Die Liebe der Baumeisterin: Roman (German Edition)
Ausbildungsweise hilfreich. Eines der ältesten bis heute erhaltenen Werke ist das Werkmeisterbuch von Villard de Honnecourt aus der Zeit um 1235, das Skizzen und Aufzeichnungen zu Bauten, Bautechniken, Bauwerkzeugen und Gestaltungsprinzipien enthält. Darin finden sich außerdem anschauliche Beispiele für Figuren, Tiere und weiteres Schmuckwerk, um die Gebäude zu verzieren. Vergleichbare Werke sind erst wieder aus dem 15. Jahrhundert bekannt, so etwa das Fialenbuch des Matthias Roritzer (1486) und das Werkmeisterbuch von Hans Schmuttermayer aus Nürnberg. Eine Abschrift der Unterweisung Lachers an seinen Sohn Moritz aus dem Jahr 1593 verweist auf ein im Original um 1516 entstandenes Werk, das sich nicht nur auf alte Meister und Musterbücher beruft, sondern auch die Praxis des Baumeisters und Steinmetzes am Bau sehr detailliert beschreibt. Das lässt es als Lehrbuch für die Ausbildung bestens geeignet erscheinen.
Bei einer so eng verstandenen Tradition, die mittels Musterbüchern sehr anschaulich überliefert ist, blieb nur wenig Spielraum für persönliche Gestaltungsmöglichkeiten des einzelnen Baumeisters. Hinzu kam, dass im Mittelalter in größeren Städten strenge Bauordnungen üblich waren, an die sich jeder zu halten hatte. Gerade der Deutsche Orden erließ im 14. Jahrhundert nicht nur für die Errichtung seiner Ordensburgen und Befestigungsanlagen, sondern auch für die Planung und Anlage der von ihm in Preußen gegründeten Siedlungen sehr strenge Verordnungen. Im Zuge des Preußischen Städtekrieges 1454–1466, als die Bürger die Burgen des Deutschen Ordens stürmten und abrissen, um mit dem erbeuteten Baumaterial ihre eigenen Häuser aus- und umzubauen, verloren diese Vorschriften erheblich an Bedeutung. Damit eröffnete sich endlich die Chance für Baumeister, Neues zu wagen und auszuprobieren.
Albrecht, der Preußen ab 1525 als säkulares Herzogtum führte, verstand sich ganz in der Tradition der Renaissance als großer Förderer der Künste. Intensiv bemühte er sich um den Umbau der ehemaligen Ordensfestung Königsberg in ein repräsentatives Fürstenschloss und berief dazu immer wieder auch Baumeister aus Nürnberg oder anderen Städten Süddeutschlands. Um sie an der Weiterentwicklung der Künste teilhaben zu lassen, schickte er sie auf Reisen, wie etwa Römers Vorgänger Friedrich Nußdörfer nach Straßburg und Basel oder Christoff Römer selbst nach Flandern und Nürnberg. So sorgte er dafür, dass die anderswo bereits fortgeschrittene Kunst der Renaissance nach und nach auch Eingang in Königsberg fand.
Die Figuren wie die Handlung des Romans Die Liebe der Baumeisterin sind frei erfunden. Lediglich einige wenige Persönlichkeiten, von denen kaum mehr als Name und Lebensdaten bekannt sind, wurden mit Leben gefüllt, damit erzählt wird, wie es damals gewesen sein könnte. Zu diesem Zweck wurden auch einige Geschehnisse wie etwa der große Brand im Kneiphof und der Irrlauf einer vom Feuer traumatisierten Frau wenige Tage später aus den Chroniken des Jahres 1544 [3] in das fiktive Geschehen eingegliedert. Meiner Phantasie entsprungen ist jedoch der Wald der tanzenden Bäume am Flusslauf der Inster. Das reale Vorbild dafür findet sich heute im russischen Teil der Kurischen Nehrung und geht auf die 1920er Jahre zurück. Entdeckt habe ich diesen geheimnisvollen Wald auf meiner Recherchereise ins Kaliningrader Gebiet dank Eduard Politiko vom Adebar Reiseteam.
Heidi Rehn, Winter 2012
Figuren
(Historisch belegte Personen sind kursiv gesetzt)
Baranami, Feliks Kaufmann in Krakau
Bona Sforza (1494–1557) Königin von Polen und Großfürstin von Litauen
Chwałka jüdische Hofdame der polnischen Königin Bona Sforza auf dem Krakauer Wawel
Dora Tochter des Baumeisters Wenzel Selege, Ehefrau von Urban Stöckel
Dorothea (1504–1547) dänische Prinzessin und Herzogin von Preußen, Ehefrau von Herzog Albrecht
Elßlin vierzehnjährige Magd bei Dora
Findeisen, Gisa Frau eines Schmiedemeisters aus der Altstadt
Göllner, Egbert Hausvogt im herzoglichen Schloss
Gottlieb, Jan jüdischer Gelehrter in Kazimierz
Gret Ehefrau von Jörg
Hubart Schreiber in der herzoglichen Rentkammer
Jörg angehender Baumeister und Doras Bruder
Johanna Doras Tochter, geb. 23. 12. 1544
Katharina (König) Ehefrau von Polyphemus
Koźmin, Benedykt Bibliothekar der Krakauer Universität
Lienhart jüngster Bruder Doras
Löwener Schreiber im herzoglichen Schloss
Matas litauischer Brauknecht
Mathilda Huttenbeck Base 3.
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