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Die Letzten ihrer Art 02 - Der letzte Ork

Die Letzten ihrer Art 02 - Der letzte Ork

Titel: Die Letzten ihrer Art 02 - Der letzte Ork Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvana de Mari
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antasten.

Kapitel 2
    Der Kommandant der Wachsoldaten beim Großen Tor begleitete Robi zum Palast des Richters, dem einstigen Königspalast, den sie vage kannte, weil sie als Kind in seinen unterirdischen Verliesen gefangen gewesen war, aus denen Yorsh sie dann befreit hatte.
    Der Palast war eigenartig, seltsam schief und asymmetrisch, mit nur ganz wenigen Fenstern. Rosalba durchschritt prächtige und verlassene Säle, einen schönen Garten voller Blumen und gelangte schließlich über eine ganz von Glyzinien überrankte Treppe in das, was der Soldat den »Großen Saal des Alten Throns« nannte. Er war nach drei Seiten geschlossen, anstelle der vierten Wand war da eine lange Galerie, auf der riesige, in Stein gehauene Statuen der Könige von Daligar aufgereiht standen. Alle hielten ein Schwert in der Hand, die ältesten hatten unter der Krone einen kahl rasierten Schädel und die ersten beiden in der Reihe, die ältesten Könige von Daligar, trugen einen Adler auf der Schulter. Der Saal mit der Galerie lag im ersten Stock, darunter öffnete sich ein Hof, der völlig verschieden war von dem übrigen düsteren Bau, eingefasst von einem Bogengang mit gedrechselten Säulen und schlanken Spitzbögen.
    »Zweite Runendynastie«, erklärte Jastrin.
    Auch der Soldat gab architektonische Erläuterungen ab.
    »Wo man Bögen und Säulen sieht, das sind die älteren Teile, das geht zurück auf die Runenzeit«, erklärte er, »es ist nicht mehr viel davon da, weil der Richter alles hat abreißen lassen, um nach seinem Geschmack neu zu bauen. Außer dem, was hier noch zu sehen ist, das ist die Königsgalerie, das Herz von Daligar, aber der Richter mochte es nicht, das war nicht sein Thron«, setzte der Soldat hinzu und zeigte auf einen riesigen, völlig schmucklosen Thron aus Stein. »Das ist der Thron Arduins. Der Richter residierte im ›Kleinen Saal des Neuen Throns‹, das war seiner.«
    Rosalba hatte Erbrow, die eingeschlafen war, auf dem Arm, und Angkeel, der auch halb döste, saß auf ihrer Schulter. Jastrin trottete hinter ihr her.
    Während sie die lange Reihe der Königsstatuen abschritt, sah Robi überraschenderweise zwei Gestalten auf sich zukommen, die ersten Personen, die sie im Königspalast traf. Voran ging ein groß gewachsener Würdenträger mit schmalem Gesicht, wallendem weißem Bart und Haupthaar; er war prächtig in hellen Brokat gekleidet. Ihm folgte ein kleiner, rundlicher, glatzköpfiger Mann, genauso alt wie der erste, mit rundem Gesicht, kurzem Bart und in weißes Leinen gekleidet, darüber trug er einen dunklen Mantel, der bei aller Erlesenheit doch den Eindruck von Arbeitskleidung machte.
    Als sie auf gleicher Höhe waren, blieb Robi stehen.
    »Die Stadt ist von den Orks belagert und man muss sie retten«, verkündete sie. »Ich bin Rosalba, die Erbin Arduins.«
    Noch einmal musste sie sich selbst loben, weil sie eine kleine Ansprache gehalten hatte, die keine falsche Behauptung und nichts Anfechtbares enthielt. Erstauntes Schweigen. Der kleine Alte fasste sich als Erster. Er strahlte übers ganze Gesicht und begrüßte sie gerührt mit einer tiefen Verbeugung.
    »Herrin«, stellte er sich vor, »ich bin der Hofmeister des Königlichen Hauses, und es ist mir eine Ehre, Euch zu Diensten zu sein. Was auch immer Ihr benötigen mögt, sprecht es nur aus. Eure Anwesenheit … Die Tatsache, dass Ihr hier seid …«, er stockte, suchte nach Worten. »Wir sind nicht allein in der Gefahr. Ein Erbe Arduins ist bei uns. Ihr, Herrin, seid der einzige Hoffnungsstrahl im grausamen Dunkel dieser schrecklichen Nacht.«
    Die Verbeugung des anderen, des hageren Alten, fiel erheblich weniger tief aus, eigentlich war es mehr ein Kopfnicken als eine Verbeugung.
    »Ich bin der Seneschall des Stadt, Herrin, und niemals hätte ich gedacht, dass ich nach der doppelten Schmach der Flucht des Hofes und des Angriffs durch die Orks auch noch würde erleben müssen, dass mir jemand ohne Schuhe Befehle erteilt.«
    Robi war sprachlos, und sie fragte sich, ob sie wütend werden oder die Sache auf sich beruhen lassen sollte. Der Haushofmeister musste derjenige sein, der sich um die Küchen kümmerte, um das Treppenkehren, ums Bettenmachen und um alles, was erforderlich ist, damit ein Haus nicht zur Zufluchtsstätte für Kakerlaken, Fledermäuse und Ratten wird. Sie war sich nicht sicher, ob sie wusste, was genau ein Seneschall war. Vermutlich so etwas Ähnliches wie ein Berater. Und der lange Lulatsch mit der weißen Mähne musste der

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