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Die Mächte des Feuers

Die Mächte des Feuers

Titel: Die Mächte des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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Zadornov wandte sich ab und trank das Glas leer, schenkte sich nach.
    Silenas Verstand befreite sich nur allmählich von der Wirkung der betörenden Augen und der bannenden Stimme. Sie hatte die Bilder, die er ihr geschildert hatte, wahrhaftig vor sich gesehen! Sie schienen durch die Pupillen in ihren Kopf gelangt zu sein, mit all ihrer brutalen Faszination und erschreckenden Echtheit.
    »Einbildung«, krächzte sie und langte nach ihrem Wasser. »Alles Einbildung, Fürst.« Hastig stürzte sie es die Kehle hinab und versuchte, das Gesehene hinfort zu spülen und zu vergessen.
    Zadornov rieb sich mit der linken Hand über das Gesicht, er seufzte. »Nein, Großmeisterin. Ich kenne meine Visionen sehr genau, und bislang haben sie mich niemals getäuscht. Es ist leicht, sie zu deuten, und es gibt keinerlei Spielräume.« Bedauernd ließ er die letzten Tröpfchen aus der Flasche in sein Glas rinnen. »Sollte ich am Leben bleiben, werde ich über das Schicksal der Erde entscheiden und sie vernichten. Ich hatte noch niemals etwas mit Drachen zu schaffen, und diese Exemplare, die ich sah, übertrafen alles, was ich bislang an Aufnahmen von diesen Ungeheuern in der Zeitung gesehen habe.« Er zeigte auf sie. »Aber Sie, Großmeisterin, habe ich erkannt. Seit Sie das Monstrum in der Nähe von Moskau getötet haben, kennt man Ihr Gesicht in meiner Heimat aus den Zeitungen.«
    Silena hatte sich inzwischen beruhigt und die letzte Benommenheit aus ihren Gedanken vertrieben. »Ich habe nicht verstanden, warum ausgerechnet ich Sie umbringen muss, Fürst.«
    Er lächelte, das Lächeln eines erwachsenen Mannes, eines Verführers. »Weil Ihre Lanze mich durchbohrte, kurz nachdem ich die Welt vernichtete. Da es Ihr Schicksal ist, mich umzubringen, dachte ich mir, dass es eine geschicktere Lösung sei, wenn Sie mich töten, b e vor die Menschheit durch meine Schuld untergeht.« Er langte in die rechte Innentasche des Mantels, nahm ein paar geknickte und gefaltete Blätter heraus. »Ich habe versucht zu zeichnen, was ich sah.« Er breitete die Skizzen vor Silena aus. Es waren hervorragende Darstellungen des Drachen und des Lindwurms, und sie erkannte sich selbst in dem Harnisch, den der heilige Georg auf Darstellungen des Hochmittelalters trug.
    Sie zog die Zeichnung der Nebelwand mit den schemenhaften schlangenähnlichen Umrissen zu sich, betrachtete sie genauer. »Wenn ich mich nicht sehr täusche, haben Sie einen asiatischen Drachen zu Papier gebracht«, sagte sie nach einer Weile.
    Alois erschien mit einer Horde von Kellnern und servierte den ersten Gang ihres Essens, nicht ohne dem Fürsten vorher einen bösen Blick zugeworfen zu haben. Sicher war das Palais auf reiche Gäste angewiesen, aber sie sollten nun mal über einen gewissen Stil verfügen.
    Silena kostete von der Terrine vom Bauernhähnchen mit Gänseleber in Thymianwürze und nickte. Die Kellner und der Mâitre zogen sich daraufhin zurück. Das Essen verdiente wahrhaftig keinerlei Beanstandung.
    »Sie können mir glauben, Großmeisterin, dass es mir ziemlich gleichgültig ist, welche Scheusale auf mich einstürmen«, sagte der Fürst. »Alles, was ich möchte, ist, das Ende zu verhindern, wie es mir meine Vision offenbart hat.«
    »Das ist wirklich Ihr Ernst, Fürst?«
    Er legte beide Hände auf den Griff des Spazierstocks. »Das ist es.«
    »Ich soll also«, sie warf einen Blick auf die Zeichnung von ihr, »in eine Rüstung steigen und Sie hoch zu Ross mit einer Lanze niederstrecken, ja?«
    »Nein. Es wird genügen, wenn Sie mich erschießen«, Zadornov sah auf die Luger unter ihrer Achsel, »oder enthaupten.« Dieses Mal deutete er auf den Säbel. »Hauptsache, es dauert nicht lang, und ich bin tot. Ich gehe davon aus, dass die Schneide scharf ist.«
    Silena legte das Besteck auf den Tellerrand. »Fürst, Sie sind verwirrt. Davon abgesehen darf ich Sie nicht umbringen, nur weil Sie es wünschen. Sie sind kein Drache, also habe ich keinen Grund, Sie zu verletzen, geschweige denn zu töten. Es wäre Mord.«
    Zadornov, der bis eben noch sehr hoffnungsvoll gewirkt hatte, sprang auf, richtete die Stockspitze auf sie. »Sie haben nichts von dem verstanden, was ich Ihnen sagte, Großmeisterin! Wir reden vom Untergang der Menschheit! Und Sie weigern sich, dieses Unglück verhindern zu wollen?«
    Die Gäste des Restaurants sahen wieder auf, es wurde getuschelt. Welch eine Zugabe zu dem exquisiten Menü du jour.
    »Verschwinden Sie, Fürst«, riet Silena ihm unfreundlich. »Gehen

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