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Die Madonna von Murano: Historischer Roman (German Edition)

Die Madonna von Murano: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Madonna von Murano: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Thomas
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stemmte sich auf die Zehenspitzen, während sie Sarpis Finger und seine Zunge spürte und das wohlbekannte Feuer sengend auf sie übergriff. Ihr Blut sang und strömte in einem urtümlichen Rhythmus durch ihre Adern, in ihren Ohren dröhnte es wie von tausend Trommeln. Nur zwei, drei Herzschläge später schrie sie unterdrückt auf und sackte zusammen. Wie von allein landete sie auf seinem Glied, mit dem er sie aufspießte und sie mit den Bewegungen seiner starken Schenkel und seiner Hände dazu brachte, auf ihm zu reiten. Kaum war sie aus ihrer Benommenheit erwacht, begann die verzehrende Begierde erneut in ihr hochzukochen. Sie stöhnte und wand sich und konnte nicht genug bekommen von seinem Geruch, seinen starken Armen und seiner unersättlichen Leidenschaft. Hatte sie je vorher überhaupt gelebt? Hatte sie gewusst, was es bedeutete, eins mit seinem eigenen Körper zu sein?
    »Fausto«, keuchte sie, die offenen Lippen gegen seinen schweißnassen Hals gepresst. »Gegen dich hilft kein Beten mehr. Ich bin verloren und verdammt.«
    Er verschloss ihr den Mund mit seinen hungrigen Küssen und stieß sich gleichzeitig in sie, bis sie aufschrie und sich verlor, bis sie vollständig und unausweichlich gefangen war in der wilden, endlosen Spirale ihrer verbotenen Lust.
    Der neue Spiegel, der im Portego an der Wand lehnte, war ohne Zweifel ein Meisterwerk, das in allen bekannten Ländern der Erde nicht seinesgleichen fand. Er war ungerahmt und auch sonst ohne jeden Zierrat, einfach eine große, rechteckige Scheibe, ungefähr schulterbreit und so hoch, dass sie Lorenzo bis zur Hüfte reichte, wenn er sich dicht davorstellte. Trat er drei Schritte zurück, konnte er sich vollständig darin sehen, und zwar in einer Genauigkeit und Schärfe, dass es ihm den Atem verschlug. Er war schon in vielen reichen Häusern gewesen, in den königlichen Palästen aller mächtigen Staaten Europas, doch nirgends hatte er einen Spiegel wie diesen vor Augen gehabt. Keinerlei Trübung oder Verzerrung beeinträchtigte sein Abbild, weder dunkle Bereiche noch streifige Stellen minderten die strahlende, glatte Reinheit der vollkommenen Glasfläche.
    Er wandte sich zu seinem Vater um. »Wer hat den gemacht? Ein Deutscher? Ich hörte, dass sie dort neuerdings ungeahnte Qualitäten erzielen.«
    »Nein. Ein Glasmacher von Murano.«
    Lorenzo berührte fasziniert das kühle Glas. Sein Fingerabdruck zeichnete sich bis in die letzte Rille genau ab. »Er ist perfekt. Es ist einfach unglaublich! Ein neues Verfahren?«
    »Wie es heißt, ist es geheim.«
    »Hoffentlich nicht so geheim, um nicht viel Geld damit verdienen zu können. Dieser Mann wird bald sehr, sehr reich sein, wenn er es richtig anstellt. Und seine Zwischenhändler und Exporteure erst recht. Mit wem arbeitet er?«
    Seine Mutter mischte sich ein. »Er darf offiziell gar nicht mehr arbeiten, jedenfalls nicht in Venedig. Die Signoria hat ihn vor zwei Jahren verbannt, weil er mit Sprengpulver hantiert hat.« Caterina krauste missfällig die Stirn. »Hat man je von einer so idiotischen Maßnahme gehört?«
    Lorenzo drehte sich weg, damit seine Eltern sein Gesicht nicht sehen konnten. Dafür wurde es mit gnadenloser Deutlichkeit vom Spiegel zurückgeworfen. Er war kreidebleich, und der Schock zeichnete seine Miene auf eine Art, die niemandem entgehen konnte. So viel zum meisterlichen Maskeradenspiel eines der erfolgreichsten venezianischen Diplomaten, dachte er mit beklommener Selbstironie.
    Seinem Vater war seine Überraschung nicht entgangen. »In der Tat«, sagte er lakonisch. »Es handelt sich um Pasquale Tassini, der damals wegen verbotenen Gebrauchs von Sprengstoff verhaftet wurde, an dem Tag, als Enrico Grimani dich fast umbrachte.«
    Lorenzo hatte seine Fassung zurückgewonnen. »Ich dachte, er sei tot. Jacopo erwähnte etwas in der Art.«
    »Nun, vielleicht wurde das verbreitet, um weiteres Aufsehen zu vermeiden«, meinte Giovanni achselzuckend. »Wenn ich mich recht entsinne, wurde das ganze Verfahren mit großer Eile abgehandelt. Der Freispruch der entflohenen Gefangenen, die Verbannung – es musste alles schnell gehen. Einflussreiche Kräfte haben sich dafür stark gemacht, unter anderem eine Äbtissin aus der Familie des Dogen Mocenigo und sogar der Patriarch. Dem Patriarchen lag besonders daran, den Fall diskret zu regeln.«
    »Der Signoria vermutlich auch«, versetzte Lorenzo sarkastisch. »Wahrscheinlich hat man sogar die Akten verschwinden lassen.«
    »Nun, es ist nicht gerade ein

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