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Die Lichtfaenger

Die Lichtfaenger

Titel: Die Lichtfaenger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elmar Bereuter
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keines. Daher verlange ich die Bereitstellung von fünfundfünfzigtausend Dollar für die ersten elf Jahre. Zu viel?
    Ich kann es nicht ändern, aber ich weiß, was man damit schaffen kann, wenn man Geduld hat, und ich habe Geduld.
    Nur muss es eine sichere Hoffnung geben oder ich werde bleiben, wo noch Hoffnung ist!
    Mit freundlichem Gruß
    Ihr
    George Lincoln Burr«

    Entschlossen steckte er den Brief in ein Kuvert und legte ihn zur übrigen Post. In den nächsten Tagen sorgte er dafür, dass ein paar Leute davon erfuhren, von denen er wusste, dass sie den Mund nicht halten konnten. Und siehe da, plötzlich ging alles sehr schnell. Was er mit seinen Petitionen, Eingaben und Schreiben nicht erreicht hatte, schaffte nun das bloße Gerücht.
    Präsident Adams höchstpersönlich wurde vorstellig, entschuldigte sich wortreich, versprach ihm die Gleichstellung im Kollegium und eine sofortige Erhöhung der Bezüge.
    George Lincoln sagte ihm, das komme alles ein wenig spät, da er bei Doktor Jordan so gut wie im Wort stehe. Als kurz darauf die Antwort aus Stanford eintraf, fiel ihm ein Stein vom Herzen. Jordan schrieb ihm, das Angebot als solches gelte noch immer, nur die fünfundfünfzigtausend Dollar könne er unmöglich durchsetzen. Burr war gerettet, konnte bleiben, wo sein Herz war, und erst jetzt wurde ihm so richtig bewusst, was der Verlust für ihn tatsächlich bedeutet hätte.

    26

    An einem kalten Tag im Februar 1632 hatten sie Herbert Lapp mitsamt seiner Frau im Rauch himmelwärts geschickt. Kurz zuvor hatte Hermann Löher der Frau des Amtmanns
    zähneknirschend die gewünschte Kleinigkeit zukommen lassen. Sie bestand aus einer vergoldeten Silberlampe und einem Lavoir und hatte lediglich die Winzigkeit von zweihundert Reichstalern gekostet. Tatsächlich hatte daraufhin das Getuschel beinahe über Nacht aufgehört. Doch gleich darauf war sein Schwiegervater, der Flerzheimer Schultheiß Matthias Frembgen, ins Gerede gekommen und nach einem kurzen Prozess von nur fünf Tagen von Doktor Moeden auf den Scheiterhaufen geschickt worden. Zur Verbrennung des Bürgermeisters war der Gerichtsschreiber Augustin Rohr hoch zu Ross auf einem geliehenen Pferd erschienen, in der Hand einen großen, ausgehöhlten Zuckerhut, aus dem er genüsslich seinen Wein schlürfte und stolz den Gaffern zuprostete. Die Auslagen von zweihundert Reichstalern hatte die nunmehrige Witwe noch vor Sonnenuntergang zu bezahlen gehabt und später hatten sie ihr nochmals eine Rechnung von über vierhundert Talern gestellt. Ein paar Monate danach war Gottfried Peller gestorben. Der Gram über den Tod seiner Frau, an dem er sich mitschuldig fühlte, hatte ihm das Herz gebrochen.
    Das war vor gut vier Jahren gewesen. Nach der Exekution des Ehepaares Lapp hatte das Brennen in Rheinbach und Umgebung ein Ende gefunden. Nun aber ging es drüben in Flerzheim wieder los. Kommissar Moeden war aus dem nahen Münstereifel zurück und nun nicht nur für Flerzheim, sondern auch für Rheinbach zuständig. Löher und Gertzen vermuteten, dass er Geld brauchte. Wie er war seine dicke Frau eitel und prunksüchtig, liebte große Gesellschaften und warf das Geld mit offenen Händen zum Fenster hinaus. Es war kein Geheimnis, dass zu Hause sie es war, die die Hosen anhatte.
    Der Hexenkommissar war nun auf eine perfide Methode verfallen, um an neue Namen und Besagungen zu kommen. Er veranstaltete Ratespiele! Zuerst sorgte er dafür, dass die Identität der Verhafteten nicht bekannt wurde, worauf die Leute wie die Motten zum Licht vor das Gefängnis strömten, um zu erfahren, um wen es sich handelte. Moeden stellte sich vor die Menge und fragte: »Na, was glaubt Ihr, wer ist es?«
    Sofort fing ein großes Rätselraten an, Namen flogen hin und her und Augustin Rohr stand verborgen im Hintergrund, schrieb eifrig mit und passte auf, dass ihm ja keiner entging.
    Auch den Gefangenen im Kerker verschwiegen sie, wer soeben in die Nachbarzelle gesteckt worden war, und forderten sie auf zu raten, wer es sein könnte.
    Ja, der Geck Augustin! Der hatte es durch die Prozesse wirklich zu etwas gebracht! Der kleine, blutarme Gnom, der vor nicht langer Zeit sein Dasein noch mühsam als verachteter Leinenweber gefristet hatte, hatte sich nach dem Tod Matthias Frembgens auf das Amt des Flerzheimer Bürgermeisters beworben und niemand hatte es gewagt, sich seinem Ansinnen zu widersetzen. Gleich darauf hatte er ein stattliches Bürgerhaus in Flerzheim erworben und war nun dabei, sich in

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