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Die Letzten ihrer Art 02 - Der letzte Ork

Die Letzten ihrer Art 02 - Der letzte Ork

Titel: Die Letzten ihrer Art 02 - Der letzte Ork Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvana de Mari
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Sieger über die Orks, Befreier von Varil, Rächer der Ehre des Menschengeschlechts, gelangte in Sichtweite seiner Stadt, während die späte Nachmittagssonne das dichte, zarte Grün der reifen Reispflanzen zum Leuchten brachte. Während er vom Pferd stieg und das große Eingangstor zum Äußeren Bezirk durchschritt, fiel das rote Licht des Sonnenuntergangs schräg auf die mächtigen Mauern oberhalb des Hangs mit Mandel- und Orangenbäumen.
    Rankstrail grüßte die beiden Soldaten, die ihn am Tor erkannt hatten, und ließ den Wolf und sein wunderschönes Pferd, das so schwarz war wie der Hauch der Nacht, in ihrer Obhut zurück.
    Er wollte niemanden bei sich. Er machte sich zu Fuß auf den Weg. Der Mantel verbarg ihn und zugleich das Schwert, das er an der Seite trug. Er schritt über Bäche hinweg, wo Kinder zwischen Hühnern und einer Schar Gänse spielten, deren weiße Flügel sich in den Pfützen mit dem Spiegelbild der Wolken vermengten.
    Zwischen den Steinen der Stadtmauern wuchsen wieder Efeu, Moos, Büschel kleiner Blumen. Auch die bunten Gärten oben auf den Mauern waren wieder da. An der Südseite wuchs ein ganzer Baum, ein echter wilder Kirschbaum, schräg aus den Mauern heraus, seine Wurzeln hatten zwischen den losen Steinen Platz genug gefunden, um ihn wachsen, blühen und Früchte tragen zu lassen, kleine, säuerliche Kirschen, und auch er spiegelte sich zusammen mit Wolken und Gänseflügeln in den Pfützen.
    Die Pfützen fanden ihre Fortsetzung in den Rinnsteinen der Küchen, durch die ihrerseits das Wasser aus dem Graben geleitet wurde, das von den Hügeln kam und sich mit dem stehenden Gewässer mischte, um sich dann in die Kanäle zwischen den Reisfeldern zu verzweigen.
    Viele Stimmen waren zu hören, die einander übertönten oder riefen, sich ins Wort fielen.
    Rankstrail ging an der östlichen Seite der äußeren Stadtmauer entlang, wo die Wasserverkäufer und die Stände mit Fladenbrot und Marzipan schon sehr bald wieder aufgetaucht waren und die Luft mit ihren köstlichen Düften erfüllten, unter die sich der herbe Geruch der über Kohleglut gerösteten Kichererbsen mischte.
    Das Gesicht unter der Kapuze verborgen, kaufte sich der Kommandant der Stadt den größten Sesamkringel mit Honig, den es auf dem winzigen Markt gab, und schlug die Zähne hinein. Er schloss die Augen und musste sich einen Augenblick lang an die Mauer lehnen, so groß war der Genuss, dass ihm fast schwindlig davon wurde.
    Am äußersten Ende des Markts, ganz an die Mauer gedrängt, fand er den Teppichverkäufer wieder, der aus der Karawanenstadt Donadio kam, die von einer Windhose vernichtet worden war. In seiner kuriosen Redeweise wiederholte ihm der Mann, dass er, wenn er den einen oder anderen Teppiche verkaufte, nach Hause zurückkehren könne, in seine Stadt, und dass sie sie wieder aufbauen würden, diesmal nicht aus Holz und Kamelhaut, sondern ganz aus Stein mit einer Kuppel aus Lapislazuli darüber, damit nichts mehr sie zerstören konnte, und sie würden sie Samkid nennen, die Unbesiegbare. Rankstrail kaufte ihm alle Teppiche ab, die die Farben des Windes und der Sonne hatten, und bat ihn nur, sie so lange bei sich aufzubewahren, bis er wusste, wo er sie ausbreiten konnte. Dann ging Rankstrail, begleitet von einer Flut von Segenswünschen, die ebenso klangvoll und unverständlich waren wie die Flüche, die der Mann ihm einst hinterhergeschickt hatte.
    Rankstrail stieg über den Stamm des wilden Kirschbaums hinweg, der noch ganz verkohlt war von den Bränden der Belagerung; winzige Büschel grüner Blätter sprossen wie der Inbegriff des Frühlings selbst an dem einzigen Ast, der sich vor dem Feuer hatte retten können. Rankstrail blieb stehen, sah ihn an und fuhr mit der Hand über den runzeligen Stamm, wobei er sich die Finger mit Ruß schmutzig machte, und auch den Verband, den er immer noch trug, obwohl ihn die Wunde schon längst nicht mehr schmerzte.
    Das Haus seines Vaters war exakt wieder so aufgebaut worden wie früher. Es lag zwischen zwei Strebepfeilern des zweiten Mauerrings, eine notwendige schiefe Wand und ein Dach waren hinzugefügt worden, eine ganz mit Schnitzwerk überzogene Tür vervollständigte das Ganze. Von der Höhe der rußgeschwärzten Wehrgänge wucherten erneut Efeu und blühende Kapernpflanzen auf das winzige Häuschen herab. Der junge Kommandant der Stadt erinnerte sich an all die Kaulquappen, die sie gefangen hatten, die Schnecken und Frösche, die sie verzehrt hatten, die gewilderten

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