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Die letzte Zuflucht: Roman (German Edition)

Die letzte Zuflucht: Roman (German Edition)

Titel: Die letzte Zuflucht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellen Connor
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mich das auch fragen.«
    Singer schien erleichtert darüber zu sein, dass Rosa nicht wütend war, aber Rosa konnte einfach nur keine Energie dafür aufbringen. Der Verlust des Motorrads würde Singer zwar das Herz brechen, den Rest von Valle aber nicht umbringen.
    »Es tut mir leid, wenn ich eine falsche Entscheidung getroffen habe«, sagte Singer.
    »Mach dir jetzt keine Gedanken darüber. Eines verspreche ich dir: Wenn er nicht binnen vierundzwanzig Stunden wieder hier ist, gehen wir davon aus, dass er ein Dieb ist. Dann wird er erschossen, sobald wir ihn wieder zu Gesicht bekommen.«
    Das Mädchen wurde auf die roten Flecken in Rosas Hemd aufmerksam. »Du bist verletzt.«
    » Sí , das sind viele. Such Viv und sag ihr, dass sie die taberna bereitmachen soll. Ich schicke die Bravos schon hin.«
    Weiß Gott, keiner von ihnen mochte gern verarztet werden, aber eine Wunde zu vernachlässigen war schiere Dummheit. Obwohl ihr jede Sekunde schwindeliger wurde, ging sie den verbliebenen Männern entgegen. Wenigstens hatten sie Benzin und Metall erbeutet, wenn auch sonst nichts. Das war zwar nicht das, worauf sie gehofft hatte, aber besser als nichts. Anderenfalls hätte sie sich auch unerträglich geschämt.
    Die meisten Bravos reihten sich hinter ihr ein, aber Falco trat an ihre Seite. So soll es also laufen. Erst lasse ich dich neben mir gehen, und bald gibst du dann Befehle. Dann landest du in meinem Bett, und am Ende bin ich nur noch die Frau, die mit Falco schläft.
    Zum ersten Mal seit Jahren hatte sie das Gefühl, dass ihre Position ernsthaft bedroht war.
    In der taberna hatte Viv mehrere Tische freigeräumt. Die Kneipe wurde auch als Lazarett genutzt, weil Wicker nicht wollte, dass das Blut unersetzliche Waren im Laden verdarb. Die Bar hingegen war so gebaut, dass sie sich leicht reinigen ließ, wie es schon in den Zeiten des Wilden Westens vor dem Wandel nötig gewesen war. Sie bestand aus verputzten Lehmziegeln, mit weiß gekalkten Wänden und einem Boden aus gestampftem Lehm. Die Möbel waren aus Saguaroholz, und ein paar von Singers Stoffkreationen waren zur Dekoration aufgehängt. Rosa kämpfte mit einer Grimasse den Schmerz nieder und stellte sich vor, wie Kugeln aus Cowboys herausgeschnitten wurden, die sich mit einer Flasche Fusel bis zur Besinnungslosigkeit betranken. Das Leben hatte sich doch nicht so sehr geändert.
    Bis auf die Magie und die Monster.
    Viv behandelte Ex als Ersten. Die Kugel steckte in seiner Schulter, und sie musste tief graben. Rosa saß neben ihm, hielt ihm die Hand und ließ ihn so fest zudrücken, dass sie dachte, er würde ihr die Finger brechen. Er war sehr stark, weil er in der Schmiede arbeitete, aber sie nahm es widerspruchslos hin. Sie war zäh, unglaublich zäh, und deshalb legte sich auch niemand mit ihr an. Es war eine Frage der Ehre, dass all ihre Männer vor ihr behandelt wurden, obwohl aus ihrer Wunde immer noch langsam Blut floss.
    Es wird bald gerinnen. Ich werde nicht verbluten. Es ist keine zentrale Arterie.
    Singer half mit, als wollte sie ihre Dummheit wiedergutmachen, einem Vagabunden ihren kostbarsten Besitz anvertraut zu haben. Sie verband Rio, der es stoisch über sich ergehen ließ. Er versuchte nun schon seit Monaten, bei der Schneiderin zu landen, aber Singer hielt ihn für zu jung und unerfahren. Sein Gesichtsausdruck war der beste Beweis dafür, dass es bei einem Bravo nicht aufs Alter ankam, sondern auf den Mut.
    Viv kannte sich mit Verletzungen aus. Sie sprach nicht viel über ihr Leben vor dem Wandel, aber Rosa hatte den Eindruck, dass sie sich ihren Lebensunterhalt damit verdient hatte, Leute zu verarzten – vermutlich nicht in irgendeiner offiziellen Funktion, so fähig sie auch war. Vielleicht hatte sie auch einfach viele Kinder gehabt. Aber Rosa fragte nicht nach, denn das hätte gegen den Ehrenkodex von Valle verstoßen. Hier spielte es keine Rolle, was für eine Vergangenheit jemand hatte.
    La jefa hatte diese garantierte Absolution nötiger als alle anderen.
    Nachdem fast alle anderen behandelt worden waren, hatte Rosa schon Pünktchen vor den Augen und wagte es nicht aufzustehen, als sie das Dröhnen eines fremden Motors hörte. Das Fahrzeug war offensichtlich beschädigt, das hörte sie an seinem Rumpeln. Aber sie konnte unter keinen Umständen feststellen, was vorging, ohne vornüberzufallen. Es war an der Zeit, ein paar Aufgaben zu delegieren.
    »Rio, sieh nach, was da los ist. Lem, sichern und laden, und dann hinterher.« Sie konnte nur

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