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Die Macht des Zweifels

Titel: Die Macht des Zweifels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult
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vorzustellen, daß sein Dad das auch mal gemacht hat.
    Es klopft, und seine Mom kommt mit Patrick herein. Ohne zu zögern, klettert Patrick die Leiter herauf und quetscht seine gesamten ein Meter siebenundachtzig in den engen Raum zwischen Zimmerdecke und Matratze. Nathaniel muß lächeln, ein bißchen. »He, kleiner Krauter.« Patrick klopft mit der Faust aufs Bett. »Mensch, das ist vielleicht gemütlich. So eins muß ich mir auch zulegen.« Er setzt sich auf und tut so, als würde er mit dem Kopf an die Decke stoßen. »Was meinst du? Soll ich deine Mom fragen, ob sie mir auch so ein Bett kauft?«
    Nathaniel schüttelt den Kopf und reicht Patrick eine Karte. »Ist die für mich?« fragt Patrick, dann liest er den Namen und schmunzelt. »Mike Schmidt, Neuprofi. Dein Dad wird begeistert sein, daß du so großzügig bist.« Er steckt die Karte ein und holt Stift und Block hervor. »Nathaniel, kann ich dir ein paar Fragen stellen?«
    Tja. Er hat keine Lust auf Fragen. Er hat keine Lust auf nichts. Aber Patrick ist schließlich extra zu ihm hochgeklettert. Nathaniel nickt, ja .
    Patrick berührt das Knie des Jungen, langsam, so langsam, daß Nathaniel nicht einmal zusammenfährt. »Krauter, versprichst du, mir die Wahrheit zu sagen?« fragt er freundlich.
    Nathaniel nickt, diesmal langsamer.
    Â»Hat dein Daddy dir weh getan?«
    Nathaniel sieht Patrick an, dann seine Mutter und schüttelt mit Nachdruck den Kopf. Er spürt, daß sich etwas in seiner Brust öffnet, so daß er leichter atmen kann.
    Â»Hat jemand anderes dir weh getan?«
    Ja .
    Â»Weißt du, wer es war?«
    Ja .
    Patricks Augen ruhen unverwandt auf Nathaniel. Er läßt nicht zu, daß Nathaniel wegsieht, auch wenn er das so gern möchte. »War es ein Junge oder ein Mädchen?«
    Nathaniel versucht sich zu erinnern – wie war das Zeichen noch mal? Er blickt zu seiner Mutter hinüber, aber Patrick schüttelt den Kopf, und er weiß, daß er das jetzt alleine schaffen muß. Zögernd hebt er die Hand an den Kopf. Er berührt seine Stirn, als wäre da eine Baseballmütze. »Junge«, hört er seine Mutter übersetzen.
    Â»War es ein Erwachsener oder ein Kind?«
    Nathaniel blinzelt ihn an. Die Zeichen für diese Worte kennt er nicht.
    Â»Ich meine, war er so groß wie ich oder so klein wie du?«
    Nathaniels Hand schwebt zwischen seinem Körper und dem von Patrick. Dann senkt sie sich zielsicher ab bis zur Mitte.
    Patrick lächelt. »Okay, es war also ein mittelgroßer Mann, und es war jemand, den du kennst.«
    Ja .
    Â»Kannst du mir sagen, wer?«
    Nathaniel spürt, wie sich sein ganzes Gesicht verkrampft. Er schließt die Augen, so fest er kann. Bitte bitte bitte , denkt er. Laß mich . »Patrick«, sagt seine Mutter und macht einen Schritt, aber Patrick hebt eine Hand, und sie bleibt stehen.
    Â»Nathaniel, wenn ich dir einen Packen Bilder mitbringen würde« – er zeigt auf die Baseballkarten – »wie die da … meinst du, du könntest mir zeigen, wer es war?«
    Nathaniels Hände flattern über die Stapel, Hummeln, die einen Ort zum Landen suchen. Er blickt von einer Karte zur anderen. Er kann nicht lesen, er kann nicht sprechen, aber er weiß, daß Rollie Fingers einen dicken Schnurrbart hatte und daß Al Hrabosky wie ein Grizzlybär aussah. Wenn er erst mal was im Kopf hat, bleibt es auch drin. Er muß es nur wieder herausholen.
    Nathaniel sieht zu Patrick auf, und er nickt. Das, ja, das kann er.
    Monica hat schon weit schlimmere Unterkünfte gesehen als das Motel, wo sie Caleb Frost findet, aber das hier ist irgendwie unerträglich, und sie denkt, das liegt daran, daß sie sein Zuhause kennengelernt hat, den Platz, wo er eigentlich hingehört. Sobald Caleb ihr Gesicht durch den Spion in der Tür erkannt hat, reißt er sie auf. »Was ist mit Nathaniel?« fragt er. Angst steht in seinen Augen.
    Â»Nichts. Gar nichts. Er hat eine neue Aussage gemacht. Hat jemand anderen identifiziert.«
    Â»Ich verstehe nicht.«
    Â»Das bedeutet, daß Sie nicht mehr unter Verdacht stehen, Mr. Frost«, sagt Monica leise.
    Fragen schießen wie Funken in ihm hoch. »Wer?« stößt Caleb hervor, und das Wort schmeckt nach Asche.
    Â»Ich denke, Sie sollten nach Hause fahren und mit Ihrer Frau reden«, erwidert sie, macht auf dem Absatz kehrt und geht

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