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Die Liebe der Baumeisterin: Roman (German Edition)

Die Liebe der Baumeisterin: Roman (German Edition)

Titel: Die Liebe der Baumeisterin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heidi Rehn
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oder sieht es gerade danach aus, als würdet Ihr alles daransetzen, den Krakauer Bütteln auszuweichen? Ihr habt doch nicht etwa was vor dem strengen Auge des Gesetzes zu verbergen?«
    Wieder kostete es sie große Mühe, ihm nicht verärgert über den Mund zu fahren. Stattdessen zwang sie sich zu einem Verständnis heischenden Lächeln. »Möge St. Adalbert uns beiden Preußen hier in Krakau gnädig sein. Ihr habt das recht beobachtet, ich befinde mich auf einer Art Überzeugungsmission. Es gilt, die Wahrheit ans Licht zu bringen und die gewissenlosen Verleumder ihrer verabscheuungswürdigen Taten zu überführen. Deshalb kommt es mir gerade sehr gelegen, so wenig Aufsehen wie möglich zu erregen und mit den Bütteln nichts zu tun zu haben. Leider habe ich erst einmal schlechte Nachrichten für Euch. Sobald Ihr den Grund für mein Verhalten kennt, werdet auch Ihr alles tun, jedwedes unnötige Aufsehen in der Stadt zu vermeiden.«
    »Es geht um Eure Base, nicht wahr?«
    »Woher wisst Ihr …?«
    »Genau deshalb bin ich ebenfalls hier. Oder denkt Ihr, ich sehe aus der Ferne tatenlos zu, wie die Stöckelin unschuldig an den Pranger gestellt wird?«
    »Wenn es doch nur der Pranger wäre!« Verächtlich blies Mathilda eine Strähne ihres blonden Haares aus dem Gesicht und bemerkte dabei, wie sehr sie bereits wieder schwitzte. Ihr Hals war trocken. Es dürstete sie nach einem Becher Bier.
    »Macht Euch keine Sorgen.« Polyphemus nahm den Hut vom Kopf, wischte sich mit den schmutzigen Fingern über die schweißnasse Stirn und verschmierte sie dabei noch mehr. Umständlich setzte er seinen breitkrempigen Hut wieder auf. »Dank Gottliebs Eingreifen ist Eure Base fürs Erste auf dem Wawel in Sicherheit.«
    »Euer Wort in Gottes Ohr!« Vor Aufregung überschlug sich ihre Stimme, und sie vergaß völlig, nachzufragen, woher er den Namen Gottlieb überhaupt kannte. »Anscheinend wisst Ihr gar nicht genau, wessen man sie beschuldigt. Sie soll für den Tod ihres Gemahls verantwortlich sein! Wenn nicht ein Wunder geschieht, dann können wir die Tage zählen, die ihr auf Gottes wunderbarer Erde noch beschieden sind. Oder glaubt Ihr, es gelingt uns rechtzeitig, sowohl den polnischen König wie auch Herzog Albrecht in Königsberg von den wahren Hintergründen zu überzeugen?«
    »So habt Ihr also die Aufzeichnungen Eures Vetters gelesen und wisst über die Vorgänge in Nürnberg vor zwanzig Jahren Bescheid?«
    »Ihr etwa auch?«
    »Es ist eine große Schwäche von mir, Bücher zu lesen, die mir in die Hände fallen. Leider habe ich nur die Aufzeichnungen aus den Königsberger Jahren gefunden, die entscheidenden über die frühe Zeit Stöckels an der Seite des Herzogs waren bei Eurer Base. Sobald ich allerdings gewahr wurde, um was es sich handelte, habe ich die Chronik Eures Vetters gleich wieder zugeschlagen und ihrer rechtmäßigen Besitzerin, also Eurer Base, übergeben. Auf mein Stillschweigen könnt Ihr Euch jederzeit verlassen, dessen seid versichert.« Zur Bekräftigung seines Schwurs nahm er den Hut abermals vom Kopf, legte die rechte Hand aufs Herz und verneigte sich knapp. »Wie seid Ihr an die Bände gekommen?«, fuhr er fort, nachdem er den Hut wieder aufgesetzt und sich die feuchten Wangen gewischt hatte. Es zuckte Mathilda in den Fingern, ihm mit dem sauberen Zipfel ihrer Schürze das Antlitz zu säubern. Staub, Schweiß sowie die blutverkrusteten Schrammen verliehen ihm ein erschreckendes Aussehen. Er aber war ganz vertieft in seine Überlegungen, so dass ihn sein Äußeres gerade wohl am allerwenigsten kümmerte. »Ich hatte der Stöckelin geraten, Tönnies die beiden Bände anzuvertrauen, weil ich mir sicher war, er würde sie hier in Krakau in der Libraria des Collegium Maius verstecken.«
    »Genau das hat er getan. Als meine Base jedoch für uns alle überraschend festgenommen wurde, hat er mir die Bücher übergeben. Ihm war wohl klar, dass sie eine entscheidende Rolle bei der ganzen Geschichte spielen.«
    »Dann wisst Ihr auch schon, wer hinter alldem steckt?«
    »Natürlich.« Sie nickte nachdenklich, um gleich nachzusetzen: »Woher wisst Ihr das eigentlich? Ihr hattet doch nur Urbans Aufzeichnungen aus den Königsberger Jahren in Händen. Darin wird zwar das Wiederauftauchen Göllners am herzoglichen Hof vor zwei Jahren geschildert, die Hintergründe für seine Rache an Urban finden sich aber im ersten Teil seiner Chronik über die Nürnberger Jahre. Unfassbar, dass er deswegen nun auch meine Base Dora sowie

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