Die letzte Zuflucht: Roman (German Edition)
Traum verlangte von ihm, sich nach Westen zu wenden.
Fort von Rosa.
Und das fühlte sich einfach vollkommen falsch an.
Er brachte den Motor auf Touren und wendete, sodass er die aufgehende Sonne im Rücken hatte. Zwei flache Hügel später machte er oberhalb einer Schlucht halt, die nicht breiter war als zwei Körperlängen. Mitten durch die Schlucht holperte ein alter, schadhafter Kleintransporter. So staubbedeckt, dass er fast mit dem Boden der Schlucht verschmolz, fuhr er langsam und leise dahin. Der Auspuff war in gutem Zustand, und der Fahrer war anscheinend willens, zugunsten größerer Heimlichkeit auf ein hohes Tempo zu verzichten.
Vielleicht war der Konvoi auf dem Highway ein Ablenkungsmanöver. Vielleicht war alles auch nur ein großer Zufall. Aber zum ersten Mal, seit heute Morgen Alarm geschlagen worden war, waren sein logischer Verstand und der Traum im Einklang miteinander. Chris sollte hier sein.
Er überprüfte die Munition in seinem Gewehr. Dann ging er daran, sich einen langsamen, sicheren Weg in die Schlucht hinab zu suchen. Er schob das Motorrad bis nach unten. Wer auch immer den Transporter fuhr, rechnete vielleicht noch nicht einmal mit Ärger, besonders wenn der Konvoi wirklich der Ablenkung diente. Aber wenn Chris ertappt wurde, konnte er als einsamer Vagabund, nicht als einer von Rosas Bravos durchgehen.
Dann gab ein Stein unter seiner Ferse nach, und er fiel flach auf den Rücken. Nur indem er sich am Lenker des Motorrads festhielt, konnte er sich davor bewahren, bis zum Fuß des Abhangs hinabzurutschen. Chris verlor die Maschine fast aus dem Griff, aber dann gelang es ihm, das Gleichgewicht zurückzugewinnen. Der Transporter, der noch immer so langsam fuhr, war nun fast außer Sicht.
Schweiß machte Chris’ Handflächen so glitschig wie Öl. Er wischte sie sich an seinem Hemd ab, als er endlich ebenen Boden erreichte. Sein Rachen war ausgedörrt.
Der Boden der Schlucht lag fast völlig im Schatten; er stieg wieder auf und raste los. Es war ein gutes Motorrad, das sofort reagierte und verdammt schnell war.
Minuten vergingen, und dank der kühlen Brise im Schatten entfaltete der Schweiß seines Körpers seine volle Wirkung. Chris atmete tief ein, während er dem Transporter hinterherraste. Wenigstens wusste er jetzt, dass er das Richtige tat. Ganz gleich, was seine übersteigerte Vorstellungskraft ihn finden lassen wollte – es war in dem Transporter.
Er machte sich Gedanken um Rosa. Gott, wie er hoffte, dass sie sich als so hartgesotten erweisen würde, wie sie auftrat! Obwohl er den Blick fest auf den Horizont gerichtet hielt, sehnte er sich schmerzlich danach, sie wiederzusehen.
Der Transporter kam wieder in Sicht. Es widerstrebte Chris, etwas so Wertvolles wie Reifen zu verschwenden, aber er hatte vielleicht keine Wahl. Er wollte sie lieber überrumpeln, nicht die Ein-Mann-Armee spielen. Also fuhr er mit dem Motorrad so nahe heran, wie er es wagte, bremste dann und stieg schnell ab. Im Laufe der Jahre war er zu einem ziemlich guten Schützen geworden – eher aus der Not heraus als freiwillig. Der Gewehrkolben schmiegte sich mühelos an seine Schulter. Chris ließ sich auf ein Knie nieder und konzentrierte sich. Zwei langsame Atemzüge später, während derer der Transporter weiterkroch, schoss er.
Das Geschoss zerfetzte den rechten Hinterreifen. Noch ein Schuss, und dem linken erging es ebenso – völlig platt. Der Transporter kam schlitternd zum Stehen. Chris saß schon wieder auf dem Motorrad, und sein Herz pumpte das Blut schneller durch seinen Körper, als er es je für möglich gehalten hätte.
Er hatte gerade eine Kriegserklärung abgegeben. Aber er musste sein Revier verteidigen. Verdammt, das Land hier gehörte zu Valle! Fahrer- und Beifahrertür schwangen auf. Gewehrläufe schoben sich aus den Türen, dann folgten Körper.
»Lasst sie fallen«, rief Chris. »Ich habe euch im Visier!« Seine Stimme hallte von den gewölbten Wänden der Schlucht wider.
Zwei Gewehre landeten mit einem metallischen Klirren auf dem Boden.
»Raus und auf die Knie«, sagte Chris.
So umsichtig, wie er bei seinem Zusammentreffen mit Brick verfahren war, ging er mit angelegtem Gewehr um den Wagen herum, um zur Fahrerseite zu gelangen. Mit einem geschmeidigen Griff hob er das eine Gewehr auf. Eine rasche Überprüfung verriet ihm, dass die Waffe des Mannes geladen und schussbereit war.
»Das nehme ich«, sagte Chris, »anstelle des Wegzolls.«
Der Fahrer war erstaunlich klein und
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