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Die letzte Zuflucht: Roman (German Edition)

Die letzte Zuflucht: Roman (German Edition)

Titel: Die letzte Zuflucht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellen Connor
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sagte er zu Ingrid.
    Diskretion war eines, eine drohende Gefahr zu verschweigen etwas ganz anderes. Ingrid hatte scharfe Sinne und ein ausgeglichenes Temperament. Er glaubte, es sei richtig, darauf zu vertrauen, dass sie daraus nicht mehr machen würde, als es war.
    Sie übernahm das Gewehr, das er ihr reichte. »Ärger?«
    »Nein, ich dachte nur, ich hätte etwas gesehen. Wahrscheinlich ist es nichts.«
    Die Stadt war still, als er zurückkehrte. Die Trauerfeier hatte eine Decke der Kontemplation über den ganzen Ort gebreitet. Chris kehrte in sein Zimmer über dem Laden zurück. Er benutzte es eher als Gepäckaufbewahrung für seine Sachen. Er wühlte seinen Tornister durch und stellte eine Reihe von Basismedikamenten zusammen. Eine große Auswahl. Dann stimmte er sich darauf ein, sich mit diesen neuen Frauen zu befassen. Manche von ihnen litten vielleicht an Krankheiten, die er nicht heilen konnte.
    Er straffte die Schultern, nickte einmal und ging nach unten. Wicker fegte gerade den Laden aus und summte unmelodisch in seinem rauen Bariton vor sich hin. Er schaute auf. »Ach, hallo, Doc!«
    Falco und seine engsten Verbündeten mochten über Chris’ Initiation verärgert sein, aber niemand sonst schien etwas gegen ihn zu haben. Sie … hießen ihn einfach willkommen.
    »Ich gehe nach drüben, um zu sehen, wie es unseren neuen Gästen geht«, sagte Chris. »Ich nehme an, wir können ungehindert auf die Vorräte hier zurückgreifen, wenn wir sie ein wenig aufpäppeln wollen?«
    »Na klar«, sagte Wicker grinsend. »Ich würde die Mädels gern herausgeputzt und bei guter Gesundheit sehen.«
    »Du und zwanzig andere Bravos.«
    Wicker zuckte die schlaksigen Schultern. »Zumindest wird das Zahlenverhältnis günstiger.«
    »Amen«, sagte Chris mit geheuchelter Begeisterung.
    Seine Begierde würde sich nicht an verhungerten, verängstigten Mädchen stillen lassen. Rosa war die Frau, die er wollte.
    Er trat aus dem Laden hinaus auf die Straße. Wieder war er betroffen davon, wie sehr sich die Stimmung gewandelt hatte: Andere Stadtbewohner begrüßten ihn herzlich. Aber er hatte keine Lust, das allzu genau zu analysieren, da er in Gedanken schon bei der Aufgabe war, die ihm bevorstand. So beschränkte Chris sich auf kurze Antworten und lange Schritte.
    Brick stand vor dem Rathaus. Ein Gewehr ruhte in seinen Armen. »Morgen, Doc.« Ohne Zögern trat er beiseite und öffnete Chris die Tür.
    Rosa war schon drinnen. Natürlich.
    Ihre Blicke begegneten sich über den Kopf einer hageren braunhaarigen Frau hinweg. Chris schaute als Erster zur Seite.
    Die Frauen hatten sich auf dem Boden kleine Nester gebaut. Einige schliefen jetzt immer noch, die Decken eng um magere Körper gezogen oder von ruhelosen Füßen beiseitegestoßen. Einen solch intimen Einblick darin zu erhalten, wie jede einzelne Frau ohne große Privatsphäre auf dem Boden schlief, steigerte Chris’ Anspannung nur noch. Ganz gleich, wer sie waren, sie hatten etwas Besseres verdient. Es war seine Aufgabe, dafür zu sorgen, dass sie sich bald wieder erholten.
    Er ging zu einer Frau hinüber, die sich aufgesetzt hatte. Sie löffelte sich gerade eine Art Brei in den Mund, den Viv gekocht haben musste, um ihre Mägen wieder an feste Nahrung zu gewöhnen. Die Haltung der Frau war abwehrend: Sie beugte sich tief über ihre Ration und hatte die Beine an die Brust gezogen.
    »Guten Morgen«, sagte er.
    Sie zuckte zusammen.
    Er stellte seine Arzttasche an der Wand ab. Langsam, sodass sie reichlich Platz und Zeit hatte, sich an seine Gegenwart zu gewöhnen, kniete er sich hin. »Guten Morgen«, wiederholte er. »Ich heiße Chris. Ich bin der Arzt hier.«
    Die Frau schien nichts zu verstehen. Eine Haut wie Kaffee mit Sahne. Dunkle Augen. Schwarzes Haar.
    Er versuchte es noch einmal: » Buenos días. Me llamo Cristián. «
    Ihre Augenbrauen hoben sich ganz leicht.
    » Soy el médico aquí. Estás en el Valle de Bravo. «
    Vielleicht lag es daran, dass er Arzt war oder dass ihre Siedlung einen Namen hatte, aber sie sank unendlich erleichtert in sich zusammen. Ihr begannen die Hände zu zittern. Zwei Tränen glitten über Wangen, die noch immer mit einer Schicht Wüstenstaub überzogen waren.
    Chris rückte näher an sie heran und legte die Hände um ihre, um sie am Zittern zu hindern. Sie spannte sich an, aber sie entzog sich ihm nicht. »Ich werde dir helfen«, fuhr er auf Spanisch fort.
    Nach ein, zwei Versuchen erlaubte sie ihm, ihre Hand zu führen und ihr den Löffel in

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