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Die letzte Zuflucht: Roman (German Edition)

Die letzte Zuflucht: Roman (German Edition)

Titel: Die letzte Zuflucht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellen Connor
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der Schmiede zu arbeiten, und Rio schob schon wieder Wachdienst. Ihr Machismo bereitete Chris Kopfschmerzen. Wenigstens schienen die Frauen dankbar dafür zu sein, dass er seine Hilfe anbot.
    Dann duschte er und hielt ein von erotischen Phantasien durchsetztes Schläfchen – keine Vorahnungen, nur die Verzweiflung seines Körpers. Er wachte auf, fluchte, ging auf und ab und wartete.
    Als endlich der Abend kam, fühlte er sich wie befreit, als er in die Wüste hinausging.

23
    Rosa brauchte nichts aus dem Laden, aber sie lungerte in der Hoffnung dort herum, Chris auf dem Weg in sein Zimmer abfangen zu können. Sie hatte das ungewohnte Bedürfnis, ihm zu erklären, weshalb sie ihn während der Beerdigung den Wachdienst hatte übernehmen lassen. Auf ihre Art hatte sie ihm ihr Vertrauen demonstrieren wollen. Das hatte er anscheinend nicht zu schätzen gewusst. Obwohl sie schon so viel Außergewöhnliches miteinander durchlebt hatten, kam es immer noch zu Missverständnissen.
    Wicker schaute auf, als sie zum zweiten Mal an ihm vorbeikam. »Suchst du nach etwas Bestimmtem?«
    »Ich sehe nur nach, welche neuen Waren eingetroffen sind.«
    »Nicht viele.« Er sortierte weiter Stoffe, bevor er in verschwörerischem Ton hinzufügte: »Weißt du, dass der neue Doc schon einen besseren Schlafplatz hat? Schnell ist er ja, das muss man ihm lassen.«
    Rosas Blut wurde eiskalt und dann wieder heiß, als eine Welle unerklärlicher Gefühle wie ein Tsunami durch ihren Kopf brandete. Vor dem Wandel hatte sie die Folgen solcher Naturkatastrophen im Fernsehen gesehen. Die gleiche Verwüstung herrschte nun in ihrem Innern.
    Irgendwie brachte sie eine lässige Antwort zustande. »Ach ja?«
    »Er schläft nicht mehr hier oben. Er hat ein paar Sachen im Zimmer deponiert, doch damit hat es sich dann auch.« Wicker verzog konzentriert die Lippen. »Aber ich komme einfach nicht darauf, mit wem er etwas angefangen hat. Brick und Jolene verbringen im Moment viel Zeit miteinander, da sie sich keine Hoffnungen mehr auf Falco macht. Singer ist zu jung. Viv kommt mir ein bisschen zu alt für ihn vor, aber kann ja sein, dass ihm das nichts ausmacht. Vielleicht Mica? Oder Ingrid?« Er schüttelte den Kopf. »Aber die hat, soweit ich weiß, noch nie mit einem anderen als Ex geschlafen.«
    »Zumindest ist es keins der neuen Mädchen«, sagte sie mit zugeschnürter Kehle.
    Die Erinnerung daran, wie er sich um die missbrauch ten Frauen gekümmert hatte, war ihr den ganzen Tag über nicht aus dem Kopf gegangen. Seine Geduld. Seine stille Fürsorge. Es rührte Rosa an, den Klang ihrer Muttersprache aus seinem Mund zu hören. Aber seine Gewissenhaftigkeit und seine Besorgnis um das Leid dieser Mädchen hatte sich ihr tief in die Seele gegraben.
    Wicker zuckte mit den Schultern. »Es ist wirklich ein Rätsel.«
    Aber was, wenn sie Chris falsch eingeschätzt hatte? Sie wusste so wenig über ihn. Er hätte gern seinen Schwanz in ihrem Schoß untergebracht. Na und? Es war nicht genug, das, was zwischen ihnen war, ernst zu nehmen. Sie marschierte mit herabgezogenen Augenbrauen aus dem Laden.
    »›Dich zu kennen, aber nicht haben zu können, zerreißt mich‹«, knurrte sie.
    Sí, claro.
    Mit zusammengeschnürtem Herzen stieg sie auf den Wachturm und murmelte die ganze Zeit Verwünschungen. Nicht auszudenken, dass sie auf ihn gewartet hatte. Wie er sich darüber kranklachen musste! Man hätte Christian zur Strafe dafür kastrieren sollen, wie er seine traurigen Augen und sein geschmeidiges, geschliffenes Auftreten zum Einsatz brachte. Dios , es war Jahre her, seitdem ein Mann sie verarscht hatte!
    »Ist alles in Ordnung?«, fragte Ex.
    Rosa mochte ihn von all ihren Bravos am liebsten, weil er sich um seine eigenen Angelegenheiten kümmerte. Höchstwahrscheinlich hätte er noch nicht hier oben wachen sollen, nachdem er erst vor Kurzem angeschossen worden war, aber es war sinnlos, ihn davon abhalten zu wollen, genau das zu tun, was er sich in den Kopf gesetzt hatte. Necio . Stur wie ein Maulesel.
    » Claro . Stört’s dich, wenn ich mich kurz zu dir setze?« Rosa ließ sich im Schneidersitz nieder und wusste, dass er ihre Anwesenheit nicht missdeuten würde. Es hatte keinen Sinn, nach Hause zu gehen, wenn sie zu aufgeregt war, um zu lesen oder zu schlafen.
    »Tu dir keinen Zwang an. Es ist eine ruhige Nacht. Größtenteils.«
    Sie hätte eigentlich tief Atem holen und darüber hinweggehen sollen. Denk nicht länger über Chris nach. Denk nicht daran, wie er sich

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