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Die Lieder der Erde - Cooper, E: Lieder der Erde - Songs of the Earth 1

Die Lieder der Erde - Cooper, E: Lieder der Erde - Songs of the Earth 1

Titel: Die Lieder der Erde - Cooper, E: Lieder der Erde - Songs of the Earth 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elspeth Cooper
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Dremen gezeigt«, sagte er. »Ich wüsste gern, was du getan hast, um Goran so gegen dich aufzubringen. Hast du ihn etwa erwischt, wie er einem Chorjungen die Hand unter das Gewand gesteckt hat?«
    Gair setzte sich mit seinem Essen auf den Boden. »Ich habe kaum gewusst, wer er ist, bevor ich angeklagt wurde.« Er schob das Fleisch auf seinem Teller herum, hatte keinen Appetit, während seine Ohren noch immer vom Singen der Peitsche erfüllt waren. Die Träume waren nicht von ihm gewichen. »Wir sind erst besser miteinander bekannt geworden, als er meine Befragung beaufsichtigt hat.«
    Alderan grunzte. »Waren es seine eigenen Befrager?«
    »Ich vermute es.«
    »Das überrascht mich nicht. Weiß Ansel das?«
    »Keine Ahnung.« Ich will nicht darüber reden .
    »Sag es, wenn du es wieder fühlst.« Alderan deutete auf Gairs unangerührtes Essen. »Bist du denn gar nicht hungrig?«
    Am Morgen war von dem Hexenjäger nichts mehr zu spüren. Gegen Mittag machten sie im Schatten eines Hains Rast. Gair führte die Pferde zum Grasen unter einen Baum, kletterte dann auf einen Feldwall und setzte sich neben Alderan. Der Sommer wich allmählich dem Herbst, und die Ernte hatte begonnen. Sicheln blitzten in den Feldern auf, und Reihen von Getreidegarben überzogen die Hänge, während sich über dem Rand des Tales Gewitterwolken auftürmten.
    »Bist du schon einmal so tief im Westen gewesen, mein Junge?« Der alte Mann gab ihm eine Wasserflasche.
    »Nein. Ich bin nie weiter als bis Dremen gekommen.« Gair gähnte.
    »Es sieht hier nicht anders aus, oder? Ein Gehöft ist immer noch ein Gehöft, ob es nun hier liegt oder sechshundert Meilen entfernt. Ungefähr so weit sind wir bisher gekommen, vielleicht sogar noch etwas weiter. Den Rest werden wir auf einem Boot zurücklegen. Von Mesarild können wir ein Schiff nach Weißhaven nehmen und um die Inseln herumsegeln.«
    »Wie lange wird das dauern?« Gair unterdrückte ein weiteres Gähnen.
    »Wir sollten zu St. Simeon da sein. Müde?«
    »Ein bisschen.«
    »Schläfst du gut?«
    »Prima.«
    Alderan sah ihn von der Seite an. »Und in Wahrheit?«
    In Wahrheit träumte er in den meisten Nächten wieder. Manchmal weckten ihn diese Träume auf; dann war er schweißgebadet, und sein angespannter Körper erwartete einen Schlag. Manchmal – zum Beispiel in der letzten Nacht – träumte er von Gorans Schweinsaugen, die vor Vorfreude glitzerten, wenn er die schwere Lederpeitsche hob.
    »Nicht gut«, gab Gair zu. »Besser als früher, aber nicht wirklich gut.«
    »Es braucht seine Zeit.«
    »Frische Luft hilft. Und Tageslicht.«
    »Haben sie dich im Dunkeln gehalten?«
    »Die Zelle war mit Eisenplatten ausgekleidet. Ich konnte so wenig sehen, dass ich mir fast auf die Füße gepinkelt hätte.« Gair verkorkte die Flasche wieder und gab sie zurück. »Wie weit ist es noch bis nach Mesarild?«
    »Zum Abendessen werden wir da sein. Es liegt im nächsten Tal.«
    Eine Stunde später führte sie die Straße zum Rand eines breiten, nicht sehr tiefen Tales, das von dem schimmernden Band des Großen Flusses durchschnitten wurde. In der Mitte erhob sich über dessen Zusammenfluss mit dem Awen ein keilförmiger Fels, auf dem eine riesige Festung emporwuchs, als ob die Erde selbst sie hervorgebracht hätte. Am hinteren Hang des Felsens lag die eigentliche Stadt, die von mehreren Mauerringen umschlossen war; es war, als ob Mesarild aufgrund seiner Ausdehnung den Gürtel immer wieder ein Loch hätte weiter machen müssen.
    Gair hielt sein Pferd mitten auf der Straße an und starrte ungläubig angesichts des Anblicks, der sich ihm bot. »Das ist ja gewaltig!«
    »Und die Stadt wird immer größer.« Alderan deutete auf winzige Gestalten, die sich entlang der rotbraunen Linie einer frischen Erdausschachtung hin und her bewegten. »Die äußere Mauer ist erst hundert Jahre alt, und schon legen sie die Fundamente für eine neue.«
    »Warum?«
    »Das weiß nur die Göttin. Seit neunhundert Jahren hat es keinen Krieg mehr in Elethrain gegeben. Immerhin hält es die Steinmetze in Brot und Arbeit. Bist du bereit, in die Stadt einzureiten?«
    Gair trieb sein Pferd an. »Bleiben wir über Nacht dort?«
    »Vermutlich. Das hängt davon ab, ob wir einen Platz auf dem nächsten Schiff bekommen. Warum?«
    »Es ist schließlich die Hauptstadt. Ich habe sie noch nie gesehen.«
    »Das ist ein guter Grund, sie zu erkunden. Komm.«
    Es war schwer zu sagen, wo Mesarild begann. Die Nordstraße führte auf dem Weg nach Süden

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