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Die Letzten ihrer Art 02 - Der letzte Ork

Die Letzten ihrer Art 02 - Der letzte Ork

Titel: Die Letzten ihrer Art 02 - Der letzte Ork Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvana de Mari
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Verfluchte, durch die Stadt gezogen war und Hühner, Menschen, Kinder, Hunde, Kanarienvögel, wahrscheinlich Katzen, Kühe, Schafe, Ziegen, Widder und Goldfische in den Brunnenbecken ermordet hatte. Rankstrail, der nach der Geburt seiner Schwester von dieser Geschichte gehört hatte, fragte sich, ob Daligar wohl wie jede andere Stadt sei oder eher wie ein Zoo. Der Verrückte Schreiber hatte ihm seine Version der Geschichte erzählt. Ihm zufolge hatte das Elfenkind ein totes Huhn wieder zum Leben erweckt, sodass die Trauer des Todes für diesmal aufgeschoben war. Diese absurde Erzählung war in Rankstrails Augen der endgültige Beweis dafür, dass das Männlein völlig unglaubwürdig war.
    Nach acht Jahren hatten sie den Elfen immer noch nicht erwischt. Vielleicht war er gestorben, womöglich aus Angst vor all den Helden, die ihm nachstellten, jedenfalls hatte man sich um ihn nicht mehr gekümmert.
    Diesmal erging der Aufruf zu den Waffen wegen der Schwarzen Banditen, der Räuber in den Südlichen Gebieten.
    Der Junge vernahm das Wort »Sold«, das der Ausrufer bewusst in jedem Satz wiederholte, wie ein Verdurstender einen Wassertropfen auf einen heißen Stein fallen sieht. Von zu Hause fortzugehen, brach ihm das Herz, aber die Vorstellung von diesem Geld war unwiderstehlich wie ein Zauber.
    Er wusste, dass er aufgrund seiner Größe und seines beginnenden Bartwuchses als junger Mann durchgehen konnte statt als das, was er tatsächlich war, kaum mehr als ein Kind; man würde ihn also nehmen. Nach Jahren der Gespräche mit dem Verrückten Schreiber, oder besser, dessen Monologen, besaß er beträchtliche Kenntnisse über die Grafschaft von Daligar und seine Armeen. Weitere Auskünfte bekam Rankstrail im Tausch gegen etwas Essen von einem durchziehenden Bettler, der erklärte, entfernt mit einem Söldner verwandt zu sein. Rankstrail vermutete ja, in Wirklichkeit handle es sich um einen Deserteur, doch ganz gleich ob aus erster oder zweiter Hand, die Informationen, die er hier bekam, entpuppten sich als unendlich viel nützlicher, realistischer und glaubwürdiger als die des Ausrufers.
    Wie der Schreiber ihm gesagt hatte, erklärte sich der Name »Leichte« Kavallerie und Infanterie durch die Harnische und Helme, die sich aus Metallplättchen und Lederstücken zusammensetzten, sodass sie extrem kostengünstig waren und sich folglich auch ihr Gewicht in Grenzen hielt. Zusammengehalten wurde das Ganze durch Lederriemen oder Hanfschnüre, je nachdem was gerade vorhanden war; waren sie verschlissen, ersetzte der Soldat sie, so gut es ging, und wenn er keinen Hanf und kein Leder fand, behalf er sich mit Ochsensehnen, welche die Harnische der getöteten Banditen und Orks zusammenhielten; das hatte aber zur Folge, dass die Soldaten der Leichten Kavallerie und Infanterie sich am Ende in Aussehen und Geruch kaum von den Feinden unterschieden, die sie bekämpften.
    Da sie leicht waren, hielten diese Harnische aber auch weniger ab, Schwerthiebe wurden nicht immer abgewehrt; etwa die Hälfte aus der Nähe abgeschossenen Speere und Pfeile drang durch. Dafür konnte man sich mit bemerkenswerter Geschwindigkeit fortbewegen, genauso schnell wie der Feind, und daher rührte bei den Söldnern eine besondere Kampftaktik, die von den regulären Einheiten des Heeres nicht angewandt wurde. Deshalb schickte man sie an die Grenzen der Bekannten Welt, in den Osten, um die Orks zurückzudrängen, und in den Süden, um den Schwarzen Banditen Einhalt zu gebieten, wenn die Bauerngehöfte in Flammen standen und die Köpfe der Untertanen der Grafschaft zu dekorativen Zwecken auf Pfähle gesteckt wurden.
    Wenn es schlecht aussah, flohen die Söldner; im Fachjargon hieß das »Rückzug«, und die Flucht wurde nicht bestraft, wenn am Ende ein erneuter Angriff und ein Sieg standen. Das entsprach dem Prinzip, dass ein Soldat, der flieht, am Leben bleibt, also noch kämpfen kann. Starb ein Söldner, ließ man ihn dort liegen, wo er gefallen war. Wenn sie nicht gerade flohen, angriffen, rannten oder über die Verpflegung schimpften, die es nicht gab, oder über den Sold, der nicht kam, mochten seine Kameraden ihm wohl auch ein Grab schaufeln und zum Andenken etwas daraufsetzen. Wenn der Tote eine Frau hatte und diese ihm Kinder geschenkt hatte, wurde wohl auch manchmal für sie gesammelt, aber im Prinzip war es verboten, eine Frau zu haben, Söldner konnten keine Frau haben. Nicht nur dass sie als Familienväter allzu sehr darauf bedacht sein würden, nicht

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