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Die Macht des Zweifels

Titel: Die Macht des Zweifels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult
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der Richterbank. Und ein Sekretär war da, und eine Gerichtsschreiberin, und der Anwalt von dem Toten, ich weiß aber nicht mehr, wie der hieß. Und ein Staatsanwalt aus Portland.«
    Â»Wo saßen Mr. und Mrs. Frost?« fragt Quentin.
    Â»In der ersten Reihe, mit Detective Ducharme.«
    Â»Was ist dann passiert?«
    Bobby richtet sich auf. »Ich und Roanoke, das ist mein Kollege, haben den Pater zu seinem Anwalt gebracht. Dann bin ich zurückgetreten, weil er sich hinsetzen mußte, und hab mich hinter ihn gestellt.« Er holt tief Luft. »Und dann …«
    Â»Ja, Mr. Ianucci?«
    Â»Tja, ich weiß nicht, wo sie so schnell herkam. Aber plötzlich fielen Schüsse, und es war überall Blut, und Pater Szyszynski ist vom Stuhl gefallen.«
    Â»Was ist dann passiert?«
    Â»Ich hab mich auf sie gestürzt. Und Roanoke auch, und noch zwei Wachleute, die hinten im Saal postiert waren, und auch Detective Ducharme. Sie hat die Waffe fallen lassen, und ich habe sie an mich genommen, und dann hat Detective Ducharme ihr Handschellen angelegt und sie auf die Beine gezogen und zur Verwahrzelle gebracht.«
    Â»Sind Sie verletzt worden, Mr. Ianucci?«
    Bobby schüttelt den Kopf. »Nein. Aber ich war ganz nah dran. Sie hätte mich treffen können.«
    Â»Würden Sie also sagen, daß die Angeklagte ganz genau auf Pater Szyszynski gezielt hat?«
    Fisher neben mir springt auf. »Einspruch.«
    Â»Stattgegeben«, entscheidet Richter Neal.
    Der Staatsanwalt zuckt die Achseln. »Ich ziehe die Frage zurück. Ihr Zeuge.«
    Als Quentin zu seinem Platz zurückkehrt, geht Fisher schon auf den Gerichtsdiener zu. »Haben Sie an dem Morgen vor der Schießerei mit Nina Frost gesprochen?«
    Â»Nein.«
    Â»Weil Sie Ihre Arbeit getan haben und keinen Grund hatten, auf Mrs. Frost zu achten, nicht wahr?«
    Â»Richtig.«
    Â»Haben Sie gesehen, wie sie die Waffe hervorgeholt hat?«
    Â»Nein.«
    Â»Sie haben ausgesagt, Sie und Ihre Kollegen hätten sich sofort auf sie geworfen. Mußten Sie Mrs. Frost die Waffe mit Gewalt entwinden?«
    Â»Nein.«
    Â»Und sie hat sich auch nicht gewehrt, als Sie sie überwältigt haben.«
    Â»Sie hat bloß versucht, an uns vorbeizusehen. Sie hat immer wieder gefragt, ob er tot ist.«
    Fisher tut die Antwort mit einem Achselzucken ab. »Aber sie hat nicht versucht, sich zu befreien. Sie hat nicht versucht, Ihnen weh zu tun.«
    Â»Oh, nein.«
    Fisher läßt die Antwort einen Moment lang im Raum hängen. »Sie kannten Mrs. Frost schon vorher, nicht wahr, Mr. Ianucci?«
    Â»Ja, klar.«
    Â»Was für ein Verhältnis hatten Sie zu ihr?«
    Bobby wirft mir einen Blick zu, dann gleiten seine Augen wieder weg. »Na ja, sie ist Staatsanwältin. Sie kommt andauernd ins Gericht.« Er hält inne und fügt dann hinzu. »Sie ist eine von den netten.«
    Â»Ist Ihnen vorher mal der Gedanke gekommen, sie könnte zur Gewaltanwendung fähig sein?«
    Â»Nein.«
    Â»Tatsächlich war sie an dem Morgen eigentlich nicht mehr die Nina Frost, die Sie kannten, nicht wahr?«
    Â»Na ja, ausgesehen hat sie noch genauso.«
    Â»Aber ihr Verhalten , Mr. Ianucci … hatten Sie so etwas vorher schon mal bei Mrs. Frost erlebt?«
    Der Gerichtsdiener schüttelt den Kopf. »Ich hatte noch nie gesehen, daß sie einen erschießt, wenn Sie das meinen.«
    Â»Genau das meine ich«, sagt Fisher und nimmt wieder Platz. »Keine weiteren Fragen.«

    Als die Sitzung am Nachmittag vertagt wird, fahre ich nicht direkt nach Hause. Bevor mein elektronisches Armband wieder aktiviert wird, riskiere ich einen kleinen Abstecher zu St. Anne’s, wo alles angefangen hat.
    Die Kirche ist offen, obwohl ich nicht glaube, daß schon ein Nachfolger gefunden wurde. Drinnen ist es dunkel. Meine Schuhe klappern auf den Fliesen, künden von meiner Anwesenheit.
    Rechts von mir ist ein Tisch, auf dem einige Reihen von Votivkerzen brennen. Ich zünde eine für Pater Szyszynski an. Und eine zweite für Arthur Gwynne.
    Dann gehe ich in eine Bankreihe und knie mich hin. »Gegrüßet seist du, Maria, voll der Gnade«, flüstere ich und bete zu einer Frau, die gleichfalls ihrem Sohn zur Seite gestanden hat.

    Um acht Uhr, Nathaniels Schlafenszeit, wird in ihrem Motelzimmer das Licht ausgemacht. Caleb liegt auf dem großen Bett neben seinem Sohn,

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