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Die Macht der Steine

Die Macht der Steine

Titel: Die Macht der Steine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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Maschinen strömten nach draußen. Überwiegend handelte es sich um Transporter – Zugmaschinen mit humanoidem, aber kopflosen Torso, spinnenbeinigen Trägern und Radfahrzeugen mit langen, flexiblen Chassis und Radaufhängungen. Sie manövrierten vorsichtig durch das Lager, wobei sie offensichtlich keine destruktiven Absichten verfolgten, sondern nur auf der Durchreise waren. Hinter ihnen richteten sich die Stacheln augenblicklich wieder auf, und die Jäger betrachteten betrübt die Spuren, die durch das Lager verliefen.
    »Hat irgend jemand mit den Männern dort drinnen Kontakt aufgenommen?« fragte Durragon. Der Läufer schüttelte den Kopf und hob die Schultern. »Dann versucht es, verdammt! Versucht, sie anzurufen. Verdammte Jäger.«
    Der Läufer lächelte und stellte einen Männerchor zusammen.
    Durragon fand nicht viel Schlaf bis zum Morgen. Die Jäger marschierten von einer Seite des Lagers zur anderen, wobei sie eine respektvolle Distanz zu den Stacheln wahrten, und schrieen sich die Lunge aus dem Leib. Als die Dämmerung schon eingesetzt hatte und noch immer keine Resonanz erfolgt war, wurde Durragon vom Läufer geweckt, und der übermüdete General entwarf andere Pläne.
     
    Ezeki lag rücklings in einem Tank mit Nährlösung und gab sich Tagträumen über sein Heimatdorf hin. Ein Gewirr aus grünen und verchromten Greifarmen hing in Wartestellung über seinem Körper. Zuvor hatten sie ihn massiert und Salben aufgetragen; in ein paar Tagen würden die Wunden verheilt sein.
    Und er würde aus dem Paradies vertrieben werden. Auf die eine oder andere Art würde die Stadt – oder die Frau – sie hinauswerfen. Er mußte vorher etwas unternehmen.
    Die Konfusion des desintegrierten Tomoye hatte Ezeki einige Dinge über organische Städte gelehrt. So unübersichtlich und groß sie von außen auch wirken mochten, wurden sie doch nur von einer kleinen Anzahl wie Tanks aussehender Hirne kontrolliert. Das von ihnen erbeutete Gehirn war nicht sehr kooperativ gewesen. Er öffnete die Augen und seufzte.
    »Bring Breetod zu mir, bitte«, wandte er sich an den Arbeiter. Der rollte aus dem Raum. Nach wenigen Minuten kam der Flankenläufer herein und schnüffelte an Händen und Armen.
    »Sie haben mich gesäubert«, sagte er. »Ich habe noch nie so gut gerochen.«
    »Wie gefällt es dir hier?« fragte Ezeki.
    Der Läufer rümpfte die Nase. »Der Geruch ist neu, und ich kann meinen Gesundheitszustand nicht mehr so gut beurteilen wie früher…« Er beschnüffelte seine Armbeuge und schüttelte den Kopf, »…aber das macht mir auch nicht viel aus. Es ist akzeptabel.«
    »Dieser Expolit, Belshezar – hat er dir schon viel von der Stadt erzählt?«
    »Er hat mehr Ähnlichkeit mit dir als mit mir. Er hat keinen Ton gesagt, seit er verbunden wurde. Musa würde die Schlampe am liebsten erwürgen.«
    »Sie macht den Eindruck, als ob sie selbst auf sich aufpassen könnte. Du solltest ihn vielleicht warnen. Sie ist jetzt die Herrin der Stadt.«
    »Warum glaubst du ihr?«
    »Verhält die Stadt sich denn wie andere Städte?«
    »Nein.«
    »Na also. Etwas hat sie verändert.«
    »Aber sie ist doch nur eine alte Expolitin…«
    »Gar nicht mal so alt, vielleicht vierzig. Hartes Leben. Aber sie ist jetzt intelligent, aus welchem Grund auch immer, und ich glaube, daß sie die Stadt zum größten Teil unter Kontrolle hat, wenn auch nicht vollständig; warum hätte sie uns sonst hereingelassen? Sie hatte recht – wir haben Theater gespielt. Unsere Anwesenheit hier scheint ihr offenbar nicht zu behagen.«
    »Also?«
    »Wir werden uns morgen treffen, bevor wir so parfümiert und verzärtelt sind, daß wir vergessen, warum wir überhaupt hier sind. Wir versammeln uns alle in Belshezars Raum – auch die Jäger – und stellen sicher, daß der Arbeiter diesmal nicht dabei ist.«
    »Ja, aber hier haben selbst die Wände Ohren.«
    »Dann werden wir den Dialekt der Habiru benutzen. Ob sie nun mithört und uns versteht oder nicht, wir werden eine Versammlung abhalten.«
    »Noch etwas«, sagte Breetod, bevor er ging. »Ich bin auf einen höhergelegenen Balkon gegangen und habe die Maschinen beobachtet, die letzte Nacht ausgebrochen sind. Sie sind in alle Richtungen ausgeschwärmt.«
    Ezeki ließ sich wieder in die warme Flüssigkeit gleiten und wedelte mit der Hand. »Geh zu den anderen.«
     
    Als die Verzweiflung einsetzte, befürchtete Reah, daß die Vergangenheit wiederkehrte. Sie saß ruhig im Kontrollzentrum und versuchte, einen Weg aus

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