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Die Liebe der Baumeisterin: Roman (German Edition)

Die Liebe der Baumeisterin: Roman (German Edition)

Titel: Die Liebe der Baumeisterin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heidi Rehn
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Handwurzel. Sie streckte die Finger, berührte mit den Kuppen zart seine Wange. Er schmiegte sich dagegen. Tief versanken ihre Blicke ineinander. Je weiter sie in das Blau seiner Augen eintauchte, je eher meinte sie darin jenes verräterische Flackern zu erspähen, das sie letzte Woche schon einmal kurz hatte auflodern sehen. Auf einmal war es deutlich zu erkennen. Es lag also allein an ihr, die Glut zu schüren. War es ihr gelungen, in so späten Jahren überhaupt erst das Liebesglück in ihm zu entfachen, wie er es letzte Woche behauptet hatte, so war sie auch diejenige, die das Feuer zum Brennen brachte. Bedächtig erhob sie sich von ihrem Platz, stellte sich hinter ihn und schlang ihm die Arme um den Hals. Ihre Wange rieb an der seinen, genoss das Rauhe der kaum sichtbaren Bartstoppeln. Als sie die Augen schloss, hatte sie allein das Gesicht ihres Gemahls vor Augen. Endlich hatte sich das Traumgespinst in Luft aufgelöst.
    Sanft, aber bestimmt lotste Urban sie ins Schlafgemach. Kaum hatten sie die Tür hinter sich geschlossen, begann er mit zittrigen, aber geschickten Fingern die Kleider von ihrem Leib zu lösen. In froher Erwartung ließ sie ihn gewähren. Als sie splitternackt vor ihm stand, betrachtete er sie ausgiebig. Ein angenehmes Schaudern erfasste sie. Scheu stellte sie den rechten Fuß leicht vor, schob Becken und Brust aufreizend heraus. Ihr zierlicher Leib gefiel ihm sehr gut, wie das Leuchten seiner Augen verriet. Davon ermutigt, schüttelte sie das Haar auf, hob die Arme und drehte sich zur Seite.
    »Mein Augenstern!«, flüsterte er, nahm sie auf die Arme und trug sie zum Bett. Sie meinte vor Wonne zergehen zu müssen. Nur zu gern half sie ihm, sich ebenfalls zu entkleiden und zu ihr unter die Decke zu schlüpfen. Ihrer beider Atem wurde schneller, immer gieriger berührten sie einander, um schließlich ganz in einer innigen Umarmung aufzugehen. Alles um sie herum hüllte sich in Nebel, bis es ganz aus ihrem Bewusstsein verschwand. Einzig das Zusammensein mit Urban zählte. Verzückt spürte sie das Wachsen seiner Lust und begann auf die Erfüllung der eigenen hinzuarbeiten. Wie von brennendem Fieber erfasst, umklammerten ihre Hände sein hageres Gesicht. Inständig suchte sie seinen Blick, wollte sich auch darin ganz mit ihm vereinen. Sein Antlitz schwebte dicht über ihrem, ihre Nasenspitzen berührten sich fast.
    »Veit!«, stöhnte sie plötzlich genussvoll auf, um im nächsten Moment vor Schreck zu erstarren. Was hatte sie da getan?
    Urban hielt ebenfalls inne, sah verwundert auf sie herab, um schließlich mit einem tiefen Seufzer zur Seite zu gleiten.
    »Verzeiht!«, wisperte er, dicht neben ihr auf dem Rücken liegend, den Blick starr nach oben zum hölzernen Betthimmel gerichtet. »Ich habe mich völlig vergessen.«
    Ehe sie sichs versah, schlüpfte er in Hemd und Rock, zog Kniehose und Strümpfe an und deckte sie behutsam mit dem Federbett zu. Auf Zehenspitzen verließ er das Zimmer.
    Sobald die Tür ins Schloss gefallen war, griff sie nach dem Kissen neben sich und schleuderte es wutentbrannt Richtung Tür.
    Eine Weile stierte sie fassungslos auf die geschlossene Tür. Viel zu langsam begriff sie, was da gerade Ungeheuerliches geschehen war. Sie meinte vor Scham vergehen zu müssen. Vor Verzweiflung raufte sie sich die Haare, warf sich rücklings ins Bett.
    Kaum hatte sie das Gesicht in den Laken vergraben, die noch immer Urbans zarten Lavendelduft ausatmeten, drängte sich wieder Veits Anblick in ihr Bewusstsein. Mit einem bedauernden Kopfschütteln sah er sie an, breitete die Arme aus und winkte sie zu sich.
    Entsetzt riss sie die Augen auf. Es nützte nichts. Je mehr sie sich bemühte, das vermaledeite Traumgespinst aus ihren Gedanken zu verdrängen, umso deutlicher hatte sie es vor Augen. Zugleich wuchs die Begierde wieder an. Mit einem Aufschrei vergrub sie das Gesicht abermals in den Kissen und weinte sich in den Schlaf.
    7
    D er Geruch am Fischmarkt war übel. Schützend hielt Dora sich einen Zipfel ihrer Schürze vor die Nase, stieß Elßlin in die Seite, es ihr gleichzutun. Die vierzehnjährige Magd lachte auf. Über ihr blasses, sommersprossiges Gesicht huschte ein keckes Grinsen. »Ihr hättet mal in der Augusthitze bei uns zu Hause den Abtritt ausheben müssen, dann wüsstet Ihr, was Gestank ist«, erklärte sie übermütig, während sie eine dicke Frau unsanft beiseiteschob und über eine kleine Pfütze sprang, um mit Dora Schritt zu halten. »Bei fünf Kindern und drei

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