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Die Lieder der Erde - Cooper, E: Lieder der Erde - Songs of the Earth 1

Die Lieder der Erde - Cooper, E: Lieder der Erde - Songs of the Earth 1

Titel: Die Lieder der Erde - Cooper, E: Lieder der Erde - Songs of the Earth 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elspeth Cooper
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Gabe.«
    »Eine Gabe nennst du das?« Der Clansmann drehte sich wieder um und sprang so plötzlich auf, dass Masen schon glaubte, er wolle ihn schlagen. Kaels schwarze Augen glitzerten wie Trauerjuwelen. »Es ist ein Fluch! Seit ich zehn Jahre alt bin, spüre ich nichts als Fäulnis. Keine Freude, keine Liebe, nur die Schwärze in den Herzen der Menschen und das Gift in ihren Seelen. Ich wünschte bei allen Göttern, dass es anders wäre, doch das ist es nicht, und so versuche ich, das Beste daraus zu machen. Aber nenne es nie wieder eine Gabe!«
    »Verzeih mir. Ich wollte dich nicht beleidigen«, sagte Masen.
    Der Clansmann legte sich wieder und zog sich die Decke über die Ohren. Sein ganzer Körper war angespannt, jeder einzelne Muskel. Auch mit geschlossenen Augen strahlte er die Wachsamkeit einer Katze auf der Lauer aus. »Es ist noch immer da draußen, Gaeden «, sagte er leise. »Ungefähr zwanzig Meilen entfernt und in nordöstlicher Richtung unterwegs. Du könntest dich bei der Jagd nützlich machen. Dieses Land ist unruhig.«
    »Ich fürchte, mein Weg führt mich über eine andere Straße, mein Freund. Ich muss eine Pflicht erfüllen.«
    »Wir alle haben die Pflicht, die Welt von solchen Abscheulichkeiten wie dieser zu befreien«, erwiderte Kael. »Egal. Ich werde das Biest allein zur Strecken bringen, wenn es sein muss.«
    »Dann möge der Windherr mit dir sein, Kael«, murmelte Masen und klopfte dem Clansmann auf die steife Schulter. Er stand wieder auf und war plötzlich zutiefst erschöpft. »Schlaf gut.«

16
    Einen Augenblick nach dem Anklopfen flog die Tür zu Gairs Zimmer nach innen auf und schlug gegen die Wand. Darrin stand im Eingang, hatte unter dem einen Arm ein Schachspiel und hielt den anderen ausgestreckt, um die zurückschwingende Tür aufzufangen. In seinen dunklen Augen glitzerte es. »Du wirst nicht glauben, was mir heute passiert ist«, verkündete er.
    Gair schloss das Buch in seinem Schoß und nahm die Füße vom Schreibtisch. »Versuch es mir zu erklären.«
    Darrin eilte hinein, schob einen Bücherstapel beiseite und stellte das Schachspiel ab. »Es war ganz erstaunlich«, fuhr er fort, während Gair die Spielfiguren aus der Schachtel nahm und auf das Brett stellte. »Heute ist mein freier Tag, und ich dachte, dass du vielleicht mit mir angeln gehen möchtest, aber ich konnte dich nirgendwo finden, und Renna ist nach Pensteir gereist, um ihre Mutter zu besuchen. Also bin ich nach Pensaeca auf den Markt gegangen, und da habe ich das hier gefunden.« Er streckte die geballte Faust aus und öffnete ruckartig die Finger. In seiner Handfläche lag etwas, was wie ein daumennagelgroßer Diamant aussah.
    Gair hob die Brauen. »Gütige Göttin!«
    »Wunderschön, nicht wahr?« Darrins Grinsen reichte fast bis zu seinen Ohren. Er hielt die Hand schräg, und der Schmuckstein warf helle Farbsplitter gegen die Wand.
    »Wie kannst du dir das bei deinem Taschengeld leisten?«
    Das Grinsen wurde noch breiter, falls das überhaupt möglich war. »Das ist das Beste daran. Ich habe gar nichts dafür bezahlt.«
    »Sag mir bitte nicht, dass du ihn gestohlen hast.«
    »Nein, nein, ich habe nichts Unrechtes getan. Er ist mir geschenkt worden. Was sagst du dazu?«
    »Er ist großartig. Damit könntest du dir eine Baronie kaufen.«
    »Ich hatte eher an ein Herzogtum gedacht. Nur ein kleines, nichts geschmacklos Protziges.« Darrin rollte den Stein in seiner Hand hin und her. Er sprühte Licht wie ein Bruchstück der Sonne. Darrin gluckste vor Vergnügen.
    »Und den hat dir jemand geschenkt?«, fragte Gair. »Ich glaube, diesen Teil der Geschichte hast du bisher ausgelassen.«
    Sein Freund schien ihn nicht gehört zu haben. Er war von dem Stein vollkommen gefangen genommen. Blaue, rote und goldene Streifen tanzten über sein Gesicht.
    »Darrin? Darrin! «
    »Hm?«
    »Erzähl mir den Rest der Geschichte.«
    »Oh, tut mir leid, ich war abgelenkt.«
    »Das ist nicht überraschend, wenn man einen Gegenstand im Wert von zehntausend Morgen Land auf der Hand liegen hat.« Gair wartete darauf, dass sein Freund fortfuhr, aber Darrin war schon wieder bezaubert von dem Stein. Gair klopfte auf die Tischplatte. »Wach auf und erzähl mir den Rest.«
    »Was? Oh, ja, Entschuldigung. Also, er ist keine zehntausend Morgen wert, denn er ist nur ein Kristall.«
    »Ein Kristall? Bist du sicher? Für mich sieht er ziemlich echt aus.« Der Stein hatte den Glanz und das Feuer eines Diamanten; allerdings hatte Gair nur die Ohrringe

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