Die Liebesgöttin (German Edition)
einmal.
War es Adrian gewesen, der versucht hatte, sie zu erreichen?
Vieles deutete darauf hin, dass es sich nicht um versehentliche Anrufe, um ein bloßes »Verwählen« handelte! Etwa die Tatsache, dass auch auf dem Festnetz-Anschluss diese »Geheimanrufe« eingegangen waren, mehrmals hintereinander sogar.
Zum Kuckuck, ihr derzeitiges Liebesleben war viel zu verwirrend, um in Ruhe arbeiten zu können!
Es wurde Zeit, sich an den Haaren selbst aus dem Schlamassel zu ziehen. Ansonsten ging noch ihre Kreativität als Künstlerin baden.
Männer hatten Spaß zu machen, und nicht etwa Kummer. Punkt!
Sie würde Peter anrufen, bald schon. Sehr bald.
Es war wohl an der Zeit, sich zu entschuldigen, das Kätzchen zu spielen. Für ein Weilchen wenigstens. Bis er ihr tatsächlich wieder aus der Hand fraß.
Langeweile – vor lauter Behaglichkeit – durfte allerdings auch keine aufkommen, dafür müsste sie schon Sorge tragen. Langeweile war eine absolute Lustkillerin.
»Zuckerbrot und Peitsche in der richtigen Dosierung« lautete das Geheimrezept einer wahren Sexgöttin!
Wer aber war der schöne Musketier im Traum vorher gewesen? Im wahren Leben war ihr diese Person bestimmt nie zuvor begegnet. Daran könnte sie sich erinnern.
Amanda wurde abrupt durch das Fiepen des Handys aus ihren Gedanken gerissen. Sie ging hinüber zu dem Holztisch auf der winzigen überdachten Veranda, wo sie das Mobiltelefon abgelegt hatte.
» Ich und Ratte Billy sind in etwa 30 Minuten bei dir! Wenn du bei der Schlangenfütterung zusehen willst, dann komm zum Terrarium. Ansonsten klopfe ich in einer Stunde an die Vordertür der Finca. Besos von Ricardo. «
Amanda schüttelte sich. »Ich denke ja gar nicht daran. Armer Billy! Deine letzte halbe Stunde ist angebrochen.«
Als der Meister schließlich an die Tür klopfte und Amanda ihm öffnete, hielt er eine Tüte hoch.
»Die hing an der Klinke. Scheint ein Geschenk zusein«, sagte Ricardo. »Unbekannter Verehrer vermutlich«, fügte er augenzwinkernd hinzu.
Sie zuckte mit den Achseln, nahm die Tüte und hängte sie kurzerhand innen an die Klinke.
»Bist wohl gar nicht neugierig«, stellte Ricardo fest. Es klang nicht wie eine Frage, also gab sie auch keine Antwort.
Obwohl der alte Mann munter und lebendig wirkte wie immer, sah Amanda sofort, wie müde er war.
»Wie bist du eigentlich hergekommen? Ich dachte, ich sollte dich abholen.«
Er winkte ab. »Salomé, das liebe Kind.«
»Aha, deshalb!«
»Wie meinen?« – Er brachte es tatsächlich fertig, staunend eine Augenbraue zu heben im sonnengegerbten Gesicht.
»Na, du siehst müde aus. Und ich hatte mich schon gesorgt um dich. Dabei trifft die Schuld diese verrückte Engländerin mit ihrer MUST-Therapie. «
»Du irrst dich, mein Mädchen!« Ricardo stieg bereits die Treppe hinauf, um direkt in Amandas Atelier zu gehen.
Sie folgte ihm auf dem Fuß. »Soso, das glaube ich weniger.«
Er betrachtete die Skizzenentwürfe auf ihrem Arbeitstisch, als er sagte: »Ich habe den größten Teil der Nacht alleine oben auf dem Plateau verbracht. Meistenteils in Trance. Wegen dir, Amanda. Später, als ich in meine Höhle zurückkam, war Salomé da. Sie schlief. Ich habe sie nicht geweckt und mich nur neben sie gelegt.Es war gut, sie dazuhaben, den warmen, atmenden Frauenkörper neben meinem. Ich konnte nicht schlafen, nicht eine Sekunde. Aber es war gut, nicht alleine zu sein. Ihre bloße Anwesenheit hat mir das Nachdenken erleichtert.«
Ricardo schwieg eine Weile und starrte nur auf die Skizzen in seiner Hand. Schließlich sagte er: »Du magst Salomé nicht, Amanda. Sogar diese Zeichnungen hier verraten das deutlich. Aber sie sind gut, sehr gut. Wenn auch ihrer Zeit ein paar Jährchen voraus. Noch hat Salomé eine Zukunft.«
»Die fertige Skulptur wird den Titel Alternde Liebesgöttin tragen«, erklärte Amanda. »Nicht etwa Salomé. «
»Ja, ja«, sagte Ricardo und lächelte weise. Er legte die Skizzenblätter zurück auf den Tisch und begann, in langen Schritten im Atelier auf und ab zu gehen.
Amanda sagte nichts. Sie wusste aus Erfahrung, dass der Meister eben im Begriff stand, seine Gedanken zu sammeln, ehe er wichtige Dinge verkünden würde. Die Nacht auf dem Plateau musste aufregend gewesen sein …
Endlich sprach Ricardo. Er begann mit einer Frage: »Die Guanchen sind dir ein Begriff?«
»Die Ureinwohner Teneriffas? Aber sicher. Ich habe einiges über ihre Geschichte gelesen, war auch im Museum oben im Norden.«
»Gut. Hast du
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