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Die Macht der Medusa

Die Macht der Medusa

Titel: Die Macht der Medusa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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als hätten wir die Pest. Mit einer Hand hielt er sich an seiner Leiter fest, und sogar der Hund begann zu bellen. Zudem schob sich in diesem Moment eine Wolke vor den grellen Ball der Sonne und spendete einen düsteren Schatten.
    »Gehen Sie. Aber schnell!«
    »Bitte.« Jane behielt ihr freundlichstes Lächeln bei. »Ich habe Ihnen nichts Böses getan und nur gefragt.«
    »Ja, das weiß ich.«
    »Warum haben Sie so ungewöhnlich reagiert?«
    »Das kann ich Ihnen sagen. Ich habe mit der Person nichts zu tun. Keiner von uns, verstehen Sie?«
    »Nein«, erwiderte Jane ehrlich. »Das verstehen wir nicht. Was hat Ihnen die Person getan?«
    Der Gärtner hielt sich noch immer an seiner Leiter fest. Er schaute mal nach links, dann wieder nach rechts, holte Luft, zwinkerte mit den Augen und senkte schließlich den Blick. »Es ist nicht gut, wenn man über sie spricht«, sagte er schließlich.
    »Warum nicht?« hakte ich nach. »Was hat sie getan?«
    Der Gärtner drehte sein Gesicht dem Haus zu. Aber auch von dort konnte er keine Hilfe erwarten. »Ich kann Ihnen nicht sagen, was sie genau getan hat.«
    »Also keine schlimmen Dinge?« stellte Jane Collins fragend fest.
    Der Mann wiegte den Kopf. »Tut mir leid. Ich weiß einfach zu wenig, Madam.«
    »Was wissen Sie überhaupt?«
    Das Gesicht zeigte einen gequälten Ausdruck. »Ja«, murmelte der Mann, »was weiß ich? Rita hat hier gewohnt«, er senkte jetzt seine Stimme, »aber sie ist nicht beliebt gewesen. Keiner mochte sie leiden. Wenn möglich, dann ging man ihr aus dem Weg. Man sprach nur das Nötigste mit ihr. Sie lief immer wieder durch den Ort, und jeder, der es wollte oder nicht, bekam ihre Warnung zu hören. Sie warnte die Menschen vor den Schlangen. Vor dem Blut und den Schlangen. Sie glaubte fest daran, daß sie zurückkehrten.«
    »Aus dem alten Löschteich?« fragte ich.
    Der Gärtner zuckte zusammen, wie unter einem Schlag. Seine Hände ballten sich zu Fäusten, und er fragte mit leiser, aber dennoch verständlicher Stimme: »Sie sind fremd? Woher wissen Sie davon?«
    Ich winkte ab. »Manches spricht sich eben herum. Man schreibt die alten Legenden auf und packte die Geschichten zu einem kleinen Buch zusammen. Die Geschichte der Medusa kennen wir in etwa. Sie muß eine sehr schöne Frau gewesen sein.«
    »Ja, das war sie«, bestätigte der Pflücker.
    »Wissen Sie das genau?«
    Er nickte. »Mein Großvater hat davon gesprochen. Er kannte sie noch und erzählte von ihr, als ich klein war. Sie nannte sich schon immer Medusa, und sie war auf der Suche nach ihren beiden Schwestern. Deren Namen kenne ich aber nicht.«
    Jane klärte ihn auf. »Sie heißen Stheno und Euryale.«
    »Richtig. Jetzt fällt es mir wieder ein. Das ist eben schon alles zu lange her.« Sein Lächeln wirkte gequält, und er strich über seine Augen hinweg.
    »Hat sie die beiden Schwestern denn gefunden?« erkundigte sich Jane. »In der Geschichte stand nichts davon.«
    »Soviel ich weiß, hat sie das nicht. Sie ist dann von den Leuten hier gefangen und in dem Löschteich versenkt worden, auf dessen Grund sie eigentlich noch liegen muß. Aber ich kann das nicht mehr so richtig glauben.« Er leckte über seine Lippen. »Rita hat uns immer gesagt, daß es sie wieder gibt. Sie hat das Jahrhundert überlebt, und sie befindet sich noch immer auf der Suche nach ihren beiden Schwestern. Rita meint, daß es nicht lange dauern wird, bis sie diese zwei auch gefunden hat, denn sie ist sehr mächtig geworden.«
    »Liegt sie denn noch auf dem Grund des Löschteichs?« fragte ich den Mann.
    »Das hoffen wir.«
    »Gesehen hat sie keiner in der letzten Zeit?«
    »Nein.«
    »Auch ihre Schwestern nicht?«
    Bisher hatte der Mann recht schnell geantwortet. Nun aber stockte er und strich über seinen Kopf. Es sah aus wie eine Geste der Verlegenheit. »Davon habe ich keine Ahnung. Es kommen oft Fremde hier zu uns. Ob die beiden darunter waren, weiß ich nicht. Mich hat jedenfalls niemand nach der Medusa gefragt.«
    »Was ist mit den anderen? Mit Bekannten oder Verwandten von Ihnen? Sind die gefragt worden?«
    »Darüber spricht man bei uns nicht.«
    »Jedenfalls danke ich Ihnen für die Auskünfte. Wenn Sie mir jetzt noch sagen könnten, wo Rita Forman wohnt, wäre für uns alles in Butter.«
    »Hier an der Straße.« Er ließ die Leiter jetzt los, kam zum Zaun und beugte sich darüber. Zuerst streckte er die Hand nach vorn, dann schlug sie einen Halbkreis nach rechts, und er machte auch den Finger lang. »Fahren

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