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Die Mächte des Feuers

Die Mächte des Feuers

Titel: Die Mächte des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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Schwelle des Arbeitszimmers auf. Fast alles an ihm war kariert, bis auf das weiße Hemd und die braunen Schuhe.
    »Halt!«, rief er aufgeregt und streckte einen Arm aus, als könne er den Vorschlaghammer erreichen. »Nicht! Niemand rührt den Tresor an!«
    »Da sind Sie ein paar Stunden zu spät aufgestanden, Mister Skelton«, meinte Silena unfreundlich.
    »Der Panzerschrank ist Eigentum von Hamsbridge & Coopers Insurance. Eine Beschädigung…« Skelton rückte die runde Brille zurecht und stierte auf die Metallspäne. »Sie haben das Schloss zerstört?«
    »Jawohl, Mister Skelton. Denn ich habe berechtigte Gründe anzunehmen, dass sich darin etwas befindet, was das Officium Draconis in einem Mysterium gehörig voranbringt.« Sie musterte den Versicherungsmenschen. »Keine Sorge, wir kaufen einen neuen Tresor, wenn es Sie beruhigt. Und…« In diesem Augenblick fiel ihr das Leuchten ihres Amuletts auf. »Oh, verflucht«, zischte sie und eilte zum Fenster. Die Augen suchten den Himmel ab, doch sie entdeckte keinen schwarzen Drachen. Er verbarg sich.
    »Ich mache mir Sorgen um den Inhalt, Großmeisterin.« Skelton stellte seinen Koffer auf dem Schreibtisch ab, öffnete ihn und wühlte in unübersehbar vielen Listen umher, bis er eine hervornahm und blätterte. »Laut meinen Unterlagen befinden sich wertvolle Porzellaneier mit Diamantbesatz darin, die nach den Plänen von Forberge angefertigt wurden. Es ist nicht auszuschließen, dass Sie…«
    »Wir haben keine Zeit. Der Drache ist in der Nähe.« Silena schickte zwei Männer zur Beobachtung aufs Dach des Hauses, einen weiteren in die Halle zum Telefon, der Litzow informieren sollte. Mehr konnte sie vorerst nicht tun. Dann nickte sie dem wartenden Mann mit dem Vorschlaghammer ein weiteres Mal zu, und er zerschmetterte das Drehrädchen an der Tür mit einem gewaltigen Hieb. Die Wucht trieb das Schloss in den Innenraum des Schranks, es klirrte metallen.
    »Ausgezeichnete Arbeit, Männer«, lobte sie und schritt ungerührt an Skelton vorbei, dessen Mund vor Entrüstung weit offen stand. »Brecht ihn ganz auf.«
    Lange Stemmeisen wurden angesetzt, die Männer setzten die gesamte Muskelkraft ein und hebelten die Tür auf.
    »Das ist eine Frechheit, Großmeisterin!«, rief Skelton und machte sich sofort Notizen. »Ich werde einen unserer Fotografen holen lassen, der den Schaden mit einem Bild festhält.«
    »Mister Benson, bringen Sie Mister Skelton bitte nach draußen. Falls ein Drache dort sitzen sollte, überlassen Sie ihn dem Vieh mit meinen besten Empfehlungen«, befahl sie ungerührt. »Ich habe meine Leica dabei, Mister Skelton. Ich schieße ein paar nette Aufnahmen und lasse sie Ihnen zukommen, wenn Sie das beruhigt.« Sie kümmerte sich nicht weiter um den zeternden Briten, der von dem Butler nach draußen geführt wurde, sondern wartete darauf, dass die Männer den Schrank öffneten.
    Widerwillig schwang die Tür auf; dahinter lagen die Trümmer des Schlosses und ein Eisenkästchen, das einer der Arbeiter ihr reichte. Sie erbat sich ein Stemmeisen und knackte die Schatulle, und darin befanden sich – uringelbe Schmutzbrocken.
    »Was ist das denn?« Silena fuhr mit dem Zeigefinger in der Ansammlung unterschiedlich großer Brösel umher, suchte nach mehr unter der gelblichen Substanz, die streng nach faulen Eiern roch und an eine Mischung aus Gummi Arabicum, Weihrauch und getrockneten Gallensteinen erinnerte; viele der Stückchen zerfielen bei der leichten Berührung in kleinere Teile wie feuchter Sand. Was konnte ein Drache damit wollen?
    »Sie haben es zerstört, Großmeisterin!« Benson hatte das Arbeitszimmer wieder betreten, trat zu ihr und schaute in das Kistchen.
    »Ich sehe keine Schalen, Mister Benson, daher gehe ich davon aus, dass sich niemals so etwas wie ein Ei darin befand«, schnarrte sie und hob den Finger, an dessen Spitze etwas von der Substanz haftete. »Was ist das, Sir? Sie wissen es!«
    »Ich weiß nicht, was es ist, aber dass es unglaublich kostbar für meinen Herrn war. Er hat es über einen Mittelsmann von Drachenjägern gekauft. Für eine halbe Million Pfund. Das hier war ein Teil von einem größeren … Stein oder etwas in der Art.« Benson wich einen Schritt vor ihr zurück. »Sie haben es kaputtgemacht!«, wiederholte er. »Das letzte Mal, als ich es sah, bestand es aus einem Stück, klein wie ein Taubenei.«
    »Wie dem auch sei.« Silena klappte den Deckel zu, der Gestank wurde ihr zu intensiv. »Ich beschlagnahme dieses Zeug im Namen

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