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Die letzten Worte des Wolfs

Die letzten Worte des Wolfs

Titel: Die letzten Worte des Wolfs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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den Fingern schmerzte. Rodraeg, Eljazokad und Hellas erging es nicht besser. Sämtliche Metallteile an ihren Körpern wurden von wütender Hitze erfüllt. Die Waffen waren recht schnell losgemacht und fallen gelassen, aber im Gegensatz zu Bestar hatten die drei nun noch mit Gürtel- und Schuhschnallen, Rucksacknieten und im Rucksack heiß werdenden Ausrüstungsteilen zu kämpfen. Eljazokad wand sich jaulend aus seiner Weste, deren Knöpfe metallisch waren. Hellas schleuderte ächzend den Köcher mit den annähernd vierzig glutpochenden Pfeilspitzen von sich.
    Nach kurzer Zeit kehrte Ruhe ein in dem Raum. Die Mammutstreiter standen schwer atmend und mehr oder weniger untauglich gekleidet in dem kochend heißen Raum herum und sorgten sich um den Zustand ihrer Schwerter, Degen und Pfeile. Dann erst bemerkten sie die Veränderung, die sich mit dem befreiten Magier ereignet hatte. Der kleine Mann schwelte. Er lag auf dem Boden, und sein Körperschweiß begann zu kochen und zu verdampfen. Gleichzeitig begann es, nach verschmorenden Haaren zu riechen. Aus den Ohren, den Nasenlöchern und einigen Stellen der Haut schlugen Flammen. Geschmolzen tropften die Finger- und Fußnägel auf die Planken.
    Merkwürdigerweise blieb er dabei vollkommen ruhig. Er zappelte nicht oder schrie, wie man das von einem brennenden Menschen hätte erwarten können. Im Gegenteil: Lebenskraft schien in ihn zurückzuströmen. Er faßte nach dem Türrahmen -das Holz zischte und qualmte unter seiner Berührung – und zog sich daran hoch. Fast schien es, als würde er lächeln, das Mammut wohlwollend ansehen, aber das war schwer zu sagen, denn zwischen seinen Lippen quollen Lava und Rauch hervor und seine Augäpfel traten zurück und machten einer weißen Feuersbrunst im Inneren seines Schädels Platz.
    Rodraeg sah für einen Augenblick sich selbst vor sich, flammendes Blut auf den Lippen, der ganze Leib ein schmerzend brüllender Ofen. Er verlor das Gleichgewicht und ging unter einem heftigen Hustenanfall zu Boden. Gleichzeitig verschwand der schmächtige Leib des Regenwaldmannes unter brausenden Flammen, deren Helligkeit alle Blicke hinfortzwang. Nur noch ein Umriß war jetzt zu sehen, ein weiß strahlender Umriß von annähernd menschlicher Form. Die Hitze war so groß, daß dem am nächsten stehenden Bestar die Augenbrauen ansengten und die Härchen auf Hellas’ Handrücken sich kräuselten. Eljazokad half Rodraeg, der unter dröhnenden Hustenkrämpfen versuchte, sich wieder aufzurichten.
    Als sie wieder schauen konnten, sahen sie gerade noch den Schein des Flammenmenschen hinter der Tür verschwinden.
    Â»Hinterher!« würgte Rodraeg. »Wir … müssen ihn … auf… halten!«
    Bestar und Hellas hetzten dem Feuer hinterher, Eljazokad stützte Rodraeg und half ihm den Gang entlang und die Treppe hinauf.
    Auf Deck unterteilte der brennende Mann alle Aufbauten und Takelung in blendendes Weiß und verdichtete Schlagschatten. Hellas und Bestar standen wie erstarrt und andächtig, als der Brennende über die Reling ins Hafenbecken sprang, aber nicht unterging, sondern in einer zischenden Dampfwolke auf Wandry zuzulaufen begann.
    Rodraeg krallte sich an die Reling und rief zu der Gezeitenfrau hinunter: »Kannst du … was … tun?«
    Sie blickte der Menschenflamme hinterher und sagte nur: »Das würde ich niemals wagen. Ich sagte doch schon, Wandry wird sich zu verantworten haben für die Untaten Yrmenlafs. Mindestens acht Jahre. Ihr hättet ruhig früher schon hierherkommen können.«
    Â»Nein … nicht die Stadt!« Mit einem Stöhnen und anschließenden weiteren Hustenkrämpfen rutschte Rodraeg an der Reling hinab zu Boden. Eljazokad wühlte nach dem Schwamm in Rodraegs Rucksack und preßte ihm den auf den Mund, aber das brachte überhaupt nichts. Rodraeg biß hinein, schmeckte nichts als Salzwasser und spuckte ihn wieder aus. Der Schwamm war sinnlos geworden, seit die Flutwelle Rodraeg unter Wasser gerissen hatte.
    Hellas und Bestar beobachteten inzwischen, wie die weiße Menschenlohe den Strand erreichte und darüber hinwegeilte wie ein von einem Sturmwind gepeitschtes Segel. Dann verschwand das Licht in schmalen Gassen zwischen Hafengebäuden. Menschen rannten dort vor Laternen und Fackeln herum. Frauen schrien.
    Hellas blickte in den Himmel hinauf, wo das klare

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