Die letzte Zuflucht: Roman (German Edition)
Händen, wenn es sein muss. Und man hört nie damit auf. Nie. Man kommt nie zur Ruhe. Wenn sie immer weitermachen, tut man das auch. Das ist die einzige Art, hier zu überleben.« Sie musterte ihn mit ernsten dunklen Augen. »Wie du selbst weißt. Versteh doch, jeder, der nach Valle gelangt, hat seine Feuertaufe schon überstanden. Stimmt das etwa nicht, Doc?«
»Doch, das stimmt.«
»Du stellst so viele Fragen, als ob du einen Anspruch auf meine Geheimnisse erworben hättest. Warum verrätst du mir deine nicht?« Sie trat herausfordernd auf ihn zu, und sein Körper reagierte in noch weit größerem Ausmaß als zuvor auf ihre Nähe.
»Was bringt dich auf den Gedanken, dass ich welche hätte?«
»Jeder hat welche. Also erzähl mir schon von ihr.«
»Von wem?«
»Von der Frau, die dir das Herz gebrochen hat.«
Die messerscharfe Analyse traf ihn an einem wunden Punkt. Na gut, vielleicht war er noch nicht so weit, dieses Gespräch führen zu können. Er räusperte sich und wandte sich ab. »Ich mache morgen wieder meine Runde und sehe nach jedem, der medizinische Versorgung braucht. Ich habe die verletzten Bravos so gut verarztet, wie ich konnte, aber ihre Wunden müssen während des Heilungsprozesses weiter versorgt werden.«
»Gut.« Ihr Lächeln verriet ihm: Sie wusste, dass er sich aus der Affäre zog.
»Danke. Dafür, dass du mir heute Abend vertraut hast.«
» De nada . Du hattest recht – und du hast wie ein Bravo gekämpft.«
»Setz dir ja nichts in den Kopf«, sagte Chris mit einem leisen Auflachen. »Ich bleibe nicht lange genug für so eine Vereidigungszeremonie.«
»Du hast wahrscheinlich nur Angst vor Nadeln.«
Er hatte die unverwechselbare Tätowierung der Stadtbewohner im Verlauf der Feuernacht gesehen, als die Bravos sich die Hemden in der sengenden Hitze des Freudenfeuers ausgezogen hatten. Hector hatte ihm unbeabsichtigt einen Blick aus nächster Nähe darauf verschafft. Der junge Mann hatte eine Kugel in die Ober armmuskeln bekommen. Er war erleichtert gewesen, dass die Tätowierung unversehrt geblieben war.
»Es überrascht mich, dass du die Stadt nicht nach dir selbst benannt hast.«
Rosas Gesichtsausdruck wurde nüchtern. »Ohne meine Bravos bin ich nichts.«
Etwas an der Art, wie sie es sagte, ließ Chris wünschen, ein Teil dieser Gemeinschaft zu sein. Dazuzugehören. Mehr noch, er wollte, dass ein Teil des Besitzerstolzes in ihrer Stimme sich auf ihn bezog.
Erst dann wurde ihm bewusst, dass er immer noch mit nacktem Oberkörper dastand. Wenn Rosa vorge treten wäre, hätte ihr Kopf ihm nicht einmal bis ans Kinn gereicht. Sie war viel kleiner, als sie im Kreise ihrer Leute wirkte. Ihr Mund hätte seine Brust berührt. Es war ihm gerade gelungen, seine Erektion abflauen zu lassen, aber die Vorstellung ließ sie ruckartig wieder zum Leben erwachen.
»Ruh dich jetzt aus«, sagte sie.
»Klar. Du auch.«
Sie drehte an der Lampe, bis die Dunkelheit die Taverne verschlang. Ihre Schritte hallten durch den leeren Raum, als sie zur Tür ging. Chris überwand den Abstand zwischen ihnen mit wenigen schnellen Schritten. »Diese Bücher«, sagte er und fühlte sich so unbeholfen wie in der Mittelstufe auf seinem ersten Schulball. Idiot .
»Ja?«
»Was für welche sind es?«
Rosa beugte sich zu ihm, sodass ihr Gesicht nur noch einen Hauch von seiner Brust entfernt war. Seine Haut fühlte sich straff an. Rosa holte Luft – oh Gott, sie atmet mich ein. Die Hitze ihres Atems verbrannte ihn beinahe zu Asche. Das war ja erregender, als wenn sie ihm einen geblasen hätte!
Rosa richtete sich auf und schob sich eine Haar strähne hinters Ohr. »Das wüsstest du wohl gern.«
Lampenschein aus einem der nahe gelegenen Häuser beleuchtete ihr Hinterteil, als sie auf die Veranda hinaustrat. »Nur weiter so, Jefa . Spazier nur schön davon. Ich mag den Anblick.«
13
»Du bist so schön«, sagte die Traum-Rosa.
Sie musste träumen, denn so redete sie einfach nicht mit Männern und ganz gewiss nicht mit welchen, die sie kaum kannte. Aber es war einer dieser Träume, in denen sie nur zusehen konnte, während ihr anderes Ich tat, was auch immer es wollte. Und anscheinend wollte es Chris Welsh.
Aber das war schön. Sogar noch besser als schön. Hier konnte sie ihrer Neugier nachgeben, ohne sich Sorgen darum machen zu müssen, welchen Einfluss es auf das Kräftegleichgewicht haben würde. Falco konnte schließlich nicht in ihren Kopf blicken und darüber schimpfen, dass er in ihren feuchten Träumen
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