Die Macht des Zweifels
Schaukel oder was anderes spielen, wenn du willst â«
Spielen: beide Hände formen ein Ypsilon, die kleinen Finger ineinander verhakt . »â oder im Sandkasten eine StraÃe bauen â¦Â«
Bauen: beide Hände formen ein U, abwechselnd übereinandergelegt .
»⦠und du muÃt auch nichts sagen, wenn du nicht willst, Nathaniel. Nicht mal Worte, die du mit den Händen machst.« Caleb lächelt Nathaniel an. »Okay?« Als Nathaniel nickt, hebt Caleb ihn hoch und setzt ihn sich auf die Schultern. »Was hältst du davon, wenn wir in den Wald gehen und Holzäpfel pflücken?« schlägt er vor. »Ich bin deine Leiter.«
Kurz bevor sie die Grenze unseres Grundstücks erreichen, dreht Nathaniel sich auf den Schultern seines Vaters um. Will er mir zuwinken? Ich will zurückwinken, doch dann erkenne ich, daà seine Finger diese ILD -Kombination und dann eine Art »Peace«-Zeichen formen.
Es ist technisch vielleicht noch nicht perfekt, aber ich kann Nathaniel verstehen, klar und deutlich.
Ich liebe dich auch.
Myrna Oliphant, die Sekretärin, die sich alle fünf Bezirksstaatsanwälte in Alfred teilen müssen, ist beinahe ebenso breit wie hoch. Ihre orthopädischen Schuhe quietschen, wenn sie geht, sie riecht nach Pomade, und angeblich kann sie sagenhafte einhundert Wörter pro Minute tippen, obwohl das noch niemand mit eigenen Augen gesehen hat.
Als ich, acht Tage nachdem Nathaniel aufgehört hat zu sprechen, mein Büro betrete, kommt sie schnurstracks auf mich zu. »Nina«, sagt sie seufzend. »Nina.« Echte Tränen stehen in ihren Augen. »Wenn ich irgend etwas â¦Â«
»Danke«, sage ich. »Aber wissen Sie, im Augenblick muà ich nur sehen, daà hier alles weiterläuft, damit ich bald wieder nach Hause kann.«
»Ja, ja.« Myrna räuspert sich, bemüht sich um Sachlichkeit. »Um Ihre Anrufe und die Post hat sich natürlich Peter gekümmert. Und Wallace erwartet Sie bereits.« Sie geht zurück zu ihrem Schreibtisch, zögert dann aber, weil ihr noch etwas einfällt. »Ich hab in der Kirche einen Zettel ans Schwarze Brett gemacht«, sagt sie, und da fällt mir wieder ein, daà auch sie Mitglied der Gemeinde St. Anneâs ist. Dort gibt es an dem Brett für Bekanntmachungen einen speziellen Platz, wo Leute darum bitten können, daà für in Not geratene Verwandte oder Freunde ein Ave-Maria oder ein Vaterunser gebetet wird. Myrna lächelt mich an. »Vielleicht hört Gott ja schon in diesem Moment eins von den Gebeten.«
»Vielleicht.« Ich sage nicht, was ich denke: Und wo war Gott, als es passiert ist?
Mein Büro ist noch genau so, wie ich es zuletzt verlassen habe. Ich setze mich vorsichtig in meinen Drehsessel. Es tut gut, zu einem Ort zurückzukehren, der noch genau so ist, wie ich ihn in Erinnerung habe.
Es klopft. Peter kommt herein, schlieÃt die Tür hinter sich. »Ich weià nicht, was ich sagen soll«, gesteht er.
»Dann sag nichts. Komm einfach rein.«
Peter läÃt sich in den Sessel auf der anderen Seite meines Schreibtisches sinken. »Bist du ganz sicher, Nina? Ich meine, ist es nicht möglich, daà diese Psychiaterin falsche Schlüsse gezogen hat?«
»Ich hab dasselbe Verhalten beobachtet wie sie. Und ich habe dieselben Schlüsse gezogen.« Ich schaue auf und sehe ihn an. »Ein Spezialist hat eindeutige Spuren einer Penetration bei ihm festgestellt, Peter.«
»O Gott.« Peter umklammert beide Knie mit den Händen, ratlos. »Was kann ich für dich tun, Nina?«
»Das, was du ohnehin schon tust. Danke.« Ich lächle ihn an. »Wessen Hirnmasse war es denn nun, in dem Auto?«
Peters weicher Blick ruht auf meinem Gesicht. »Wen interessiert das denn, verdammt? Darüber solltest du dir nicht den Kopf zerbrechen. Du solltest nicht mal hier sein.«
Ich bin hin und her gerissen, möchte mich ihm anvertrauen und andererseits das gute Bild nicht zerstören, das er von mir hat. »Aber Peter«, gestehe ich leise, »es ist einfacher.«
Langes Schweigen tritt ein. Und dann: »Bestes Jahr?« fragt Peter.
Ich greife nach dem Rettungsanker. Das ist einfach â innerhalb weniger Monate wurde ich befördert und bekam Nathaniel. »1996. Bestes Opfer?«
»Polly Purebred aus der Underdog -Serie.« Peter blickt kurz auf, als unser Chef, Wally Moffett, in mein
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