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Die Liste der vergessenen Wünsche: Roman (German Edition)

Die Liste der vergessenen Wünsche: Roman (German Edition)

Titel: Die Liste der vergessenen Wünsche: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Gold
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ihn untypische Hysterie, fragte Clara, die nicht so recht wusste, was jetzt zu tun war: »Soll ich mal kneten?«
    »Ja! Ja!« Lincoln kniff vor Schmerz die Augen fest zusammen. »Mach, dass es aufhört. Hol jemanden, einen Sani! Lance Armstrong! Irgendwen! «
    »Das wird schon wieder«, redete ihm Clara gut zu. Sie ging in die Hocke und massierte ihm die verkrampfte Wade. Eine Gruppe Senioren, die alle die gleichen kurzen Hosen mit der Aufschrift »Wir treten der Leukämie in den Arsch!« quer übers Hinterteil trugen, zog an ihnen vorbei. »Denk an Dinosaurier«, sagte Clara beschwörend zu Lincoln. »Niedliche, tröstende Tyrannosaurier …«
    »Oh, das fühlt sich gut an! Das ist gut«, keuchte Lincoln, machte den Drehverschluss seiner Wasserflasche auf und schüttete sich den gesamten restlichen Inhalt übers Gesicht, wobei er auch Clara nass machte. »Nicht aufhören. Bitte …«
    Schließlich ließ der »Todeskrampf«, wie er ihn später bezeichnen würde, nach, und Lincoln, dem der Zwischenfall offensichtlich peinlich war, konnte wieder gehen. Oder zumindest humpeln. »Ich kann nicht weiter, C. J.«, sagte er mit einem Gesicht, dem die Schmach deutlich anzusehen war. »Ich würde ewig brauchen. Ich bin fertig.«
    »Komm schon, Linc. Du schaffst das!« Clara hatte nicht die Absicht, ihn aufgeben zu lassen. Als sie vor Monaten beim Abendessen im Syn-Kow eingewilligt hatte mitzulaufen, war es, um ihn anzuspornen, und genau das würde sie jetzt tun.
    »Nein. Du musst ohne mich weiterlaufen.«
    »Einen Teufel werd ich tun. Hier geht’s um die Krebsforschung , Linc! Wenn du es auf diesen Scheißhügel im Grant Park schaffst, den ich so hasse, dann schaffst du es auch ins Ziel. Und wenn wir gehen müssen. Wir bringen das zu Ende! «
    »Ich glaube nicht, C. J.«
    Clara wischte sich den Schweiß von der Stirn und sagte fest: »Denk an Jessica.«
    Sie war sich nicht sicher, ob das Zucken, das durch Lincoln ging, eine Reaktion auf die Erwähnung des Namens seiner Frau war oder auf den Schmerz in seinem Bein, aber er nickte. Dann atmete er tief durch und sagte: »Also los.«
    Einen knappen halben Kilometer weiter, kurz bevor sie unter dem mit Luftballons geschmückten Bogen hindurch und über die gelbe Ziellinie liefen, hinter der sich die Zuschauer versammelt hatten, hielt Lincoln Clara die Hand hin, die sie ohne nachzudenken ergriff.
    Am selben Abend gegen acht, als Clara gerade ein schönes heißes Schaumbad nehmen wollte, klingelte ihr Telefon. Sie war so erschöpft, dass sie schon die Mailbox anspringen lassen wollte, doch als sie sah, dass es Lincoln war, hob sie doch noch im letzten Moment ab. Und sie war froh darüber, denn er klang gar nicht gut. Ganz und gar nicht gut.
    »Was ist los?«, fragte Clara besorgt. »Ist es dein Bein?«
    »Nein, meiner Wade geht es schon wieder viel besser.« Lincoln hielt inne und räusperte sich. »Ich rufe an, weil ich … Ich weiß auch nicht. Man könnte wohl sagen, ich habe einen harten Tag.«
    »Oh, Linc«, Clara seufzte verständnisvoll. Nach den gefühlsmäßig aufreibenden Erfahrungen beim Benefizlauf überraschte es sie nicht, dass ihr Freund jetzt in einem sehr nachdenklichen Zustand war. Das war nur allzu verständlich. »Tut mir leid … Ist Meg bei dir?«
    »Nein. Sie ist in Minneapolis bei der Babyparty ihrer Cousine.«
    »Stimmt ja. Das hattest du erwähnt. Ich glaube, ich war so sehr damit beschäftigt, meinen inneren Dromiceiomimus heraufzubeschwören, dass ich die Hälfte von dem, was du mir gesagt hast, vergessen habe«, witzelte sie und versuchte, ihre Stimme ganz beiläufig klingen zu lassen, als sie den schnellsten aller Saurier erwähnte, von dem Lincoln ihr bei ihrem ersten gemeinsamen Lauftraining lang und breit erzählt hatte, aber am anderen Ende der Leitung herrschte bloß bedrücktes Schweigen. »Ach, komm schon, ich erinnere mich sogar noch, dass diese Viecher bis zu sechzig Kilometer pro Stunde laufen konnten. Ist das gar nichts? Bist du nicht ein bisschen beeindruckt von meinen Kenntnissen?«, fügte sie hinzu, in der Hoffnung, ihn abzulenken. Immerhin hatte er selbst ihr doch gesagt, dass Ablenkung der Schlüssel sei.
    »Doch«, räumte er mit unverstellter Schwermut ein, als habe er schon vor Stunden vor der Verzweiflung kapituliert.
    »Ich komme zu dir«, sagte Clara und griff in die Badewanne, um den Stöpsel zu ziehen. »Ist es okay, wenn ich Mon Chéri mitbringe? Ich lasse ihn nicht gern so lange allein.«
    »Natürlich. Mon Chéri ist immer

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