Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Liebe des Kartographen: Roman

Die Liebe des Kartographen: Roman

Titel: Die Liebe des Kartographen: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
Vom Netzwerk:
Hilfe aus einem Ast geschnitzt hatte, und begann, in kleinen Schritten um die Höhle herumzulaufen. Erst nach zehn Runden gab er sich zufrieden. Anfangs hatte er diese Übungen gehasst, doch inzwischen war das anders. Er hatte sogar einen regelrechten Ehrgeiz entwickelt, seine alte körperliche Form wieder zu finden. Schließlich konnte er nicht ewigin dieser Höhle herumsitzen, während draußen die Arbeit auf ihn wartete! So viel Antrieb ihm dieser Gedanke auch gab – irgendetwas erschreckte ihn gleichzeitig daran. Er hatte sich so an Xelia mit ihrer seltsamen Art und ihren Launen gewöhnt, dass sie ihm fehlen würde, wenn erst einmal jeder wieder seines Weges ging! Dass dies so kommen würde, erschreckte ihn gleich ein zweites Mal, und so verbot er sich die Gedanken darüber, wie es sein würde, wenn er von der Höhle fortging. Sein Gehirn weigerte sich ebenfalls, sich mit seinem Vorschlag, Xelia zu Hyronimus zu bringen, zu befassen.
    Deshalb war er in seinen Überlegungen noch keinen Schritt weiter, geschweige denn, dass er einen Plan ausgearbeitet hatte. Wenn er daran dachte, überfiel ihn eine regelrechte Angst. Aber vielleicht ergab sich ja auch eine ganz andere Lösung für das Desaster, in das er unfreiwillig und ohne jede Schuld hineingerutscht war. In dieser unrealistischen Hoffnung fand er einen gewissen Trost. Philip setzte sich auf einen Baumstumpf, bis er wieder zu Atem gekommen war. Danach wollte er zur Höhle zurück und weiter an seiner Karte zeichnen, die inzwischen mit kunstvollen Zeichnungen übersät war.
    Als er jedoch den Vorhang zur Seite schob, spürte er, dass etwas in der Luft lag, vor dem es kein Entrinnen für ihn gab.
    Â»Wenn du’s ernst gemeint hast, dann komm ich mit! Zu diesem Hyronimus«, schleuderte Xelia ihm entgegen, als sei sie froh, den Satz endlich rausgebracht zu haben.
    Philip konnte nur beklommen nicken. Er konnte ihr unmöglich sagen, dass er diesen unüberlegten Vorschlag seit jenem Abend schon einige Male bereut hatte. Das war jetzt nebensächlich geworden. Er würde sie herausholen aus diesem Loch. Und mitnehmen. Und während er sich im Laufe der nächsten Stunden an diesen Gedanken gewöhnte, stellte er fest, dass er sogar ein wenig froh darüber war.

~ 29 ~
    D ie Abreise sollte so bald wie möglich stattfinden. Nun, da feststand, dass Xelia ihn begleiten würde, drängte diese auf einen baldigen Aufbruch. Die Gründe dafür lagen auf der Hand: Nachts wurde es immer kälter in der Höhle, und es war nur noch eine Frage der Zeit, bis der Erste von ihnen durch die ständige Unterkühlung krank wurde. Außerdem stieg für Xelia mit jedem Tag das Risiko des Entdecktwerdens: Nachdem die Bauern alle Arbeiten auf den Feldern abgeschlossen hatten, blieb ihnen nun ausreichend Zeit für eine Hatz, um Blausteins Belohnung einsacken zu können. Ohne das schützende Blätterkleid war der Wald kahl und durchsichtig geworden. Wenn sich die Dorfbewohner also jetzt erneut auf die Suche machten …
    Auch Philip war daran gelegen, die Alb noch vor dem ersten Schnee zu verlassen. Täglich übte er eifrig mit seinem Bein, bis er schließlich wieder ganz ordentlich, wenn auch noch langsam laufen konnte. Wenn die einzelnen Tagesetappen zu viel für ihn wurden, würde er sich aufs Pferd setzen, hatten sie ausgemacht.
    Das Pferd. Neben den ganzen Problemen, die auf Philip zukamen, weil er Xelia mitnahm, blieb auch noch die Sache mit Alois. Wie würden die Dorfbewohner reagieren, wenn er nach fast drei Monaten daherkam, als wäre nichts gewesen? Laut Anna war Alois beim Tannenhofbauer gelandet, der mit seiner Errungenschaft im ganzen Dorf herumprotzte. Nur durch einen Zufall habe der Büttel einen genaueren Blick auf Alois’ Zaumzeug geworfen und Philips eingeritzten Namen entdeckt, woraufhin die Suche nach ihm eingeleitet worden war. Wahrscheinlich würde er tief in seinen Geldbeutel greifen müssen, um den Mann davon zu überzeugen, dass er das Pferd wieder hergeben musste.
    Und noch etwas lag Philip im Magen.
    Er hatte Xelia immer noch nicht gesagt, wo Hyronimus arbeitete.
    Â»Was hältst du davon, wenn wir vor der Abreise baden gehen?«, fragte Xelia ihn eines Abends. Sie hatten es gewagt, ein Feuer zu machen, und darauf einen Igel gebraten. Ungewöhnlich satt und entspannt, lagen sie in der Dunkelheit und warteten auf den

Weitere Kostenlose Bücher