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Die Lilith Verheißung: Thriller (German Edition)

Die Lilith Verheißung: Thriller (German Edition)

Titel: Die Lilith Verheißung: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Calsow
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Eigentlich belegen die Beatles die ersten drei Plätze mit While My Guitar … Yellow Submarine und Hey Jude .«
    Elijah äffte den Refrain von Hey Jude nach. »Das ist dochnicht dein Ernst. Weiße können einfach keinen guten Pop machen. Was ist mit Purple Rain ?«
    So ging es noch eine ganze Zeit. Die geteerten Zufahrtswege waren mit großen Betonteilen versperrt. Dann sahen sie Zelte in vielen verschiedenen Farben im Wald, der sich von der Straße hinab in eine weitgeschwungene Senke ausbreitete. Ein Dutzend Menschen kauerten in dicken Jacken und Mützen in kleinen freigeschaufelten Senken oder stapften durch den Schnee, um sich einigermaßen warm zu halten. Jan konnte es kaum fassen. Bei diesen Temperaturen war ein Leben in der Natur ein Spiel mit dem Tod.
    »Sie alle sind wegen der Prophetin hier«, raunte Jan.
    Elijah wollte eine bissige Antwort darauf geben, aber ein langer, tiefsitzender Husten hielt ihn davon ab. Jan sah ihn besorgt an. Das klang nicht gut. Nach kurzer Diagnose war sich Jan aber sicher, dass der Israeli lediglich an einem schweren grippalen Infekt litt. Anzeichen der Pocken fand Jan nicht. Elijah hatte sich ganz auf seine sehr moderne Impfung gegen die Krankheit in Israel verlassen.
    Keiner der Zeltbewohner im Wald schien sich für sie zu interessieren. Sie stierten auf die Feuer, die sie vor sich entzündet hatten, und flüsterten nur leise. Stumm schlängelten sich Jan, Elijah und das Mädchen an den Menschen und ihren Behausungen vorbei. Der Rauch der Feuer biss ihnen in die Augen. Immer wieder versanken sie bis zur Hüfte in Schneelöchern. Als Jan schon erschöpft eine Pause machen wollte, erreichten sie den Waldrand, und allen stockte der Atem. Vor ihnen tat sich eine 50 Hektar große Ackerfläche auf. Im Süden und Osten wurde sie von Wäldern begrenzt. Nördlich traf sie auf eine kleine Ansiedlung von Häusern. Doch statt Winterruhe herrschte hier ein Bild des Wahnsinns. Der Acker war von einer gigantischen Menschenmenge bevölkert. Überall standen, saßen oder lagen Kinder, Erwachsene und Alte in Gruppen oder allein vor Ölfässern, aus denen qualmender schwarzer Rauch emporstieg. Sie schienen in Zelten, Containern, Autos oder Wellblechverschlägen zu leben. Es stank bestialisch. Absurderweise musste Jan zunächstan ein winterliches Woodstock-Festival denken. Aber hier gab es keine Musik, kein Feiern. Hier warteten verzweifelte Menschen mit einem Fünkchen Hoffnung auf Rettung. Je näher sie hinunter in die Mulde kamen, desto stärker roch es nach verbranntem Plastik und Dieselöl. Kaum hatten sie das freie Feld erreicht, sahen sie schon die ersten Leichen. Die Menschen mussten allein und verzweifelt in der Kälte erfroren sein. Keiner kümmerte sich um sie. Sie lagen, wie sie gestorben waren. Einigen hatte der Schnee gnädig das Gesicht bedeckt, andere starrten mit aufgerissenen Augen und nach oben gereckten Armen in den weißen Himmel. Eine Gruppe Saatkrähen hatte sich auf die Leiber gesetzt und pickte mit harten Stößen in den Gesichtern der Toten. Kaum hatte ein Vogel aus dem steifgefrorenen Leib ein Auge oder gar ein Stück Fleisch herausgerissen, schwang er sich auf und wurde sofort von seinen Artgenossen verfolgt.
    »Das ist die Hölle«, murmelte Elijah leise.
    Hier unten war der Schnee niedergetrampelt worden, Ackerfurchen waren zu erkennen, die ein schnelles Gehen kaum zuließen. Immer wieder stolperten sie oder mussten einer Gruppe Erfrorener ausweichen. Einzelne schienen sich ausgezogen zu haben, um schneller zu sterben. Jan sah wenige Meter von ihm entfernt, wie eine Frau mit müden Bewegungen einem toten Kind, das in den Armen seiner ebenfalls erfrorenen Mutter lag, ungerührt die Schuhe auszog, die Mütze vom Kopf nahm und selbst die Hose von den kleinen steifen Beinen herunterriss. Jan erkannte die tote Frau wieder. Es war seine rothaarige Begleiterin mit ihrem Sohn. Sie hatten es also nicht geschafft. Fassungslos sah er, wie der Junge nun nackt im Schnee lag. Jan wollte eingreifen, aber Elijah hielt ihn zurück.
    »Es ist besser so. So hart es für uns aussieht. Der Kleine spürt es nicht mehr.«
    Jan schüttelte wortlos den Kopf und machte einen schnellen Schritt nach vorn. Er riss die Frau nach hinten, so dass sie mit dem Rücken hart auf eine der Furchen fiel.
    »Hören Sie auf, verdammt! Sie sind doch warm genug angezogen. Reicht das nicht?«
    Doch statt zu keifen, lächelte sie Jan böse an. »Du wirst auch noch deine Lektion lernen.«
    Sie wälzte sich auf

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