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Die Madonna von Murano: Historischer Roman (German Edition)

Die Madonna von Murano: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Madonna von Murano: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Thomas
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ausgeführte Namenszug war ein so herzzerreißender Anblick, dass Sanchia unwillkürlich die Hand hob und vor den Mund presste, wie immer, wenn sie glaubte, einen inneren Schmerz nicht ertragen zu können.
    Eleonora war aus dem Bett gestiegen und hatte sich neben sie vor die Truhe gehockt. Sie hatte aufgehört zu schluchzen, aber die Tränen liefen ihr weiterhin über das Gesicht. Es war gespenstisch, sie so lautlos weinen zu sehen. Ihr Leid war fast mit Händen zu greifen, es war deutlich zu erkennen, dass es sie förmlich zerriss. »Wenn ich mir vorstelle, wie er nach mir suchte … Sein armes Bein, all die Schmerzen … Wie er sich gefreut haben muss, als er meine Botschaft las … Und Tino … Es stimmt nicht, dass er aussieht wie ich. Er hat sein Gesicht, seine Augen!« Ihre Worte kamen stockend, von erstickten Lauten des Kummers unterbrochen. Sie wollte noch mehr sagen, brachte aber keinen zusammenhängenden Satz mehr heraus. Stattdessen presste sie beide Hände vors Gesicht, als könnte sie so den unaufhörlichen Strom der Tränen eindämmen.
    »Hast du ihm geantwortet?«
    Eleonora schüttelte stumm den Kopf.
    »Warum nicht?«
    »Ich konnte nicht. Gott steh mir bei, aber ich konnte nicht.« Eleonora nahm die Hände vom Gesicht und blickte Sanchia starr an. Nicht nur der Kummer sprach aus ihrer Miene, sondern es war auch darin zu lesen, wie sehr sie über sich selbst entsetzt war.
    Ein lastendes Schweigen breitete sich zwischen ihnen aus, das schließlich von Eleonora gebrochen wurde. Mühsam flüsterte sie: »Er hat noch einmal geschrieben.«
    »Wann?«
    »Vor zwei Wochen.«
    »Wo ist der Brief?«
    »Ich habe ihn ungelesen weggeworfen. Ich … konnte nicht …«
    »Warum hast du ihm nicht einfach die Wahrheit gesagt? Ihm geschrieben, dass du einen anderen heiraten willst?«
    »Es ging nicht«, sagte Eleonora zitternd. Sie ballte die Hände zu Fäusten und wiederholte es, indem sie jedes einzelne Wort herausschrie: »Es ging nicht!«
    Sanchia zuckte zusammen, betroffen von der Wucht der Gefühle, die sich in Eleonoras Blicken offenbarten.
    »Weiß er, dass er einen Sohn hat?«
    Eleonora schüttelte abermals den Kopf, doch dann zog sie verunsichert die Schultern hoch, und Sanchia begriff, welche Angst Eleonora umtrieb. Es war nicht nur das Gefühl, sich gegenüber Pasquale ins Unrecht gesetzt zu haben, sondern auch die Sorge, dass er kommen und sie zur Rechenschaft ziehen könnte. Dass er womöglich bereits Erkundigungen über sie eingezogen hatte und bei nächster Gelegenheit persönlich auftauchte, allen Verboten des Strafgesetzes zum Trotz. Deshalb hatte sie auch mit solcher Eile die Hochzeit mit Sarpi vorangetrieben. Sie wollte vollendete Tatsachen schaffen.
    »Hätte er sich nur schon vor einem Jahr bei mir gemeldet! Oder wenigstens vor einem halben! Ich wäre ihm glücklich in die Arme gefallen! Aber jetzt ist Fausto da, und es ist zu spät.«
    »Was hat Sarpi, was Pasquale nicht hat?«, fragte Sanchia. Sie wollte es aus ehrlichem Interesse heraus wissen, nicht etwa, um Eleonora ins Gewissen zu reden.
    »Wenn du denkst, ich will ihn, weil er zwei Beine und keine Narben hat, täuschst du dich gewaltig!« Eleonora wirkte rechtschaffen entrüstet, obwohl Sanchia ihr nichts dergleichen unterstellt hatte. Mit einer abrupten Handbewegung zerrte sie ein Leinentuch aus der Truhe und wischte sich die nassen Wangen ab. »Und dass er zwölf Jahre jünger ist als Pasquale, bedeutet in meinen Augen auch keinen entscheidenden Vorzug!« Sie sann über weitere Unterschiede nach. »Auch sein Stand hebt ihn nicht über Pasquale hinaus. Im Gegenteil. Pasquale ist … Er ist ein großer Künstler und ein Meister seines Fachs. Während Fausto … nun ja, sicher ist er ein fähiger Medicus, und er kann schreiben und auf gebildete Art Verse rezitieren, aber es gibt viele andere, die das ebenfalls beherrschen, wenn du verstehst, was ich meine.« Sie wedelte unbestimmt mit dem Leinentuch. »Er mag Pasquale in dem Punkt einiges voraushaben, aber das ist eine Sache, die mir nichts bedeutet.« Nach kurzem Nachdenken fügte sie hinzu: »Von den Einkünften her wäre Pasquale sicher auch bessergestellt, jedenfalls war er das vor der Verbannung … Also, kurz gesagt, um Geld geht es wirklich nicht. Davon werde ich irgendwann selbst genug besitzen.« Sie verfiel erneut in Schweigen.
    »Aber er muss doch etwas haben, womit er Pasquale aussticht!«
    Eleonora errötete heftig und schaute zu Boden. Sanchia starrte sie an, dann

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