelt, wäre mir Schweigen lieber.«
»Nein.« Er pflückte sich eine knochentrockene Distel vom Hosenbein und hielt sie so hoch, dass sie sich als Schattenriss vor dem Mond abzeichnete. Früher war er unendlich geduldig gewesen. Die majestätischen Berglöwen, denen er wochenlang gefolgt war, hatten ihm solche Disziplin abverlangt. Still sein. Beobachten. Er hatte darauf gewartet, dass sie den ersten Schritt taten.
Rosa konnte es in Bezug auf Kraft und Misstrauen durchaus mit ihnen aufnehmen.
»Warum bist du dann hier?«, fragte sie.
Chris unterdrückte ein Lächeln. Eine Katze, die kein Interesse hatte, entfernte sich, eine wütende griff an. Die neugierigen blieben in Sichtweite und behielten einen im Auge. Er warf einen Blick zu ihr hinüber und bemerkte den Glanz ihrer glatten schwarzen Haare. Neben dem salzigen, moschusartigen Geruch von getrocknetem Schweiß haftete ihrer Haut ein süßer Duft an.
»Wenn ich Sex mit dir haben könnte, täte ich es.«
»Darauf möchte ich wetten«, sagte sie.
Wenige Frauen waren von Natur aus so verführerisch wie Rosa. An den Geschlechtsverkehr, den er seit dem Wandel gehabt hatte, wollte er sich lieber gar nicht erinnern – ein eigennütziger Austausch, bei dem die Körper arbeiteten, die Gedanken aber so weit wie möglich entfernt waren. Nach den zehn Sekunden, die ein anständiger Orgasmus benötigte, um zu verklingen, lag er dann wieder neben einer Frau, die ihm gleichgültig war, und fühlte sich schmutzig.
Rosa war anders. Vielleicht lag es daran, dass jemand wie er ihr nicht das Geringste bieten konnte. Das war kein Grund, sich zu schämen – es war ein Grund, die Verfolgung aufzunehmen.
»Das wollte ich nur ausgesprochen haben«, sagte er. »Du bist höllisch sexy. Vielleicht weißt
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